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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Vorigen.
    Wumshäter
. Nun? Hast du dem armen Herrn Solbist die Augen ausgekratzt?
    Lisette
. Wenn er nicht schon fort gewesen wäre, wer weiß was sie getan hätte.
    Wumshäter
. O, ich will es wohl glauben, daß sie als eine wohlgeratene Tochter demjenigen alles Unglück anwünscht, der ihren rechtschaffenen Vater von zwei beschwerlichen Dingen auf einmal befreiet; von einem Weibsbilde und einem Prozesse. Aber du magst mir dieses Glück nun gönnen, oder nicht, so will ich es doch nicht länger entbehren. Du mußt Leanders Frau werden, oder meine Tochter zu sein aufhören.
    Laura
. Dieses Oder ist hart! Gleichwohl nehme ich mir die Freiheit, Ihnen zu sagen, daß ich Ihren ersten Befehl vorziehe, und mit dem Bruder reisen will. Ich kann meinen Willen so geschwind nicht ändern, als Sie den Ihrigen. Oder hat man Sie etwa zu bereden gesucht, daß ich Leandern liebe?
    Wumshäter
. Daran ist nicht gedacht worden; desto besser wenn du ihn nicht liebst! Mit der Liebe einer Weibsperson sind es zwar so bloße Narrenspossen, und lieben heißt bei euch nur weniger hassen. Ihr seid nicht im Stande jemanden zu lieben, als euch selbst. –
    Lisette
fährt auf ihn los. Nein, mein Herr, das ist zu toll! Ihre Jungfer Tochter hat zwar Unrecht, daß sie den Mann von Ihrer Hand nicht annehmen will, aber müssen Sie deswegen das ganze Geschlecht lästern?
    Wumshäter
. Hu! – Nun ist es Zeit, daß ich geh. Ich will lieber zwischen zwei Mühlräder, als zwischen zwei Weibsbilder kommen. Schweig, ich bitte dich, schweig! Sie kann sich allein genug verantworten.
    { ‡ }
Dritter Auftritt
    Valer. Die Vorigen.
    Valer
. Eben jetzt, Herr Vater, ist die Schwester des Lelio angekommen. Sie ist bei einem Anverwandten, den sie hier hat, abgetreten, und hat sich bereits bei mir melden lassen. Ich erwarte sie alle Augenblicke. Sie sind es doch noch zufrieden, daß ich sie Ihnen vorstellen darf?
    Wumshäter
. Einmal möchte ich sie wohl sehen, wenn es auch nur der vorgegebenen Ähnlichkeit wegen wäre. Aber mehr als einmal auch nicht. Bringe sie nur. Ich will es ihr selbst, so bescheiden als möglich, sagen, daß sie auf dich keine Rechnung machen soll.
    Laura
. Wie, Bruder? So ist deine Hilaria hier, und du hast mir es auch nicht mit einem einzigen Worte vorhergesagt, daß sie kommen werde?
    Valer
. Du wirst es nicht übel nehmen, Schwester. Ich habe dir nichts Ungewisses sagen wollen. – Du wirst dich aber über noch weit mehr, als über ihre bloße Ankunft, zu verwundern haben. Ihre erstaunliche Ähnlichkeit mit ihrem Bruder – Wen seh ich? Himmel! Sie ist es selbst!
    { ‡ }
Vierter Auftritt
    Lelio in ihrer wahren Gestalt als Hilaria. Die Vorigen.
    Valer
. Ach! schönste Hilaria, wie erfreut, wie glücklich machen Sie mich! Wie soll ich Ihnen genug dafür danken, daß Sie eine Familie zu besuchen würdigen, die auf eine nähere Verbindung mit Ihnen schon zum voraus stolz ist.
    Lelio
. Erlauben Sie, Valer, daß ich vor jetzt Ihre Schmeichelei unbeantwortet lasse, und vor allen Dingen demjenigen Gegen Wumshätern. meine Ehrerbietigkeit bezeuge, der es mir so gütig erlauben will, ihn als einen Vater zu lieben.
    Wumshäter
. Es ist mir ange – sehr unange – nicht ganz unangenehm, Madmoisell, Sie kennen zu lernen; nur muß ich Ihnen gleich Anfangs sagen, daß Sie ein wenig zu geschwind gehen. Ich werde von zweien bereits Vater genennt –
    Valer
. Und es ist sein einziger Wunsch, auch von Ihnen dafür erkannt zu werden. –
    Wumshäter
. Nein doch, mein Sohn.
    Valer
indem er die Hilaria der Laura zuführt. Lassen Sie sich, Hilaria, von einer Schwester umarmen, die ihre Freude nicht mehr mäßigen kann.
    Lelio
indem sie sich umarmen. Ich bin so frei, schönste Laura, um Ihre Freundschaft zu bitten. –
    Laura
. Ich bin beschämt, daß ich mir in dieser Bitte habe zuvor kommen lassen.
    Valer
. Nun, Herr Vater? Erstaunen Sie nicht über die Gleichheit, die Hilaria mit ihrem Bruder hat?
    Laura
. Gewiß, man muß darüber erstaunen. Ich kann mich nicht satt sehen. Wo ist Herr Lelio? Warum können wir nicht das Vergnügen haben, ihn mit diesem Ebenbilde zu vergleichen?
    Wumshäter
. Wenn Lelio nur da wäre; wenn er nur da wäre! Ich weiß nicht, wo ihr die Augen haben müßt, ihr Leute. Ich will zwar nicht sagen, Madmoisell, daß Sie gar nichts Ähnliches mit Ihrem Bruder haben sollten; allein, man muß wirklich genau darauf sehen, wenn man es bemerken will. Vors erste, ist Lelio wenigstens eine Hand breit größer; der hohen Absätze an Ihren

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