Werke
Sie mir Gutes?
Solbist
. Habe ichs nicht gleich lieber sollen vor der Haustüre sagen? – Geduld! Ich muß ganz in geheim mit Ihnen sprechen.
Wumshäter
. Ganz in geheim? Sie machen mich unruhig.
Solbist
zu dem Lelio, welcher ihn von unten und oben betrachtet. Nun, was begucken Sie mich da?
Lelio
. Ich bewundere Sie.
Solbist
. Wie ein Bauer, der einmal in die Stadt kömmt, ein groß Haus.
Lelio
. Ich sehe, Sie haben sich heute außerordentlich geputzt.
Solbist
. Ich will ein Schelm sein, wenn es um Ihrentwillen geschehen ist.
Lelio
. In dieser Peruque könnten Sie sich vor die Europäische Fama stechen lassen.
Solbist
. Vexieren Sie mich heute nur nicht; heute bin ich in meinen Berufsverrichtungen. Ein andermal können Sie Ihren Spaß mit mir haben. Heute respektieren Sie mein Amt.
Lelio
. Ich habe allen Respekt vor Ihre Akten.
Solbist
. Die Spötterei hätten Sie können weglassen. Ist es meine Schuld, daß ich mir sie selber tragen muß? Nein, gewiß nein! Ich habe nun lange genug der undankbaren Stadt, und der lieben Dorfschaft, als ein betreibsamer Rechtskonsulent gedient; und meine Dienste hätten mir, von rechtswegen, schon so viel abwerfen sollen, daß ich mir einen Jungen, einen Schreiber, einen Sekretär, oder so etwas, halten könnte. Aber wer kann denn das Glück zwingen? Bis jetzt bin ich mir alles noch selbst. Sobald ich mir aber einen Jungen, oder so etwas, werde halten können, wird meine Großmut, Sie dazu in Vorschlag zu bringen, nicht anstehen.
Lelio
. Sie scherzen, Herr Solbist; und das sehr fein.
Solbist
. Ich scherze nie anders. Doch, Herr Wumshäter, machen Sie, machen Sie, daß die Leutchen wegkommen. Ich muß allein mit Ihnen reden.
Lelio
. Sie dürfen ja nur im Kanzeleistile mit ihm reden; und es wird so gut sein, als ob wir nicht da wären.
Wumshäter
. Aber es sind ja meine Freunde; was Sie mir zu sagen haben, können Sie ja wohl in ihrer Gegenwart sagen.
Solbist
. Sie wollen mich also nicht hören? Gut! – – Er will gehen.
Lelio
. Wir wollen Sie seinem Eigensinne nicht aussetzen, Herr Wumshäter. Bleiben Sie nur, Herr Solbist; wir gehen schon. Sachte zum Valer. Kommen Sie, Valer; es wird ohnedem bald Zeit sein, daß ich mich umkleide.
Wumshäter
. Nehmen Sie es doch nicht übel! Valer und Lelio gehen ab.
{ ‡ }
Fünfter Auftritt
Wumshäter. Solbist.
Wumshäter
. Lassen Sie doch nunmehr hören, Herr Solbist, was Sie mir für Geheimnisse zu vertrauen haben.
Solbist
. Sind sie weg? – Treten Sie hierher! Sie möchten an der Türe horchen.
Wumshäter
. Nun?
Solbist
. Herr Leander –
Wumshäter
. Hat ihn der Henker geholt?
Solbist
. St! Hören Sie doch nur. Herr Leander will – Sachte ins Ohr. will sich mit Ihnen vergleichen.
Wumshäter
sehr laut. Was? will sich mit mir vergleichen?
Solbist
. St! st! Ja, er will. Er hat sich von mir lassen übern Tölpel stoßen.
Wumshäter
sehr laut. Sie mögen selber ein Tölpel sein. Ich mag mich mit ihm nicht vergleichen. Wie viele hundertmal habe ich Ihnen das nicht auf das teuerste versichert?
Solbist
. St! st! st! Mit Ihrem verzweifelten Schreien werden Sie mich um Ehre, Reputation, Kredit und alles bringen. Wenn es nun jemand gehört hat?
Wumshäter
. O, das Zeugnis will ich Ihnen vor aller Welt geben, daß Sie nichts als meinen Ruin suchen. Vergleichen? habe ich nicht die gerechteste Sache?
Solbist
. Auch die gerechteste Sache kann verloren werden, wenn sie wie die Ihrige steht. Ihre selige Frau hat es schon zu weit kommen lassen.
Wumshäter
. Das verwünschte Weib! Kömmt nicht all mein Unglück von Weibern her?
Solbist
. Nicht allein Ihr Unglück, sondern überhaupt alles Unglück, das in der Welt geschieht, – wie ich hernach erweisen werde. Machen Sie nur, daß Sie den Beweis bald hören können, und sagen Sie mir kurz, ob es Ihnen nicht lieb sein würde, wenn Leander – ich will nicht sagen, sich mit Ihnen vergliche: denn von Vergleichen wollen Sie nichts hören – sondern unter einer kleinen, ganz kleinen Bedingung, den Prozeß hängen ließ.
Wumshäter
. Hängen ließ? So, daß ich ihn gleichsam gewonnen hätte? Ja, das wäre noch etwas. Aber was ist es denn für eine Bedingung?
Solbist
. Eine Bedingung, die vollkommen nach Ihrem Sinne sein wird.
Wumshäter
. Nun?
Solbist
. Kurz, Leander – will den Prozeß unter der Bedingung hängen lassen, – unter der Bedingung, Herr Wumshäter – Sachte ins Ohr. daß Sie sein Unglück machen wollen.
Wumshäter
sehr laut. Was? daß ich sein Unglück machen
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