Werke
ich sehe, alles was ich höre, alles was ich träume, prediget mir seit gestern und ehegestern diese Wahrheit. Dieser Eine Gedanke kettet sich an jeden andern, den ich haben muß und haben will. – Was ist das? Ich versteh’ es nicht. –
Claudia
. Sie machen mich unruhig, Herr Graf –
Appiani
. Eines kömmt dann zum andern! – Ich bin ärgerlich; ärgerlich über meine Freunde, über mich selbst –
Claudia
. Wie so?
Appiani
. Meine Freunde verlangen schlechterdings, daß ich dem Prinzen von meiner Heirat ein Wort sagen soll, ehe ich sie vollziehe. Sie geben mir zu, ich sei es nicht schuldig: aber die Achtung gegen ihn woll’ es nicht anders. – Und ich bin schwach genug gewesen, es ihnen zu versprechen. Eben wollt’ ich noch bei ihm vorfahren.
Claudia
stutzig. Bei dem Prinzen?
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Neunter Auftritt
Pirro, gleich darauf Marinelli, und die Vorigen.
Pirro
. Gnädige Frau, der Marchese Marinelli hält vor dem Hause, und erkundiget sich nach dem Herrn Grafen.
Appiani
. Nach mir?
Pirro
. Hier ist er schon. Öffnet ihm die Türe und geht ab.
Marinelli
. Ich bitt’ um Verzeihung, gnädige Frau. – Mein Herr Graf, ich war vor Ihrem Hause, und erfuhr, daß ich Sie hier treffen würde. Ich hab’ ein dringendes Geschäft an Sie – Gnädige Frau, ich bitte nochmals um Verzeihung; es ist in einigen Minuten geschehen.
Claudia
. Die ich nicht verzögern will. Macht ihm eine Verbeugung und geht ab.
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Zehnter Auftritt
Marinelli. Appiani.
Appiani
. Nun, mein Herr?
Marinelli
. Ich komme von des Prinzen Durchlaucht.
Appiani
. Was ist zu seinem Befehl?
Marinelli
. Ich bin stolz, der Überbringer einer so vorzüglichen Gnade zu sein. – Und wenn Graf Appiani nicht mit Gewalt einen seiner ergebensten Freunde in mir verkennen will – –
Appiani
. Ohne weitere Vorrede; wenn ich bitten darf.
Marinelli
. Auch das! – Der Prinz muß sogleich an den Herzog von Massa, in Angelegenheit seiner Vermählung mit dessen Prinzessin Tochter, einen Bevollmächtigten senden. Er war lange unschlüssig, wen er dazu ernennen solle. Endlich ist seine Wahl, Herr Graf, auf Sie gefallen.
Appiani
. Auf mich?
Marinelli
. Und das, – wenn die Freundschaft ruhmredig sein darf – nicht ohne mein Zutun –
Appiani
. Wahrlich, Sie setzen mich wegen eines Dankes in Verlegenheit. – Ich habe schon längst nicht mehr erwartet, daß der Prinz mich zu brauchen geruhen werde. –
Marinelli
. Ich bin versichert, daß es ihm bloß an einer würdigen Gelegenheit gemangelt hat. Und wenn auch diese so eines Mannes, wie Graf Appiani, noch nicht würdig genug sein sollte: so ist freilich meine Freundschaft zu voreilig gewesen.
Appiani
. Freundschaft und Freundschaft, um das dritte Wort! – Mit wem red’ ich denn? Des Marchese Marinelli Freundschaft hätt’ ich mir nie träumen lassen. –
Marinelli
. Ich erkenne mein Unrecht, Herr Graf, mein unverzeihliches Unrecht, daß ich, ohne Ihre Erlaubnis, Ihr Freund sein wollen. – Bei dem allen: was tut das? Die Gnade des Prinzen, die Ihnen angetragene Ehre, bleiben, was sie sind: und ich zweifle nicht, Sie werden sie mit Begierd’ ergreifen.
Appiani
nach einiger Überlegung. Allerdings.
Marinelli
. Nun so kommen Sie.
Appiani
. Wohin?
Marinelli
. Nach Dosalo, zu dem Prinzen. – Es liegt schon alles fertig; und Sie müssen noch heut’ abreisen.
Appiani
. Was sagen Sie? – Noch heute?
Marinelli
. Lieber noch in dieser nämlichen Stunde, als in der folgenden. Die Sache ist von der äußersten Eil.
Appiani
. In Wahrheit? – So tut es mir leid, daß ich die Ehre, welche mir der Prinz zugedacht, verbitten muß.
Marinelli
. Wie?
Appiani
. Ich kann heute nicht abreisen; – auch morgen nicht; – auch übermorgen noch nicht. –
Marinelli
. Sie scherzen, Herr Graf.
Appiani
. Mit Ihnen?
Marinelli
. Unvergleichlich! Wenn der Scherz den Prinzen gilt, so ist er um so viel lustiger. – Sie können nicht?
Appiani
. Nein, mein Herr, nein. – Und ich hoffe, daß der Prinz selbst meine Entschuldigung wird gelten lassen.
Marinelli
. Die bin ich begierig, zu hören.
Appiani
. O, eine Kleinigkeit! – Sehen Sie; ich soll noch heut’ eine Frau nehmen.
Marinelli
. Nun? und dann?
Appiani
. Und dann? – und dann? – Ihre Frage ist auch verzweifelt naiv.
Marinelli
. Man hat Exempel, Herr Graf, daß sich Hochzeiten aufschieben lassen. – Ich glaube freilich nicht, daß der Braut oder dem Bräutigam immer damit gedient ist. Die Sache mag ihr Unangenehmes haben. Aber doch, dächt’
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