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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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unsrer Bitte taub;
    Und goß so bittern Spott auf mich besonders...
    Nathan
. Bis dadurch abgeschreckt...
    Daja
. Nichts weniger!
    Ich trat ihn jeden Tag von neuem an;
    Ließ jeden Tag von neuem mich verhöhnen.
    Was litt ich nicht von ihm! Was hätt’ ich nicht
    Noch gern ertragen! – Aber lange schon
    Kommt er nicht mehr, die Palmen zu besuchen,
    Die unsers Auferstandnen Grab umschatten;
    Und niemand weiß, wo er geblieben ist. –
    Ihr staunt? Ihr sinnt?
    Nathan
. Ich überdenke mir,
    Was das auf einen Geist, wie Rechas, wohl
    Für Eindruck machen muß. Sich so verschmäht
    Von dem zu finden, den man hochzuschätzen
    Sich so gezwungen fühlt; so weggestoßen,
    Und doch so angezogen werden; – Traun,
    Da müssen Herz und Kopf sich lange zanken,
    Ob Menschenhaß, ob Schwermut siegen soll.
    Oft siegt auch keines; und die Phantasie,
    Die in den Streit sich mengt, macht Schwärmer,
    Bei welchen bald der Kopf das Herz, und bald
    Das Herz den Kopf muß spielen. – Schlimmer Tausch! –
    Das letztere, verkenn’ ich Recha nicht,
    Ist Rechas Fall: sie schwärmt.
    Daja
. Allein so fromm,
    So liebenswürdig!
    Nathan
. Ist doch auch geschwärmt!
    Daja
. Vornehmlich Eine – Grille, wenn Ihr wollt,
    Ist ihr sehr wert. Es sei ihr Tempelherr
    Kein Irdischer und keines Irdischen;
    Der Engel einer, deren Schutze sich
    Ihr kleines Herz, von Kindheit auf, so gern
    Vertrauet glaubte, sei aus seiner Wolke,
    In die er sonst verhüllt, auch noch im Feuer,
    Um sie geschwebt, mit eins als Tempelherr
    Hervorgetreten. – Lächelt nicht! – Wer weiß?
    Laßt lächelnd wenigstens ihr einen Wahn,
    In dem sich Jud’ und Christ und Muselmann
    Vereinigen; – so einen süßen Wahn!
    Nathan
.
    Auch mir so süß! – Geh, wackre Daja, geh;
    Sieh, was sie macht; ob ich sie sprechen kann. –
    Sodann such’ ich den wilden, launigen
    Schutzengel auf. Und wenn ihm noch beliebt,
    Hiernieden unter uns zu wallen; noch
    Beliebt, so ungesittet Ritterschaft
    Zu treiben: find’ ich ihn gewiß; und bring’
    Ihn her.
    Daja
. Ihr unternehmet viel.
    Nathan
. Macht dann
    Der süße Wahn der süßern Wahrheit Platz: –
    Denn, Daja, glaube mir; dem Menschen ist
    Ein Mensch noch immer lieber, als ein Engel –
    So wirst du doch auf mich, auf mich nicht zürnen,
    Die Engelschwärmerin geheilt zu sehn?
    Daja
. Ihr seid so gut, und seid zugleich so schlimm!
    Ich geh! – Doch hört! doch seht! – Da kommt sie selbst.
    { ‡ }
Zweiter Auftritt
    Recha, und die Vorigen.
    Recha
.
    So seid Ihr es doch ganz und gar, mein Vater?
    Ich glaubt’, Ihr hättet Eure Stimme nur
    Vorausgeschickt. Wo bleibt Ihr? Was für Berge,
    Für Wüsten, was für Ströme trennen uns
    Denn noch? Ihr atmet Wand an Wand mit ihr,
    Und eilt nicht, Eure Recha zu umarmen?
    Die arme Recha, die indes verbrannte! –
    Fast, fast verbrannte! Fast nur. Schaudert nicht!
    Es ist ein garst’ger Tod, verbrennen. O!
    Nathan
. Mein Kind! mein liebes Kind!
    Recha
. Ihr mußtet über
    Den Euphrat, Tigris, Jordan; über – wer
    Weiß was für Wasser all? – Wie oft hab’ ich
    Um Euch gezittert, eh das Feuer mir
    So nahe kam! Denn seit das Feuer mir
    So nahe kam: dünkt mich im Wasser sterben
    Erquickung, Labsal, Rettung. – Doch Ihr seid
    Ja nicht ertrunken: ich, ich bin ja nicht
    Verbrannt. Wie wollen wir uns freun, und Gott,
    Gott loben! Er, er trug Euch und den Nachen
    Auf Flügeln seiner unsichtbaren Engel
    Die ungetreuen Ström’ hinüber. Er,
    Er winkte meinem Engel, daß er sichtbar
    Auf seinem weißen Fittiche, mich durch
    Das Feuer trüge –
    Nathan
. (Weißem Fittiche!
    Ja, ja! der weiße vorgespreizte Mantel
    Des Tempelherrn.)
    Recha
. Er sichtbar, sichtbar mich
    Durchs Feuer trüg’, von seinem Fittiche
    Verweht. – Ich also, ich hab’ einen Engel
    Von Angesicht zu Angesicht gesehn;
    Und meinen Engel.
    Nathan
. Recha wär’ es wert;
    Und würd’ an ihm nichts Schönres sehn, als er
    An ihr.
    Recha
lächelnd.
    Wem schmeichelt Ihr, mein Vater? wem?
    Dem Engel, oder Euch?
    Nathan
. Doch hätt’ auch nur
    Ein Mensch – ein Mensch, wie die Natur sie täglich
    Gewährt, dir diesen Dienst erzeigt: er müßte
    Für dich ein Engel sein. Er müßt’ und würde.
    Recha
. Nicht so ein Engel; nein! ein wirklicher;
    Es war gewiß ein wirklicher! – Habt Ihr,
    Ihr selbst die Möglichkeit, daß Engel sind,
    Daß Gott zum Besten derer, die ihn lieben,
    Auch Wunder könne tun, mich nicht gelehrt?
    Ich lieb’ ihn ja.
    Nathan
. Und er liebt dich; und tut
    Für dich, und deines gleichen,

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