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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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verstimmt finden Sie mich? – heilige Jungfrau! ist es möglich, daß ein zerbrochenes Instrument stimme! – Nun,« fuhr sie dann gelassener fort, »Sie mögen es gut meinen, mein Herr, aber mich erhitzt der Wein, und ich finde nichts aberwitziger als die sogenannten Gesundheiten, an denen Herz und Gemüt keinen Teil haben und mit denen man nur den Tribut einer gewissen herkömmlichen Schicklichkeit abträgt.« »So,« sprach Willibald, »so lassen Sie, gnädige Gräfin, uns dann die Gläser leeren auf das, was wir recht tief und unvertilgbar in Herz und Gemüt tragen.« Da färbten sich plötzlich die Wangen der Gräfin in hohem Rot, düstres Feuer blitzte aus ihren Augen, sie ergriff das Glas und leerte es, nachdem sie mit Willibald angestoßen, mit einem langen Zuge. Graf Franz, der beiden schrägüber saß, hatte kein Auge von ihnen verwandt, auch er ergriff sein Glas, leerte es und stieß es so heftig auf den Tisch nieder, daß es klirrend zersprang in hundert Stücke.
    Alles schwieg betroffen, der alte Graf schien mit gesenktem Blick sich trübem Nachdenken zu überlassen. Während die Freunde bedeutende Blicke wechselten und sich ihrerseits nun gar nicht berufen fühlten, das gutmachen zu wollen, was das unbewußte Hineintappen in ein Geheimnis verdorben, nahm der Geistliche wieder das Wort, und indem er anscheinend sehr ernst begann, wußte er geschickt ganz unerwartet in irgendeinen überaus drolligen Schwank einzulenken. Der Wundarzt, der allein gar keinen Begriff davon zu haben, was vorgegangen, und ängstlich umherblickend zu fragen schien, warum in aller Welt es denn plötzlich so still geworden, lachte ganz unmäßig, bückte sich dann ein Mal übers andere bis zum Teller und brach zuletzt in die Worte aus: »Pardonnieren Ew. Exzellenz, aber es ist unmöglich – es schadet der Lunge, sämtlichen Intestinis – man darf es nicht zurückhalten, man muß ein bißchen losplatzen.« Der alte Graf erwachte wie aus einem tiefen Traum, schaute in das kirschbraune Antlitz des Wundarztes und brach denn auch aus in ein lautes Gelächter. Nun lebte das Gespräch zwar wieder auf, aber es blieb ein erzwungenes, mühsam erhaltenes Leben, so daß die Freunde froh waren, als die Tafel aufgehoben wurde. Gräfin Amalia entfernte sich schnell, und nun erst schien, mit Ausschluß des Wundarztes, allen eine drückende Last entnommen.
    Auch Graf Franz war heiter geworden. Er lustwandelte, während der alte Graf sich auf sein Zimmer begab, um wie gewöhnlich zu ruhen, mit den Freunden durch den Park.
    »In der Tat,« sprach er, nachdem manches Wort gewechselt, zu Willibald mit scherzendem, doch etwas scharfem Ton, »in der Tat, mein Vater hat mir nicht zuviel von Ihrem gesellschaftlichen Genie gesagt. Es ist Ihnen etwas gelungen, was Ihnen selbst wohl gar nicht so schwierig bedünken mag, was ich meinesteils bis jetzt aber für ganz unausführbar halten mußte. – Ich meine, Sie vermochten die Gräfin dahin zu bringen, daß sie mit Ihnen, der ihr gänzlich fremd, den sie zum erstenmal sah, sprach. Noch mehr, daß sie auf Ihren Anlaß allem jungfräulichen Sprödetun entgegen ein ganzes Glas Wein mit einem Zuge leerte. – Kennten Sie alle wunderbare Seltsamkeiten der teuren Gräfin so genau als ich, Sie würden sich gar nicht verwundern, wenn ich Sie mit Ihrer Erlaubnis für eine Art Schwarzkünstler halte.«
    »Doch,« erwiderte Willibald lachend, »doch hoffe ich, von der guten harmlosen Gattung, die ihren Zauberstab schwingen, nur um Ergötzliches zutage zu fördern.«
    Überzeugt, daß es bei der Eifersüchtelei des jungen Grafen geraten, nicht tiefer einzugehen in das Kapitel, wandten die Freunde das Gespräch auf andere Dinge, und es wurde der Gräfin und ihrer wunderbaren Seltsamkeiten nicht ferner gedacht.
    Als am Abend, nach froh, beinahe üppig verlebtem Tage, die Freunde sich allein auf ihrem Zimmer befanden, sprach Hartmann: »Sag’ einmal, Willibald, fällt dir denn in diesem Schlosse nicht etwas über alle Maßen auf?«
    »Daß,« erwiderte Willibald, »daß ich nicht wüßte. Mir kommt vielmehr hier im Schlosse alles ziemlich ordinär vor, und es gibt nichts Geheimnisvolles, worauf die gestrigen Reden des jungen Menschen zu deuten schienen. Der junge Graf ist verliebt in die Gräfin, die ihn nicht leiden kann, und der alte Herr, der beider Heirat wünscht, ist darüber verdrießlich und weiß nicht, wie er es anfangen soll, sie zusammenzubringen. Das ist alles!« –
    »Ho ho,« rief Hartmann, »das ist

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