Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:
verbrannt! – Sag’ nur heraus!
    Heraus nur! – Töte mich: und martre mich
    Nicht länger. – Ja, sie ist verbrannt.
    Daja
. Wenn sie
    Es wäre, würdet Ihr von mir es hören?
    Nathan
.
    Warum erschreckest du mich denn? – O Recha!
    O meine Recha!
    Daja
. Eure? Eure Recha?
    Nathan
.
    Wenn ich mich wieder je entwöhnen müßte,
    Dies Kind mein Kind zu nennen!
    Daja
. Nennt Ihr alles,
    Was Ihr besitzt, mit eben so viel Rechte
    Das Eure?
    Nathan
. Nichts mit größerm! Alles, was
    Ich sonst besitze, hat Natur und Glück
    Mir zugeteilt. Dies Eigentum allein
    Dank’ ich der Tugend.
    Daja
. O wie teuer laßt
    Ihr Eure Güte, Nathan, mich bezahlen!
    Wenn Güt’, in solcher Absicht ausgeübt,
    Noch Güte heißen kann!
    Nathan
. In solcher Absicht?
    In welcher?
    Daja
. Mein Gewissen ...
    Nathan
. Daja, laß
    Vor allen Dingen dir erzählen ...
    Daja
. Mein
    Gewissen, sag’ ich ...
    Nathan
. Was in Babylon
    Für einen schönen Stoff ich dir gekauft.
    So reich, und mit Geschmack so reich! Ich bringe
    Für Recha selbst kaum einen schönern mit.
    Daja
.
    Was hilfts? Denn mein Gewissen, muß ich Euch
    Nur sagen, läßt sich länger nicht betäuben.
    Nathan
.
    Und wie die Spangen, wie die Ohrgehenke,
    Wie Ring und Kette dir gefallen werden,
    Die in Damaskus ich dir ausgesucht:
    Verlanget mich zu sehn.
    Daja
. So seid Ihr nun!
    Wenn Ihr nur schenken könnt! nur schenken könnt!
    Nathan
.
    Nimm du so gern, als ich dir geb’: – und schweig!
    Daja
.
    Und schweig! – Wer zweifelt, Nathan, daß Ihr nicht
    Die Ehrlichkeit, die Großmut selber seid?
    Und doch ...
    Nathan
. Doch bin ich nur ein Jude. – Gelt,
    Das willst du sagen?
    Daja
. Was ich sagen will,
    Das wißt Ihr besser.
    Nathan
. Nun so schweig!
    Daja
. Ich schweige.
    Was Sträfliches vor Gott hierbei geschieht,
    Und ich nicht hindern kann, nicht ändern kann, –
    Nicht kann, – komm’ über Euch!
    Nathan
. Komm’ über mich! –
    Wo aber ist sie denn? wo bleibt sie? – Daja,
    Wenn du mich hintergehst! – Weiß sie es denn,
    Daß ich gekommen bin?
    Daja
. Das frag’ ich Euch!
    Noch zittert ihr der Schreck durch jede Nerve.
    Noch malet Feuer ihre Phantasie
    Zu allem, was sie malt. Im Schlafe wacht,
    Im Wachen schläft ihr Geist: bald weniger
    Als Tier, bald mehr als Engel.
    Nathan
. Armes Kind!
    Was sind wir Menschen!
    Daja
. Diesen Morgen lag
    Sie lange mit verschloßnem Aug’, und war
    Wie tot. Schnell fuhr sie auf, und rief: »Horch! horch!
    Da kommen die Kamele meines Vaters!
    Horch! seine sanfte Stimme selbst!« – Indem
    Brach sich ihr Auge wieder: und ihr Haupt,
    Dem seines Armes Stütze sich entzog,
    Stürzt auf das Küssen. – Ich, zur Pfort’ hinaus!
    Und sieh: da kommt Ihr wahrlich! kommt Ihr wahrlich! –
    Was Wunder! ihre ganze Seele war
    Die Zeit her nur bei Euch – und ihm. –
    Nathan
. Bei ihm?
    Bei welchem Ihm?
    Daja
. Bei ihm, der aus dem Feuer
    Sie rettete.
    Nathan
. Wer war das? wer? – Wo ist er?
    Wer rettete mir meine Recha? wer?
    Daja
. Ein junger Tempelherr, den, wenig Tage
    Zuvor, man hier gefangen eingebracht,
    Und Saladin begnadigt hatte.
    Nathan
. Wie?
    Ein Tempelherr, dem Sultan Saladin
    Das Leben ließ? Durch ein geringres Wunder
    War Recha nicht zu retten? Gott!
    Daja
. Ohn’ ihn,
    Der seinen unvermuteten Gewinst
    Frisch wieder wagte, war es aus mit ihr.
    Nathan
. Wo ist er, Daja, dieser edle Mann? –
    Wo ist er? Führe mich zu seinen Füßen.
    Ihr gabt ihm doch vors erste, was an Schätzen
    Ich euch gelassen hatte? gabt ihm alles?
    Verspracht ihm mehr? weit mehr?
    Daja
. Wie konnten wir?
    Nathan
. Nicht? nicht?
    Daja
. Er kam, und niemand weiß woher.
    Er ging, und niemand weiß wohin. – Ohn’ alle
    Des Hauses Kundschaft, nur von seinem Ohr
    Geleitet, drang, mit vorgespreiztem Mantel,
    Er kühn durch Flamm’ und Rauch der Stimme nach,
    Die uns um Hülfe rief. Schon hielten wir
    Ihn für verloren, als aus Rauch und Flamme
    Mit eins er vor uns stand, im starken Arm
    Empor sie tragend. Kalt und ungerührt
    Vom Jauchzen unsers Danks, setzt seine Beute
    Er nieder, drängt sich unters Volk und ist –
    Verschwunden!
    Nathan
. Nicht auf immer, will ich hoffen.
    Daja
. Nachher die ersten Tage sahen wir
    Ihn untern Palmen auf und nieder wandeln,
    Die dort des Auferstandnen Grab umschatten.
    Ich nahte mich ihm mit Entzücken, dankte,
    Erhob, entbot, beschwor, – nur einmal noch
    Die fromme Kreatur zu sehen, die
    Nicht ruhen könne, bis sie ihren Dank
    Zu seinen Füßen ausgeweinet.
    Nathan
. Nun?
    Daja
. Umsonst! Er war zu

Weitere Kostenlose Bücher