Werke
Ungestümigkeit eines veränderlichen Alten, der Raserei eines jungen Pedanten, und der Schwäche Ihrer eignen allzuzärtlichen Denkungsart aus. Sie sind mir in einem Tage genommen, und wieder gegeben worden; lassen Sie ihn den ersten und den letzten sein, der so grausam mit uns spielen darf!
Juliane
. Fassen Sie sich, Valer. Wir wollen lieber nichts tun, was uns einige Vorwürfe von Chrysandern zuziehen könnte. Sie sehen, er ist auf dem besten Wege, und ich liebe ihn eben so sehr, als ich den Damis verachte. Durch das Mißtrauen, wodurch ich mich auf einmal seiner Vorsorge entzöge, würde ich ihm für seine Wohltaten schlecht danken – –
Valer
. Noch immer reden Sie von Wohltaten? Ich werde nicht eher ruhig, als bis ich Sie von diesen gefährlichen Banden befreiet habe. Erlauben Sie mir, daß ich sie sogleich gänzlich vernichte, und dem alten Eigennützigen – –
Juliane
. Nennen Sie ihn anders, Valer; er ist das nicht: und schon seine Veränderung zeigt es, daß Lisette falsch gehört, oder uns hintergangen hat. Zwar weiß ich nicht, wem ich diese Veränderung zuschreiben soll – – Nachsinnend.
Valer
. Warum auf einmal so in Gedanken? Die Ursache, die ihn bewogen hat, mag sein, welche es will; ich weiß doch gewiß, daß es eine Fügung des Himmels ist.
Juliane
. Des Himmels, oder Lisettens. Auf einmal fällt mir ein, was Sie mir von einem Briefe gesagt haben. Sollte wohl Lisettens allzugroße Dienstfertigkeit – –
Valer
. Welche Einbildung, liebste Juliane! Sie weiß es ja, daß Ihre Tugend in diesen kleinen Betrug nicht willigen wollen.
Juliane
. Gleichwohl, je mehr ich nachdenke –
Valer
. Wenn es nun auch wäre, wollten Sie denn deswegen – –
Juliane
. Wann es nun auch wäre? wie?
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Zehnter Auftritt
Lisette. Valer. Juliane.
Juliane
. Du kömmst als gerufen, Lisette.
Lisette
. Nun, gehen meine Sachen nicht vortrefflich? Wollen Sie es nicht unten mit anhören, wie sich Damis und Chrysander zanken? »Du sollst sie nicht bekommen; ich muß sie bekommen: ich bin Vater; Sie haben mir sie versprochen: ich habe mich anders besonnen; ich aber nicht: so muß es noch geschehen; das ist unmöglich: unmöglich oder nicht; kurz ich geh nicht ab: ich will es Ihnen aus Büchern beweisen, daß Sie mir Wort halten müssen: du kannst mit deinen Büchern an den Galgen gehen.« – – Was wiederhole ich viel ihre närrische Reden? Der Vater hat Recht; er handelt klug: er würde aber gewiß nicht so klug handeln, wenn ich nicht vorher so klug gewesen wäre.
Juliane
. Wie verstehst du das, Lisette?
Lisette
. Ich lobe mich nicht gerne selbst. Kurz, meine liebe Mamsell, Ihr Schutzengel, der bin ich!
Juliane
. Der bist du? und wie denn?
Lisette
. Dadurch, daß ich einen Betrieger mit seiner Münze bezahlt habe. Der alte häßliche –
Juliane
. Und also hast du Chrysandern betrogen?
Lisette
. Ei, sagen Sie doch das nicht; einen Betrieger, betriegt man nicht, sondern den hintergeht man nur. Hintergangen hab ich ihn.
Valer
. Und wie?
Lisette
. Schlecht genug, daß Sie es schon wieder vergessen haben. Ich sollte meinen, erkenntlich zu sein, brauche man ein besser Gedächtnis.
Juliane
. Du hast ihm also wohl gar den falschen Brief untergeschoben?
Lisette
. Behüte Gott! ich habe ihn bloß durch einen erdichteten Brief auf andere Gedanken zu bringen gesucht; und das ist mir gelungen.
Juliane
. Das hast du getan? und ich sollte mein Glück einer Betriegerin zu danken haben? Es mag mir gehen, wie es will; Chrysander soll es den Augenblick erfahren –
Lisette
. Was soll denn das heißen? Ist das mein Dank?
Valer
. Besinnen Sie sich, Juliane; verziehen Sie!
Juliane
. Unmöglich, Valer; lassen Sie mich. Juliane geht ab.
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Eilfter Auftritt
Valer. Lisette.
Valer
. Himmel, nun ist alles wieder aus!
Lisette
. So mag sie es haben! Gift und Galle möchte ich speien, so toll bin ich! Für meinen guten Willen mich eine Betriegerin zu heißen? Ich hoffte, sie würde mir vor Freuden um den Hals fallen. – – Wie wird der Alte auf mich losziehen! Er jagt mich und Sie zum Hause heraus. Was wollen Sie nun anfangen?
Valer
. Ja was soll ich nun anfangen, Lisette?
Lisette
. Ich glaube, Sie antworten mir mit meiner eignen Frage? Das ist bequem. Mein guter Rat hat ein Ende. Ich will mich bald wieder in so etwas mengen!
Valer
. Zu was für einer ungelegnen Zeit kamst du aber auch, Lisette? Ich hatte dir es gesagt, daß Juliane in diesen Streich nicht willigen wollte. Hättest du nicht noch einige
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