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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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augenblicklich das Leben kosten. Hartmann machte, als ihn die Leute in den Wagen trugen, unerachtet er recht gut zu Fuße, solch ein grämliches leidendes Gesicht, als sei er selbst überzeugt von der großen Gefahr seines Zustandes, worüber denn Willibald im Innern recht herzlich lachen mußte. – Fort ging es nun in sehr leisem Trab, Willibald folgte der Krankenkutsche in dem Reisewagen.
    Es schien, als habe der Graf die Ankunft der Freunde gar nicht erwarten können, denn schon am äußern Portal des Schlosses wurden sie von ihm empfangen.
    Graf Maximilian von C. war ein stattlicher Herr in den siebziger Jahren, das zeigte sein schneeweißes Haar und sein tiefgefurchtes Antlitz. Dem Alter trotzte aber die jugendliche Raschheit in der Bewegung, die starke wohltönende Sprache und das milde Feuer, das in den großen sprechenden Augen strahlte. Eben ein ganz besonderer Blick dieser Augen mußte jeden gleich für den alten Herrn einnehmen, denn in ihm ging alle herzliche Gemütlichkeit eines lebensfrohen Jünglings auf.
    Der Graf bewies bei dem Empfang der Freunde einen gastlichen Eifer, der ihnen als ganz ungewöhnlich auffallen mußte. Selbst ergriff er Hartmanns Arm und half ihn die Treppe heraufführen. Sogleich sollte in seiner Gegenwart der Wundarzt des Schlosses Hartmanns Wunde verbinden. Der Wundarzt besorgte das mit geschickter kunstgeübter Hand und erklärte dann, daß die Wunde auch nicht im mindesten gefährlich sei, daß das Fieber nur dem ersten ungeschickten Verbande zuzuschreiben, daß eine einzige ruhige Nacht auch dieses vertreiben und die Wunde in gar kurzer Zeit völlig heil sein werde.
    Während die Freunde sich nun an den Erfrischungen erlabten, die der Graf herbeibringen lassen, gab sich Willibald ganz der frohen Laune hin, die die unerwartet günstige Wendung des bedrohlichen Zufalls, der wahrhaft gemütliche Empfang und die Aussicht, die wenigen Tage, deren Hartmanns Genesung bedurfte, recht behaglich zuzubringen, in ihm geweckt. Ein Gleiches tat Hartmann, soweit es sein krankhafter Zustand erlaubte, und versicherte, daß er nun erst den größten Schmerz seiner Wunde fühle. Dieser Schmerz sei aber eigentlich nur psychisch und bestehe in der tiefen Betrübnis, nicht von dem Tokaier genießen zu dürfen, der so herrlich in den blankgeschliffnen Gläsern perle. Auch dieser Betrübnis, meinte der alte Graf, müsse abgeholfen werden, und fragte den Wundarzt auf Gewissen, ob Hartmann nicht wenigstens ein halbes Glas jenes feurigen Weins genießen dürfe. Als nun der Wundarzt, wiewohl kopfschüttelnd, einwilligte, da erhob der alte Herr sein gefülltes Glas und rief lachend: »Wahrhaftig, die Räuber sollen leben, insofern sie nicht von meinen Jägern oder von den herumstreifenden Husaren niedergeschossen oder niedergehauen sind, denn ihnen verdanke ich eine große Wohltat. Ja! ihr lieben wackern Herrn – doch nein, nicht Herrn, ihr lieben wackern Freunde. Denn befreundet seid ihr mir in euerm Wesen ganz und gar, und mir geht bei euch das Herz so auf, als hätt’ ich schon mit euch seit langer, langer Zeit die frohsten Tage verlebt, ja, eine wahre Wohltat ist es für mich, daß ich euch aufzunehmen in meinem Schlosse Gelegenheit fand.« – Nach manchem fröhlichen Gespräch hin und her, nach manchen drolligen Schwänken, die dieser, jener, ja selbst der alte Graf vorgebracht, so daß das anhaltende laute Gelächter auf ein lustiges Gelag muntrer Jünglinge zu deuten schien, meinte der Wundarzt, es sei Zeit, dem Kranken Ruhe zu gönnen. Willibald bat es sich aus, bei dem Freunde bleiben zu dürfen, und so mußte der alte Herr, der sich ungern von den Freunden trennte, sich mit dem Versprechen begnügen, daß beide folgenden Tages unfehlbar bei der Mittagstafel erscheinen würden. – Er beteuerte, daß ihm die Zeit bis dahin gewaltig lang werden und er dem säumenden Koch Exekution in die Küche schicken würde, damit er die Tafel beschleunige. –
    Die Freunde verwunderten sich höchlich über die jugendliche Lebendigkeit des alten Grafen, sowie über den so ausnehmend gastlichen Empfang, dessen sie sich als gänzlich Fremde erfreut, und rühmten das in Gegenwart des jungen Menschen, der sich zu ihrer Bedienung eingestellt. »Ach!« sprach dieser mit gutmütigem treuherzigen Ton, »ach meine lieben gnädigen Herren, das ist nicht immer so! Der gnädige Herr Graf, ja, der ist gar zu gern froh und vergnügt und dabei die Gnade und Güte selbst gegen jedermann, aber er kann es ja nur, wenn

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