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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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nicht alles! – Merkst du denn nicht, daß wir mit beiden Füßen recht in der Mitte der Schillerschen ›Räuber‹ stehen? – Der Schauplatz ist ein altes Schloß in Böhmen, mithin die Dekoration richtig. Als spielende Personen treten auf: Maximilian, regierender Graf, Franz sein Sohn, Amalia seine Nichte. – Nun! und Karl mag der Hauptmann der Räuber sein, die uns anfielen. Es freut mich sehr, die Begebenheit endlich einmal in der wirklichen Welt anzutreffen, die Schillern zu dem Trauerspiel Anlaß gab, um mit Gewißheit zu erfahren, was für ein Ende Karl Moor nimmt, ob er von Schweizer erstochen wird oder sich den Gerichten ausliefert. Fraglich ist nur, ob wir als zufälliger Chorus es zulassen dürfen, daß Graf Franz den Vater in den alten Turm sperrt, der, wie du weißt, am Ende des Parks steht, vorzüglich da es vorderhand an Hermann, dem Raben, fehlt, der ihn füttert.«
    Willibald lachte sehr über Hartmanns närrischen Gedanken, meinte aber doch, daß in der Tat ein merkwürdiges Spiel des Zufalls hier die wichtigsten Personen aus jenem Trauerspiel, wenigstens dem Namen nach, bis auf den Haupthelden zusammengebracht, so daß nur noch ein Hermann und ein alter Daniel fehle.
    »Wer weiß,« erwiderte Hartmann, »ob nicht schon morgen uns beide erscheinen. Was aber den Haupthelden betrifft, so gehört der vorderhand nicht ins Schloß, und doch ist’s mir so, als würde auch nun nächstens ein seltsam gekleideter Mann mit sonnverbranntem, wildem Antlitz kommen und sentimentalerweise rufen: ›Du weinst, Amalia?‹ –«
    Die Freunde spannen nach ihrer Weise aus, wie nun alles sich begeben und fügen müsse, und wetteiferten in allerlei, jenes große, aber entsetzliche Trauerspiel parodierenden Ideen, und sie stritten noch dann, als jeder schon sich zu Bette begeben, so daß der Morgen zu dämmern begann, als sie endlich einschliefen.
    Andern Tages hieß es, Gräfin Amalia leide an heftigern Kopfschmerz und werde ihr Zimmer nicht verlassen. Graf Franz war ganz erheitert, gar nicht mehr derselbe, der er gestern gewesen, und auch dem alten Grafen schien eine große Last entnommen.
    So kam es, daß das Gespräch bei der Mittagstafel sich in rücksichtsloser Lebendigkeit frei und unbefangen bewegte, ohne auf irgendeine Weise verstört zu werden. Als bei dem Nachtisch ein seltner feuriger Wein kredenzt wurde und der alte Graf die Freunde fragte, ob man in Berlin wohl dergleichen trinke, da meinte Hartmann, daß er sich zwar nicht erinnere, dergleichen getrunken zu haben, daß er dagegen bei irgendeinem Feste einen uralten Rheinwein genossen, der, wie es ihm schien, alles übertroffen, was er bisher von seltenen Weinen gekannt. »Hoho,« rief der alte Graf, indem sein Antlitz vor Freude glänzte, »hoho, wir wollen sehen, was mein Keller vermag. Daniel,« rief er dann einem Diener zu, »Daniel soll einmal ein paar Flaschen von dem hundertjährigen Rheinwein hinaufschaffen und den Kristallpokal dazu!« –
    Man kann denken, daß die Freunde sich ein wenig seltsam getroffen fühlten bei dem Namen Daniel. Bald darauf trat ein eisgrauer Mann mit gekrümmtem Rücken hinein und brachte den Wein sowie den Pokal herbei; da konnten sie ihren Blick nicht von der Gestalt wegbringen. Hartmann sah seinen Freund Willibald mit einer Miene an, als wollte er fragen: »Nun, hab’ ich nicht recht gehabt?« Da entschlüpften Willibald die Worte: »In der Tat, das ist höchst merkwürdig!«
    Als nach der Tafel die Freunde mit dem Grafen Franz allein geblieben und ganz heiter über dieses und jenes gesprochen, brach der Graf plötzlich ab und fragte, erst Hartmann, dann Willibald scharf fixierend, was ihnen denn so aufgefallen, so merkwürdig gedünkt bei der Erscheinung des alten Daniels. – »Gewiß,« fuhr er fort, als die Freunde betroffen schwiegen, »gewiß rief der alte treue Diener unsers Hauses einer Ähnlichkeit halber irgendein merkwürdiges Ereignis aus Ihrem Leben in Ihr Gedächtnis zurück, und ist dies Ereignis mitteilbar, so geben Sie mir Gelegenheit, das Talent, gut und lebendig zu erzählen, das Sie beide in hohem Grade besitzen, aufs neue zu bewundern; ich bitte Sie recht herzlich darum.«
    Hartmann meinte, daß Daniels Erscheinung sie keineswegs an ein merkwürdiges Ereignis aus ihrem Leben, wohl aber an einen närrischen Einfall erinnert, der aber viel zu närrisch und dabei zu unbedeutend sei, um noch einmal wiederholt zu werden.
    Als nun aber der Graf nicht nachließ, sondern immer mehr in die Freunde

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