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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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– so ein überstudierter Pickelhering – aber nimm mirs nicht übel – –
    Damis
bei Seite. Bald sollte ich glauben, daß sein erster Handel mit eingesalznen Fischen gewesen sei. – – Schon gut, Herr Vater; von Julianens Tugend will ich nichts sagen; die Tugend ist oft eine Art von Dummheit. Aber was ihren Verstand anbelangt, von dem werden Sie mir erlauben, daß ich ihn noch immer in Zweifel ziehe. Ich bin nun schon eine ziemliche Zeit wieder hier; ich habe mir auch manchmal die Mühe genommen, ein Paar Worte mit ihr zu sprechen: hat sie aber wohl jemals an meine Gelehrsamkeit gedacht? Ich mag nicht gelobt sein; so eitel bin ich nicht; nur muß man den Leuten ihr Recht widerfahren lassen – –
    { ‡ }
Fünfter Auftritt
    Chrysander. Damis. Valer.
    Chrysander
. Gut, gut, Herr Valer, Sie kommen gleich zur rechten Stunde.
    Damis
. Was will der unerträgliche Mensch wieder?
    Valer
. Ich komme Abschied von Ihnen beiden zu nehmen – –
    Chrysander
. Abschied? so zeitig? warum denn?
    Valer
. Ich glaube nicht, daß Sie im Ernste fragen.
    Chrysander
. Gott weiß es, Herr Valer; in dem allerernstlichstem Ernste. Ich lasse Sie wahrhaftig nicht.
    Valer
. Um mich noch empfindlicher zu martern? Sie wissen, wie lieb mir die Person allezeit gewesen ist, die Sie mir heute entreißen. Doch das Unglück wäre klein, wenn es mich nur allein träfe. Sie wollen noch dazu diese geliebte Person mit einem verbinden, der sie eben so sehr haßt, als ich sie verehre? Meine ganze Seele ist voller Verzweiflung, und von nun an werde ich, weder hier, noch irgendswo in der Welt wieder ruhig werden. Ich gehe, um mich – –
    Chrysander
. Nicht gehen, Herr Valer, nicht gehen! Dem Übel ist vielleicht noch abzuhelfen.
    Valer
. Abzuhelfen? Sie beschimpfen mich, wenn Sie glauben, daß ich jemals diesen Streich überwinden werde. Er würde für ein minder zärtliches Herz, als das meinige ist, tödlich sein.
    Damis
. Was für ein Gewäsche! Setzt sich an seinen Tisch.
    Valer
. Wie glücklich sind Sie, Damis! Lernen Sie wenigstens Ihr Glück erkennen; es ist der geringste Dank, den Sie dem Himmel schuldig sind. Juliane wird die Ihrige – –
    Chrysander
. Ei, wer sagt denn das? Sie soll noch zeitig genug die Ihrige werden. Herr Valer, nur Geduld!
    Valer
. Halten Sie inne mit Ihren kalten Verspottungen – –
    Chrysander
. Verspottungen? Sie müssen mich schlecht kennen. Was ich sage, das sag ich. Ich habe die Sache nun besser überlegt; ich sehe, Juliane schickt sich für meinen Sohn nicht, und er sich noch vielweniger für Julianen. Sie lieben sie; Sie haben längst bei mir um sie angehalten; wer am ersten kömmt, der muß am ersten mahlen. Ich habe eben mit meinem Sohne davon geredt – – Sie kennen ihn ja – –
    Valer
. Himmel, was hör ich? Ist es möglich? welche glückliche Veränderung! Erlauben Sie, daß ich Sie tausendmal umfange. Soll ich also doch noch glücklich sein? O Chrysander! o Damis!
    Chrysander
. Reden Sie mit ihm, und setzen Sie ihm den Kopf ein wenig zurechte. Ich will zu Julianen gehen, und ihr meinen veränderten Entschluß hinterbringen. Sie wird mir es doch nicht übel nehmen?
    Valer
. Übel? Sie werden ihr das Leben wieder geben, so wie Sie es mir wieder gegeben haben.
    Chrysander
. Ei! kann ich das? Geht ab.
    { ‡ }
Sechster Auftritt
    Damis. Valer. Anton.
    Valer
. Und in welchem Tone soll ich nun mit Ihnen reden, liebster Freund? Das erneuerte Versprechen Ihres Vaters berechtigte mich, Sie ganz und gar zu übergehen. Ich habe gewonnen, so bald Chrysander Julianen zu zwingen aufhört. Doch wie angenehm soll es mir sein, wann ich ihren Besitz zum Teil auch Ihnen werde verdanken können.
    Damis
. Anton!
    Anton
kömmt. Was soll der? ist Ihnen die Post wieder eingefallen?
    Damis
. Gleich geh! sie muß notwendig da sein.
    Anton
. Aber ich sage Ihnen, daß sie bei so übeln Wetter vor zehn Uhr nicht kommen kann.
    Damis
. Gibst du abermals eine Stunde zu? Kurz, geh! und kömmst du leer wieder, so sieh dich vor!
    Anton
. Wenn ich diese Nacht nicht sanft schlafe, so glaube ich Zeitlebens nicht mehr, daß die Müdigkeit etwas dazu helfen kann. Gehet ab.
    { ‡ }
Siebenter Auftritt
    Damis. Valer.
    Valer
. So? anstatt zu antworten, reden Sie mit dem Bedienten?
    Damis
. Verzeihen Sie, Valer; Sie haben also mit mir gesprochen? Ich habe den Kopf so voll; es ist mir unmöglich, auf alles zu hören.
    Valer
. Und Sie wollen sich auch bei mir verstellen? Ich weiß die Zeit noch sehr wohl, da ich in eben dem wunderbaren Wahne

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