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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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ich, der Befehl des Herrn –
    Appiani
. Der Befehl des Herrn? – des Herrn? Ein Herr, den man sich selber wählt, ist unser Herr so eigentlich nicht – Ich gebe zu, daß Sie dem Prinzen unbedingtern Gehorsam schuldig wären. Aber nicht ich. – Ich kam an seinen Hof als ein Freiwilliger. Ich wollte die Ehre haben, ihm zu dienen; aber nicht sein Sklave werden. Ich bin der Vasall eines größern Herrn –
    Marinelli
. Größer oder kleiner: Herr ist Herr.
    Appiani
. Daß ich mit Ihnen darüber stritte! – Genug, sagen Sie dem Prinzen, was Sie gehört haben; – daß es mir leid tut, seine Gnade nicht annehmen zu können; weil ich eben heut’ eine Verbindung vollzöge, die mein ganzes Glück ausmache.
    Marinelli
. Wollen Sie ihn nicht zugleich wissen lassen, mit wem?
    Appiani
. Mit Emilia Galotti.
    Marinelli
. Der Tochter aus diesem Hause?
    Appiani
. Aus diesem Hause.
    Marinelli
. Hm! hm!
    Appiani
. Was beliebt?
    Marinelli
. Ich sollte meinen, daß es sonach um so weniger Schwierigkeit haben könne, die Zeremonie bis zu Ihrer Zurückkunft auszusetzen.
    Appiani
. Die Zeremonie? Nur die Zeremonie?
    Marinelli
. Die guten Eltern werden es so genau nicht nehmen.
    Appiani
. Die guten Eltern?
    Marinelli
. Und Emilia bleibt Ihnen ja wohl gewiß.
    Appiani
. Ja wohl gewiß? – Sie sind mit Ihrem Ja wohl – ja wohl ein ganzer Affe!
    Marinelli
. Mir das, Graf?
    Appiani
. Warum nicht?
    Marinelli
. Himmel und Hölle! – Wir werden uns sprechen.
    Appiani
. Pah! Hämisch ist der Affe; aber –
    Marinelli
. Tod und Verdammnis! – Graf, ich fodere Genugtuung.
    Appiani
. Das versteht sich.
    Marinelli
. Und würde sie gleich itzt nehmen: – nur daß ich dem zärtlichen Bräutigam den heutigen Tag nicht verderben mag.
    Appiani
. Gutherziges Ding! Nicht doch! Nicht doch! Indem er ihn bei der Hand ergreift. Nach Massa freilich mag ich mich heute nicht schicken lassen; aber zu einem Spaziergange mit Ihnen hab’ ich Zeit übrig. – Kommen Sie, kommen Sie!
    Marinelli
der sich losreißt, und abgeht. Nur Geduld, Graf, nur Geduld!
    { ‡ }
Eilfter Auftritt
    Appiani. Claudia Galotti.
    Appiani
. Geh, Nichtswürdiger! – Ha! das hat gut getan. Mein Blut ist in Wallung gekommen. Ich fühle mich anders und besser.
    Claudia
eiligst und besorgt. Gott! Herr Graf – Ich hab’ einen heftigen Wortwechsel gehört. – Ihr Gesicht glühet. Was ist vorgefallen?
    Appiani
. Nichts, gnädige Frau, gar nichts. Der Kammerherr Marinelli hat mir einen großen Dienst erwiesen. Er hat mich des Ganges zum Prinzen überhoben.
    Claudia
. In der Tat?
    Appiani
. Wir können nun um so viel früher abfahren. Ich gehe, meine Leute zu treiben, und bin sogleich wieder hier. Emilia wird indes auch fertig.
    Claudia
. Kann ich ganz ruhig sein, Herr Graf?
    Appiani
. Ganz ruhig, gnädige Frau. Sie geht herein und er fort.
    { ‡ }
Dritter Aufzug
    Die Szene, ein Vorsaal auf dem Lustschlosse des Prinzen.
    { ‡ }
Erster Auftritt
    Der Prinz. Marinelli.
    Marinelli
. Umsonst; er schlug die angetragene Ehre mit der größten Verachtung aus.
    Der Prinz
. Und so bleibt es dabei? So geht es vor sich? so wird Emilia noch heute die Seinige?
    Marinelli
. Allem Ansehen nach.
    Der Prinz
. Ich versprach mir von Ihrem Einfalle so viel! – Wer weiß, wie albern Sie sich dabei genommen. – Wenn der Rat eines Toren einmal gut ist, so muß ihn ein gescheuter Mann ausführen. Das hätt’ ich bedenken sollen.
    Marinelli
. Da find’ ich mich schön belohnt!
    Der Prinz
. Und wofür belohnt?
    Marinelli
. Daß ich noch mein Leben darüber in die Schanze schlagen wollte. – Als ich sahe, daß weder Ernst noch Spott den Grafen bewegen konnte, seine Liebe der Ehre nachzusetzen: versucht’ ich es, ihn in Harnisch zu jagen. Ich sagte ihm Dinge, über die er sich vergaß. Er stieß Beleidigungen gegen mich aus: und ich foderte Genugtuung, – und foderte sie gleich auf der Stelle. – Ich dachte so: entweder er mich; oder ich ihn. Ich ihn: so ist das Feld ganz unser. Oder er mich: nun, wenn auch; so muß er fliehen, und der Prinz gewinnt wenigstens Zeit.
    Der Prinz
. Das hätten Sie getan, Marinelli?
    Marinelli
. Ha! man sollt’ es voraus wissen, wenn man so töricht bereit ist, sich für die Großen aufzuopfern – man sollt’ es voraus wissen, wie erkenntlich sie sein würden –
    Der Prinz
. Und der Graf? – Er stehet in dem Rufe, sich so etwas nicht zweimal sagen zu lassen.
    Marinelli
. Nachdem es fällt, ohne Zweifel. – Wer kann es ihm auch verdenken? – Er versetzte, daß er auf heute

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