Werke
Maske steigt ab. – Es ist Angelo selbst. Der Tolldreiste! – Endlich, hier weiß er die Schliche. – Er winkt mir zu. Er muß seiner Sache gewiß sein. – Ha, Herr Graf, der Sie nicht nach Massa wollten, und nun noch einen weitern Weg müssen! – Wer hatte Sie die Affen so kennen gelehrt? Indem er nach der Türe zugeht. Ja wohl sind sie hämisch. – Nun Angelo?
Angelo
der die Maske abgenommen. Passen Sie auf, Herr Kammerherr! Man muß sie gleich bringen.
Marinelli
. Und wie lief es sonst ab?
Angelo
. Ich denke ja, recht gut.
Marinelli
. Wie steht es mit dem Grafen?
Angelo
. Zu dienen! So, so! – Aber er muß Wind gehabt haben. Denn er war nicht so ganz unbereitet.
Marinelli
. Geschwind sage mir, was du mir zu sagen hast! – Ist er tot?
Angelo
. Es tut mir leid um den guten Herrn.
Marinelli
. Nun da, für dein mitleidiges Herz! Gibt ihm einen Beutel mit Gold.
Angelo
. Vollends mein braver Nicolo! der das Bad mit bezahlen müssen.
Marinelli
. So? Verlust auf beiden Seiten?
Angelo
. Ich könnte weinen, um den ehrlichen Jungen! Ob mir sein Tod schon das Indem er den Beutel in der Hand wieget. um ein Vierteil verbessert. Denn ich bin sein Erbe; weil ich ihn gerächet habe. Das ist so unser Gesetz: ein so gutes, mein’ ich, als für Treu und Freundschaft je gemacht worden. Dieser Nicolo, Herr Kammerherr –
Marinelli
. Mit deinem Nicolo! – Aber der Graf, der Graf –
Angelo
. Blitz! der Graf hatte ihn gut gefaßt. Dafür faßt’ ich auch wieder den Grafen! – Er stürzte; und wenn er noch lebendig zurück in die Kutsche kam: so steh’ ich dafür, daß er nicht lebendig wieder heraus kömmt.
Marinelli
. Wenn das nur gewiß ist, Angelo.
Angelo
. Ich will Ihre Kundschaft verlieren, wenn es nicht gewiß ist! – Haben Sie noch was zu befehlen? denn mein Weg ist der weiteste: wir wollen heute noch über die Grenze.
Marinelli
. So geh.
Angelo
. Wenn wieder was vorfällt, Herr Kammerherr, – Sie wissen, wo ich zu erfragen bin. Was sich ein andrer zu tun getrauet, wird für mich auch keine Hexerei sein. Und billiger bin ich, als jeder andere. Geht ab.
Marinelli
. Gut das! – Aber doch nicht so recht gut. – Pfui, Angelo! so ein Knicker zu sein! Einen zweiten Schuß wäre er ja wohl noch wert gewesen. – Und wie er sich vielleicht nun martern muß, der arme Graf! – Pfui, Angelo! Das heißt sein Handwerk sehr grausam treiben; – und verpfuschen. – Aber davon muß der Prinz noch nichts wissen. Er muß erst selbst finden, wie zuträglich ihm dieser Tod ist. – Dieser Tod! – Was gäb’ ich um die Gewißheit!
{ ‡ }
Dritter Auftritt
Der Prinz. Marinelli.
Der Prinz
. Dort kömmt sie, die Allee herauf. Sie eilet vor dem Bedienten her. Die Furcht, wie es scheinet, beflügelt ihre Füße. Sie muß noch nichts argwohnen. Sie glaubt sich nur vor Räubern zu retten. – – Aber wie lange kann das dauern?
Marinelli
. So haben wir sie doch fürs erste.
Der Prinz
. Und wird die Mutter sie nicht aufsuchen? Wird der Graf ihr nicht nachkommen? Was sind wir alsdann weiter? Wie kann ich sie ihnen vorenthalten?
Marinelli
. Auf das alles weiß ich freilich noch nichts zu antworten. Aber wir müssen sehen. Gedulden Sie sich, gnädiger Herr. Der erste Schritt mußte doch getan sein. –
Der Prinz
. Wozu? wenn wir ihn zurücktun müssen.
Marinelli
. Vielleicht müssen wir nicht. – Da sind tausend Dinge, auf die sich weiter fußen läßt. – Und vergessen Sie denn das Vornehmste?
Der Prinz
. Was kann ich vergessen, woran ich sicher noch nicht gedacht habe? – Das Vornehmste? was ist das?
Marinelli
. Die Kunst zu gefallen, zu überreden, – die einem Prinzen, welcher liebt, nie fehlet.
Der Prinz
. Nie fehlet? Außer, wo er sie gerade am nötigsten brauchte. – Ich habe von dieser Kunst schon heut’ einen zu schlechten Versuch gemacht. Mit allen Schmeicheleien und Beteuerungen konnt’ ich ihr auch nicht ein Wort auspressen. Stumm und niedergeschlagen und zitternd stand sie da; wie eine Verbrecherin, die ihr Todesurteil höret. Ihre Angst steckte mich an, ich zitterte mit, und schloß mit einer Bitte um Vergebung. Kaum getrau’ ich mir, sie wieder anzureden. – Bei ihrem Eintritte wenigstens wag’ ich es nicht zu sein. Sie, Marinelli, müssen sie empfangen. Ich will hier in der Nähe hören, wie es abläuft; und kommen, wenn ich mich mehr gesammelt habe.
{ ‡ }
Vierter Auftritt
Marinelli, und bald darauf dessen Bedienter Battista mit Emilien.
Marinelli
. Wenn sie ihn nicht selbst
Weitere Kostenlose Bücher