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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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Waffe zu seiner Verteidigung. Der Zweikampf, der im Hause des Herrn Peregrinus Tyß sich entzündet, schien aufs neue beginnen zu wollen.
    George Pepusch warf sich zwischen die Kämpfenden, und indem er einen mörderischen Blick Leuwenhoeks, der den Gegner zu Boden gestreckt haben würde, geschickt mit der linken Faust wegschlug, drückte er mit der rechten die Waffe, womit der Swammerdamm sich eben blickfertig ausgelegt hatte, hinab, so daß sie den Leuwenhoek nicht verwunden konnte.
    Pepusch erklärte dann laut, daß er irgendeinen Streit, irgendeinen gefährlichen Kampf zwischen Leuwenhoek und Swammerdamm nicht eher zulassen werde, bis er die Ursache ihres Zwists von Grund aus erfahren. Peregrinus fand das Beginnen seines Freundes so vernünftig, daß er gar keinen Anstand nahm, ebenfalls zwischen die Kämpfer zu treten und sich ebenso zu erklären wie Pepusch.
    Beide, Leuwenhoek und Swammerdamm, waren genötigt, den Freunden nachzugeben. Swammerdamm versicherte überdem, daß er durchaus nicht in feindlicher Absicht, sondern nur deshalb gekommen sei, um rücksichts der Dörtje Elverdink mit Leuwenhoek in gütlichen Vergleich zu treten und so eine Fehde zu enden, die zwei für einander geschaffene Prinzipe, deren gemeinschaftliches Forschen nur den tiefsten Born der Wissenschaft erschöpfen könne, feindlich entzweit und nur zu lange gedauert habe. Er blickte dabei den Herrn Peregrinus Tyß lächelnd an und meinte, Peregrinus werde, wie er zu hoffen sich unterstehe, da Dörtje doch eigentlich in seine Arme geflohen, den Vermittler machen.
    Leuwenhoek versicherte dagegen, daß Dörtjes Besitz freilich der Zankapfel sei; indessen habe er soeben eine neue Tücke seines unwürdigen Kollegen entdeckt. Nicht allein, daß er den Besitz eines gewissen Mikroskops leugne, das er bei einer gewissen Gelegenheit als Abfindung erhalten, um seine unrechtmäßige Ansprüche auf Dörtjes Besitz zu erneuern, so habe er noch überdem jenes Mikroskop einem andern überlassen, um ihn, den Leuwenhoek, noch mehr zu quälen und zu ängstigen. Swammerdamm schwur dagegen hoch und teuer, daß er das Mikroskop niemals empfangen und große Ursache habe, zu glauben, daß es von Leuwenhoek boshafterweise unterschlagen worden.
    »Die Narren,« lispelte Meister Floh dem Peregrinus leise zu, »die Narren, sie sprechen von dem Mikroskop, das Euch im Auge sitzt. Ihr wißt, daß ich bei dem Friedenstraktat, den Swammerdamm und Leuwenhoek über den Besitz der Prinzessin Gamaheh abschlossen, zugegen war. Als nun Swammerdamm das mikroskopische Glas, das er in der Tat von Leuwenhoek erhalten, in die Pupille des linken Auges werfen wollte, schnappte ich es weg, weil es nicht Leuwenhoeks, sondern mein rechtmäßiges Eigentum war. Sagt nur gerade heraus, Herr Peregrinus, daß Ihr das Kleinod habt.«
    Peregrinus nahm auch gar keinen Anstand, sogleich zu verkünden, daß er das mikroskopische Glas besitze, welches Swammerdamm von Leuwenhoek erhalten sollen, aber nicht erhalten; mithin sei jener Vergleich noch gar nicht ausgeführt worden, und keiner, weder Leuwenhoek noch Swammerdamm, habe zurzeit das unbedingte Recht, die Dörtje Elverdink für seine Pflegetochter anzusehen.
    Nach vielem Hin- und Herreden kamen die beiden Streitenden dahin überein, daß Herr Peregrinus Tyß die Dörtje Elverdink, welche ihn auf das zärtlichste liebe, zu seiner Frau Gemahlin erkiesen und dann nach sieben Monaten selbst entscheiden solle, wer von beiden Mikroskopisten als wünschenswerter Pflege- und Schwiegervater anzusehen.
    So anmutig und allerliebst auch Dörtje Elverdink in dem zierlichsten Anzuge, den Amoretten geschneidert zu haben schienen, aussehen, solche süße, schmachtende Liebesblicke sie auch dem Herrn Peregrinus Tyß zuwerfen mochte, doch gedachte Peregrinus seines Schützlings sowie seines Freundes und blieb dem gegebenen Worte getreu und erklärte von neuem, daß er auf Dörtjes Hand verzichte.
    Die Mikroskopisten waren nicht wenig betreten, als Peregrinus den George Pepusch für denjenigen erklärte, der die mehrsten und gerechtesten Ansprüche auf Dörtjes Hand habe, und meinten, daß er wenigstens zurzeit gar keine Macht habe, ihren Willen zu bestimmen.
    Dörtje Elverdink wankte, indem ein Tränenstrom ihr aus den Augen stürzte, auf Peregrinus zu, der sie in seinen Armen auffing, als sie eben halb ohnmächtig zu Boden sinken wollte. »Undankbarer,« seufzte sie, »du brichst mir das Herz, indem du mich von dir stößest! – Doch du willst es! – nimm

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