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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.T.A. Hoffmann
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gewesen, weiß ich nicht, da ich ihn nur auf seinen Abend- und Nachtspaziergängen begleitete, tagsüber hingegen seinen kleinen Hausrat und seine musikalischen Schätze bewachte. – Bald darauf kamen viele Leute zu ihm, die sprachen allerlei ungewaschenes Zeug, und jeden Augenblick war von vernünftigen Vorstellungen, von Beruhigen die Rede. Johannes erfuhr hier meine Stärke und Behendigkeit, denn da mir das Volk schon lange im höchsten Grade zuwider, sprang ich auf meines Herrn Wink um so rascher und kräftiger unter das Gesindel und begann so den Angriff, den mein Herr dadurch glorreich beendete, daß er einen nach dem andern zur Tür hinauswarf. – Tags nachher stand mein Herr matt und entkräftet auf. – »Ich sehe, lieber Benfatto,« sprach er, »daß meines Bleibens hier nicht länger mehr ist; – und auch wir müssen uns trennen, mein treuer Hund! – Haben sie mich doch schon deshalb für toll gehalten, weil ich dir vorspielte und mit dir allerlei Vernünftiges sprach! – Auch dich könnte, bliebst du länger bei mir, der Verdacht des Wahnsinns verfolgen, und so, wie mich eine schändliche Einsperrung erwartet, der ich aber zu entgehen hoffe, dich ein schmachvoller Tod durch des Büttels Hand treffen, dem du nicht entgehen würdest. – Lebe wohl, ehrlicher Benfatto.« – Schluchzend öffnete er die Tür, und ich schlich mit hängenden Ohren die vier Treppen herab auf die Straße.
    Ich . Aber, lieber Berganza! – die Erzählung des Abenteuers, das dich hertrieb, hast du ganz vergessen.
    Berganza . Alles bisher Erzählte war die Einleitung dazu. – Als ich nun so traurig und in mich gekehrt die Straße herablief, kam ein Trupp Menschen auf mich zu, von denen einige riefen: »Greift den schwarzen Hund – greift ihn! – er ist toll, er ist gewiß toll!« Ich glaubte meines Johannes Widersacher zu erkennen, und da ich voraussehen konnte, daß ich trotz meines Mutes, trotz meiner Geschicklichkeit würde erliegen müssen, sprang ich rasch um die Ecke in ein ansehnliches Haus, dessen Tür gerade offen stand. Alles verkündete Reichtum und Geschmack; die breite lichte Treppe war schön gebohnt; kaum die Stufen mit meinen schmutzigen Tatzen berührend, war ich in drei Sprüngen oben und kauerte mich in einem Ofenwinkel eng zusammen. Nicht lange darauf hörte ich lustiges Kindergeschrei auf dem Flur und die holde Stimme eines schon erwachsenen Mädchens: »Lisette! vergiß nicht die Vögel zu füttern, meinem Seidenhäschen gebe ich schon selbst etwas!« – Da war es, als triebe mich eine geheime unwiderstehliche Gewalt hervor. Ich trat demnach mich krümmend und schwänzelnd in der demütigsten Stellung, die mir zu Gebote steht, heraus, und siehe da – ein gar herrliches Mädchen von höchstens sechzehn Jahren, mit einem muntern goldlockigen Knaben an der Hand, ging gerade über den Hausflur. – Trotz meiner demütigen Stellung erregte ich doch, wie ich es gefürchtet hatte, keinen geringen Schreck. – Das Mädchen schrie laut auf: »Was für ein häßlicher Hund, wie kommt der große Hund hieher!« – drückte den Knaben an sich und schien fliehen zu wollen. Da kroch ich zu ihr hin, und mich zu ihren Füßen schmiegend, winselte ich leise und wehmütig. »Armer Hund, was fehlt dir«, sprach nun das holde Mädchen und streichelte mich mit der kleinen weißen Hand. Nun wußte ich nach und nach mein Vergnügen zu steigern, so daß ich zuletzt meine zierlichsten Sprünge versuchte. Das Mädchen lachte, und der Knabe jauchzte und hüpfte vor Freude. Bald äußerte er, wie Knaben gemeinhin zu tun pflegen, die Lust, auf mir zu reiten; die Schwester wehrte es ihm, ich drückte mich aber an den Boden und lud ihn selbst durch allerlei lustiges Knurren und Schnupfen zum Aufsteigen ein. – Endlich ließ ihm die Schwester seinen Willen, und kaum saß er auf meinem Rücken, so erhob ich mich langsam, und indem ihn die Schwester in gar anmutiger Stellung mit einer Hand hielt, ging es erst im Schritt, dann in kleinen Courbetten den Hausplatz auf und ab. – Noch mehr als vorhin jauchzte und jubelte der Knabe, noch herzlicher lachte die Schwester. Da trat noch ein Mädchen heraus, sie schlug die kleinen Hände zusammen, als sie die Reiterei sah, aber alsbald lief sie heran und hielt den Knaben bei dem andern Arm. Nun durfte ich größere Sprünge wagen, nun ging es vorwärts im kurzen Galopp, und wenn ich prustend und kopfschüttelnd es dem schönsten arabischen Hengste gleich tat, da schrien die Kinder auf vor

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