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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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so unversöhnlich machen? – Doch allerdings: dem Vater hat niemand einzureden. Bringen Sie Ihre Tochter, Galotti, wohin Sie wollen.
    Odoardo
gegen Marinelli. Nun, mein Herr?
    Marinelli
. Wenn Sie mich so gar auffodern! –
    Odoardo
. O mit nichten, mit nichten.
    Der Prinz
. Was haben Sie beide?
    Odoardo
. Nichts, gnädiger Herr, nichts. – Wir erwägen bloß, welcher von uns sich in Ihnen geirret hat.
    Der Prinz
. Wie so? – Reden Sie, Marinelli.
    Marinelli
. Es geht mir nahe, der Gnade meines Fürsten in den Weg zu treten. Doch wenn die Freundschaft gebietet, vor allem in ihm den Richter aufzufodern –
    Der Prinz
. Welche Freundschaft? –
    Marinelli
. Sie wissen, gnädiger Herr, wie sehr ich den Grafen Appiani liebte; wie sehr unser beider Seelen in einander verwebt schienen –
    Odoardo
. Das wissen Sie, Prinz? So wissen Sie es wahrlich allein.
    Marinelli
. Von ihm selbst zu seinem Rächer bestellet –
    Odoardo
. Sie?
    Marinelli
. Fragen Sie nur Ihre Gemahlin. Marinelli, der Name Marinelli war das letzte Wort des sterbenden Grafen: und in einem Tone! in einem Tone! – Daß er mir nie aus dem Gehöre komme dieser schreckliche Ton, wenn ich nicht alles anwende, daß seine Mörder entdeckt und bestraft werden!
    Der Prinz
. Rechnen Sie auf meine kräftigste Mitwirkung.
    Odoardo
. Und meine heißesten Wünsche! – Gut, gut! – Aber was weiter?
    Der Prinz
. Das frag’ ich, Marinelli.
    Marinelli
. Man hat Verdacht, daß es nicht Räuber gewesen, welche den Grafen angefallen.
    Odoardo
höhnisch. Nicht? wirklich nicht?
    Marinelli
. Daß ein Nebenbuhler ihn aus dem Wege räumen lassen.
    Odoardo
bitter. Ei! ein Nebenbuhler?
    Marinelli
. Nicht anders.
    Odoardo
. Nun dann, – Gott verdamm’ ihn den meuchelmörderschen Buben!
    Marinelli
. Ein Nebenbuhler, und ein begünstigter Nebenbuhler –
    Odoardo
. Was? ein begünstigter? – Was sagen Sie?
    Marinelli
. Nichts’ als was das Gerüchte verbreitet.
    Odoardo
. Ein begünstigter? von meiner Tochter begünstiget?
    Marinelli
. Das ist gewiß nicht. Das kann nicht sein. Dem widersprech’ ich, trotz Ihnen. – Aber bei dem allen, gnädiger Herr, – Denn das gegründetste Vorurteil wieget auf der Waage der Gerechtigkeit so viel als nichts – bei dem allen wird man doch nicht umhin können, die schöne Unglückliche darüber zu vernehmen.
    Der Prinz
. Ja wohl, allerdings.
    Marinelli
. Und wo anders? wo kann das anders geschehen, als in Guastalla?
    Der Prinz
. Da haben Sie Recht, Marinelli; da haben Sie Recht. – Ja so: das verändert die Sache, lieber Galotti. Nicht wahr? Sie sehen selbst –
    Odoardo
. O ja, ich sehe – Ich sehe, was ich sehe. – Gott! Gott!
    Der Prinz
. Was ist Ihnen? was haben Sie mit sich?
    Odoardo
. Daß ich es nicht vorausgesehen, was ich da sehe. Das ärgert mich: weiter nichts. – Nun ja; sie soll wieder nach Guastalla. Ich will sie wieder zu ihrer Mutter bringen: und bis die strengste Untersuchung sie frei gesprochen, will ich selbst aus Guastalla nicht weichen. Denn wer weiß, – Mit einem bittern Lachen. wer weiß, ob die Gerechtigkeit nicht auch nötig findet, mich zu vernehmen.
    Marinelli
. Sehr möglich! In solchen Fällen tut die Gerechtigkeit lieber zu viel, als zu wenig. – Daher fürchte ich sogar –
    Der Prinz
. Was? was fürchten Sie?
    Marinelli
. Man werde vor der Hand nicht verstatten können, daß Mutter und Tochter sich sprechen.
    Odoardo
. Sich nicht sprechen?
    Marinelli
. Man werde genötiget sein, Mutter und Tochter zu trennen.
    Odoardo
. Mutter und Tochter zu trennen?
    Marinelli
. Mutter und Tochter und Vater. Die Form des Verhörs erfodert diese Vorsichtigkeit schlechterdings. Und es tut mir leid, gnädiger Herr, daß ich mich gezwungen sehe, ausdrücklich darauf anzutragen, wenigstens Emilien in eine besondere Verwahrung zu bringen.
    Odoardo
. Besondere Verwahrung? – Prinz! Prinz! – Doch ja; freilich, freilich! Ganz recht: in eine besondere Verwahrung! Nicht, Prinz? nicht? – O wie fein die Gerechtigkeit ist! Vortrefflich! Fährt schnell nach dem Schubsacke, in welchem er den Dolch hat.
    Der Prinz
schmeichelhaft auf ihn zutretend. Fassen Sie sich, lieber Galotti –
    Odoardo
bei Seite, indem er die Hand leer wieder heraus zieht. Das sprach sein Engel!
    Der Prinz
. Sie sind irrig; Sie verstehen ihn nicht. Sie denken bei dem Worte Verwahrung, wohl gar an Gefängnis und Kerker.
    Odoardo
. Lassen Sie mich daran denken: und ich bin ruhig!
    Der Prinz
. Kein Wort von Gefängnis, Marinelli! Hier ist die Strenge der

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