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ein mehreres nachgelesen werden kann. – – Doch, damit meine Contenta nicht länger werden, als meine Rede geworden wäre, so hören Sie nur weiter. Meine zweite Pars erwies so kurz als gründlich, daß eine Frau das größte Unglück auf der Welt sei, und leitete daraus unwidersprechlich her, daß das Heiraten eine sehr unsinnige Sache sein müsse, welches denn weitläuftig mit Testimoniis, besonders mit dem Ihrigen bestärkt wurde.
Wumshäter
. Ei! lieber Herr Solbist, wie waren Sie auf eine so vortreffliche Materie gekommen? Gewiß, ich beklag es nunmehr recht herzlich, daß Ihre Rede so vor die Hunde gegangen ist. Je! je! Aber wie komm ich denn dazu, daß Sie mir so ein Vergnügen haben machen wollen? Es ist doch heute weder mein Geburtstag, noch mein Namenstag, daß ich etwa dächte, Sie hätten mir so eine schöne Gratulationsrede halten wollen. –
Solbist
. Aus meiner dritten Pars wird Ihnen alles klar werden. – – Die dritte Pars endlich enthielt, daß dem ohngeachtet, diese Unsinnigkeit, nämlich die Unsinnigkeit zu heiraten, – raten Sie einmal, wer? begehen wollte –
Wumshäter
. Wer? Doch wohl nicht mein Sohn? Denn dem denk ich es wohl ausgeredt zu haben.
Solbist
. Nicht Ihr Sohn, nein.
Wumshäter
. Nun, so wollte ich, daß es mein ärgster Feind sein müsse!
Solbist
. Bravo!
Wumshäter
. Ich wollte, daß es Leander wäre!
Solbist
. Getroffen!
Wumshäter
. Wirklich? O, daß ich keine von meinen drei Weibern vom Tode erwecken, und sie ihm geben kann.
Solbist
. Das können Sie, Herr Wumshäter, das können Sie, wenn Sie nur wollen! Leibt und lebt nicht Ihre zweite Frau in Ihrer Jungfer Tochter? Kurz, sehen Sie in mir den Brautwerber des Herrn Leanders, und zwar um die Ehr- und Tugendsame Jungfer, Jungfer Laura, eheleiblichen einzigen Tochter des Herrn, Herrn Zacharias Maria Wumshäter. Wenn er in seinem Suchen glücklich ist, so sollen Sie den Prozeß gewonnen haben. Dixi!
Wumshäter
. Was? allerliebster Herr Solbist, ist es möglich? Leander will meine Tochter haben, und wenn ich sie ihm gebe, soll ich den Prozeß gewonnen haben?
Solbist
. Sollen Sie ihn gewonnen haben! Besinnen Sie sich ja nicht lange.
Wumshäter
. Ich mich besinnen?
Solbist
. Sie müssen überzeugt sein, daß man kein feindseliger Verfahren erdenken kann, als einem eine Frau zu geben.
Wumshäter
. Das bin ich! Er soll sie haben, ja; mit Freuden will ich sie ihm geben. Wie soll sie ihm das Leben so sauer machen! Leander, Leander, er soll den Verdruß zehnfach wieder empfinden, den er mir verursacht hat. Wie will ich mich freuen, wenn ich bald erfahren werde, daß sich meine Tochter täglich mit ihm zankt; daß sie ihn keinen Bissen in Ruhe genießen läßt, daß sie sich so gar an ihm vergreift, daß sie ihm untreu ist, daß sie ihm sein Vermögen durchbringt, daß er endlich Haus und Hof ihrentwegen verlassen muß! Ich denke, ich denke, sie solls dahin bringen. Ja, ja, Herr Solbist, Leander soll meine Tochter haben, er soll sie haben – Allein, wenn ich den Prozeß dadurch gewinne, so muß ich die deponierten sechstausend Taler ausgezahlt bekommen.
Solbist
. Die können Sie morgen bekommen.
Wumshäter
. Morgen? das wäre vortrefflich! Ich hätte eben Gelegenheit sie zu sechs Prozent unterzubringen. – – Aber Leander denkt doch wohl nicht, daß er sie zur Aussteuer etwa wieder bekommen werde? Das mag er sich nur vergehen lassen. Mitgeben kann ich meiner Tochter nichts, gar nichts.
Solbist
. Es wird auch nicht nötig sein; Leander ist selbst reich genug.
Wumshäter
. Wenn das ist, so ist sie, wenn er will, noch heute seine Frau. Ich wollte sie zwar meinem Sohne mitgeben; doch daraus wird nun nichts. Es ist besser, daß sie mich an einem Menschen rächt, der mir so vieles Unrecht getan hat. Wir wollen gleich zu ihr gehen; kann doch Herr Leander hernach selbst herkommen. Kommen Sie, Herr Solbist –
Solbist
. Gehen Sie nur. Ich muß meine Spitzenkrause vorher wieder abbinden, und die glaßierten Handschuh einstecken. Sagen Sie es aber ja niemanden, daß ich der Brautwerber gewesen bin! Wumshäter gehet ab. Es möchte sich zu meinem Amte nicht allzuwohl schicken; weswegen ich denn auch ganz weislich in dem völligen Ornate nicht herkommen wollte. Wie leicht hätte man mir es ansehen können, daß ich mir einen Kuppelpelz verdienen wollen. Geschwind, es kommt jemand! – –
{ ‡ }
Sechster Auftritt
Lisette. Solbist.
Solbist
indem er sich noch die Krause abbindet. Ist Sies, Lisettchen? Nun, nun, Sie darf es
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