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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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fremde Gäste kommen, aber die kommen selten, beinahe gar nicht, denn keiner mag – Nun, wenigstens sind solche fröhliche liebe Gäste, wie Sie es sind, und wie sie eben recht passen für unsern gnädigen Herrn Grafen, hier nicht gewesen seit Gedenken. Ach! wenn nur nicht –«
    Der junge Mensch stockte, die Freunde blickten ihn schweigend an, gespannt durch das Geheimnisvolle, was in der Rede lag.
    Da fuhr der junge Mensch fort: »Nun, warum sollt’ ich es denn nicht sagen, es ist hier im Schlosse nicht alles so, wie es sein sollte, es gibt viel Kummer und Gram, und soviel unsereins mit seinem schwachen Verstande begreifen kann und davon erfahren hat, mag wohl Grund genug dazu vorhanden sein. – Sie bleiben gewiß noch lange Zeit hier, meine gnädigen Herren, unser gnädiger Herr Graf wird solche liebe Gäste nicht so bald von sich lassen, da werden Sie schon selbst recht gut merken, wo der Has’ im Pfeffer liegt.«
    »Ich wette,« sprach Hartmann, als der Diener sich entfernt, »ich wette, daß der Hase, der hier im Pfeffer liegt, ein sehr böses Tier ist.« –
    Andern Tages, als die Freunde sich zur Mittagstafel einfanden, stellte ihnen der Graf einen sehr wohlgebildeten Jüngling von edler Gestalt mit den Worten vor: »Mein Sohn Franz!« – Er war erst kürzlich von weiten Reisen zurückgekehrt, und dem langen Aufenthalt in Paris schrieben die Freunde die Blässe seines übrigens männlich schönen Antlitzes und die tiefliegenden Augen zu. Er mochte das Leben genossen haben. Man schien noch auf eine Person zu warten, bald öffneten sich denn auch die Türen, und ein junges Frauenzimmer von ausnehmender Schönheit trat hinein. Es war die Nichte des Grafen, Gräfin Amalie von T. Außer diesen Personen nahmen noch der Wundarzt und der Kapellan des Schlosses, ein Geistlicher von ehrwürdigem Ansehn, an der Tafel teil.
    Der alte Graf, in seiner Heiterkeit beharrend, wiederholte den Freunden, wie er den Zufall preise, der sie ihm zugeführt, und diese nahmen gar keinen Anstand, all ihrer guten Laune, ebenso wie Tages vorher, den Zügel schießen zu lassen, so daß, da auch der Geistliche sich als ein gemütlicher lebensfroher Mann bewies, das Gespräch unter diesen vier Personen sich frisch und lebendig bewegte. Der Wundarzt gehörte zu den Leuten, die mehr ergötzbar als ergötzlich sind. Ohne besonders zu sprechen, lachte er über alles Drollige, was vorkam, und wenn er denn recht herzlich gelacht, fuhr er mit der Nasenspitze beinahe bis in den Teller hinein, um gnädige Verzeihung bittend, daß er das Komische fühle und belache an hochgräflicher Tafel. Dagegen beharrte Graf Franz, nicht eine Miene verziehend, im finstern Ernst, und nur dann und wann flossen einige unbedeutende Worte über seine Lippen. Gräfin Amalie schien gar nicht an der Tafel zu sein, denn, als werde eine ihr ganz fremde Sprache gesprochen, achtete sie nicht im mindesten auf das Gespräch und sprach selbst nicht ein einziges Wörtlein. Willibald, der Platz neben der Gräfin genommen, besaß ein ungemeines Talent, schweigsame Damen zum Reden zu bringen oder wenigstens zum Hören. Dieses Talent wollte er nun geltend machen, indem er das Wort an die Gräfin richtete, diese, jene Saite anschlagend, die sonst wohl widerklingt in dem weiblichen Gemüt. Doch alles umsonst, die Gräfin blickte ihn mit ihren großen schönen, aber etwas toten Augen an und wandte sich, ohne ihn einer Antwort zu würdigen, wieder von ihm ab, um ins Leere zu schauen. Willibald glaubte in Hartmanns Gesicht deutlich zu lesen: »Du bist ein Tor, gib dir keine Mühe mit der stolzen Närrin, der unter uns es gar nicht recht ist.« – Es wurde auf das Wohl des Kaiserhauses getrunken, und die Gräfin, die noch keinen Tropfen Weins über die Lippen gebracht, konnte nun nicht umhin ihr Glas zu ergreifen und mit dem Nachbar anzustoßen, was sie mit Widerwillen zu tun schien. Willibald, noch nicht von ihr ablassend, bemerkte, daß es seltsame Verstimmungen des Gemüts gebe, die, unauflöslich scheinend, doch auch bei Frauen der Kraft des feurigen Geistes wichen, der dem edlen Wein entsteige. Ja, dieser Geist wandle jene Verstimmung oft um in die liebenswürdigste Laune. Darum wage er die Gräfin zu bitten, den Versuch zu machen, ob jener Erfahrungssatz richtig, und das Glas zu leeren. – Die Gräfin schaute ihn an, wie von seiner Äußerung plötzlich überrascht und ergriffen, dann sprach sie halb leise mit einem Ton, der von tiefem Schmerz zeugte: »Verstimmt? –

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