Werke
Herz ist bereits versagt.« – Das hätten Sie zu mir sagen sollen, und ich würde mich nicht mehr unterstanden haben, eines andern Gut zu begehren.
Laura
bei Seite. Hui, daß ihm mein Bruder von Leandern etwas in den Kopf gesetzt hat?
Lelio
. Allzuglücklicher Leander!
Laura
bei Seite. Ja, ja, es ist richtig. Das will ich ihm gedenken. – Mein Herr, –
Lelio
. Nur keine Entschuldigungen, Madmoisell! Sie könnten leicht das Übel ärger machen, und ich könnte anfangen zu glauben, daß Sie mich wenigstens betauerten. Ich kenne die geheiligten Rechte einer ersten Liebe, wofür ich Ihre Liebe gegen Leandern halte. Ich will mich des törichten Unternehmens, sie zu schwächen, nicht schuldig machen. Alles würde vergebens sein –
Laura
. Ich erstaune über Ihre Leichtgläubigkeit.
Lelio
. Sie haben Recht, darüber zu erstaunen. Konnte ich mir etwas Törichters einbilden, als daß Ihre bezaubernden Reize auf mich sollten gewartet haben, ihre Macht über ein empfindliches Herz zu äußern?
Laura
. Diese Leichtgläubigkeit würde Ihnen zu vergeben gewesen sein. Merken Sie denn aber nicht, oder wollen Sie es nicht merken? –
Lelio
. Und was, schönste Laura? –
Laura
. Daß es eine ganz andere Leichtgläubigkeit ist, die mich an Ihnen ärgert. –
Lelio
. Eine andere? – Sie haben Recht! – Ah, ich Dummkopf! –
Laura
. Nun?
Lelio
. Ich kann meine Augen, vor Scham, nicht aufschlagen. –
Laura
. Vor Scham?
Lelio
. Wie lächerlich muß ich Ihnen vorkommen? –
Laura
. Ich wüßte nicht –
Lelio
. Wie abgeschmackt erscheine ich mir selbst! –
Laura
. Mit Ihren Erscheinungen! – Und warum denn?
Lelio
. Ja wohl, wie lächerlich, wie abgeschmackt, daß ich Höflichkeit für Zärtlichkeit, gesellschaftliche Verbindlichkeiten für Merkmale einer werdenden Liebe gehalten habe! Das, das ist die Leichtgläubigkeit, die Ihnen an mir so ärgerlich ist; eine Leichtgläubigkeit, die desto sträflicher wird, je mehr Stolz sie voraussetzt.
Laura
. Lelio!
Lelio
. Aber vergeben Sie mir; sein Sie großmütig, schönste Laura; richten Sie mich nicht nach aller Strenge. Meine Jugend verdient Ihre Nachsicht. Welche Mannsperson von meinen Jahren, von meiner Bildung, von meiner Lebhaftigkeit, ist nicht ein wenig Geck? Es ist unsere Natur. Jeder lächlende Blick, dünkt uns der Zoll unsrer Verdienste, oder die Huldigung unsres Werts; ohne zu untersuchen, ob er nicht bloß aus Zerstreuung, ob er nicht aus Mitleid, ob er nicht wohl gar aus Hohn auf uns gefallen. –
Laura
. O, Sie machen mich ungeduldig. – Ich weiß gar nicht, wie es mit Ihrem kleinen Gehirne dann und wann steht.
Lelio
. Nicht immer zum besten. – Aber besorgen Sie von mir weiter nichts. Sie haben mich in die Schranken meiner Geringfügigkeit zurück gewiesen –
Laura
. Noch mehr? – Ich sehe meinen Vater kommen, ich muß es kurz machen – Daß Sie ein albernes Märchen von einem gewissen Leander sich so leicht für Wahrheit aufbinden lassen, das, das ist die Leichtgläubigkeit, die mich an Ihnen verdrießt – Ich verlasse Sie; folgen Sie mir unvermerkt in das Gartenhaus. – Sie sollen Beweise haben, daß man Sie hintergehen will. – Gehet ab.
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Dritter Auftritt
Wumshäter. Valer. Lelio.
Lelio
. Ich werde dir nicht folgen, gutes Kind! Wüßte ich doch nicht, was mir so sauer geworden wäre, als diese Unterredung.
Wumshäter
. Sie sind mir ja unter den Händen weggekommen, Herr Lelio. – Was mir mein Sohn den Kopf warm macht, das können Sie kaum glauben! Sieh, über dein verwünschtes Anhalten, habe ichs ganz vergessen, daß Herr Solbist zu mir kommen wollen. Wo er nur nicht schon da gewesen ist! Meine Leute sagen mir auch gar nichts. Aber woher kömmts? Da hat mich der Himmel mit lauter weiblicher Aufwartung bestraft, und wenn ich ja einmal einen guten Menschen zur Aufwartung habe, so vergeht kein Monat, daß ihn nicht das verdammte Mädel, die Lisette, in ihren Stricken hat. Nu, nu, ist nur meine Tochter erst fort, so will ich auch keine weibliche Fliege mehr unter meinem Dache leiden.
Valer
. Sehen Sie, Herr Vater, jetzt eben kömmt Herr Solbist.
{ ‡ }
Vierter Auftritt
Solbist in einer großen Zipfelperuque und einen Packt Akten unter dem Arme. Die Vorigen.
Wumshäter
. Ei, sind Sie es denn, mein lieber Herr Solbist?
Solbist
. Ja freilich bin ichs.
Valer
sachte zum Lelio. Lassen Sie ihm ja nicht merken, daß Sie von seinem Anschlage etwas wissen; denn alles sollen bei ihm Geheimnisse sein.
Wumshäter
. Nun, was bringen
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