Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
Vom Netzwerk:
Platanen?
     
    Dreizehn Lieder sollst du hören,
    Dreizehn Lieder, frisch gedichtet;
    Alle sind, ich kann’s beschwören,
    Alle nur an dich gerichtet.
     
    An dem zarten schlanken Leibchen
    Bis zur Stirne auf und nieder,
    Jedes Fünkchen, jedes Stäubchen,
    Alles preisen meine Lieder.
     
    Wahrlich, Kind, ich hab zuzeiten
    Übermütige Gedanken!
    Unermüdlich sind die Saiten,
    Und der Mund ist ohne Schranken.
     
    Vom geheimsten Druck der Hände
    Bis zum nimmersatten Küssen!
    Ja, ich selber weiß am Ende
    Nicht, was du wirst hören müssen.
     
    Laß dich warnen, laß mich schweigen,
    Laß mich Lied um Liebe tauschen;
    Denn die Blätter an den Zweigen
    Wachen auf und wollen lauschen.
     
    Weiße Mondesnebel schwimmen
    Auf den feuchten Wiesenplanen;
    Hörst du die Gitarre stimmen
    In dem Schatten der Platanen?
Zur silbernen Hochzeit
    Aus einem Festzuge
    Gott Amor
    Wieder führ ich heut den Zug
    Wie beim ersten Feste;
    Amor bleibt die Hauptperson
    In der Zahl der Gäste.
     
    In mein Antlitz bringt die Zeit
    Fältchen nicht noch Falte;
    Doch wie jung ich immer bin,
    Bin ich doch der Alte.
    Zwei Kinder
    Erstes
    Wir sind zwei Kinder hier vom Haus
    Und folgen mit Bedachte
    Dem kleinen Gotte, der Mama
    So unendlich glücklich machte.
    Zweites
    Ja, lachet nur! Wir kommen auch
    In seinen Rosentempel.
    Die ältste Schwester hat schon gezeigt,
    Die Kinder nehmen Exempel.
    Ein Bettelkind
    Zürnt mir nicht, verehrte Frau,
    Daß auch ich Euch gratuliere!
    Armut ist ein schlechter Gast,
    Furchtsam tret ich in die Türe.
     
    Draußen stand ich, und ich sah
    Alle Fenster hell erleuchtet;
    Und ich dachte, wie so oft
    Ihr mir milde Gabe reichtet.
     
    Gönnt nur einen Augenblick,
    Mich an Eurem Glück zu weiden!
    Schwester weint zu Haus nach Brot –
    Ach, wir haben wenig Freuden.
    Der Bettelvogt
    Zum Jubilar
    Verzeihen Sie, Herr Bürgermeister!
    So sehr man seine Pflichten kennt,
    Das Bettelvolk wird immer dreister,
    Sosehr man vigiliert und rennt.
     
    Soeben sah ich solchen Rangen
    Verdächtig schleichen an den Treppen;
    Wenn es vergönnt, ihn einzufangen,
    Werd ich ihn sacht zu Loche schleppen.
    Der Narr
    Der Narr macht seine Reverenz,
    Der gute derbe Geselle!
    Ihr hörtet wohl von weitem schon
    Das Rauschen seiner Schelle.
     
    Als alter Hausfreund bin ich ja
    Notwendig bei dem Feste;
    Denn hörtet ihr die Klapper nicht,
    Euch fehlte doch das Beste.
     
    Ein tücht’ger Kerl hat seinen Sparrn!
    Das ist unwiderleglich;
    Und hat das Haus nicht seinen Narrn,
    So wird es öd und kläglich.
     
    Hier war ich manchen guten Tag
    Gastfreundlich aufgenommen;
    Heil diesem vielbeglückten Haus,
    Wo auch der Narr willkommen!
Bettlerliebe
    O laß mich nur von ferne stehn
    Und hangen stumm an deinem Blick;
    Du bist so jung, du bist so schön,
    Aus deinen Augen lacht das Glück.
     
    Und ich so arm, so müde schon,
    Ich habe nichts, was dich gewinnt.
    O wär ich doch ein Königssohn
    Und du ein arm verlornes Kind!
Vier Zeilen
    1
    Du weißt doch, was ein Kuß bekennt?
    Sonst hör du auf zu küssen!
    Ich dächt, er sei ein Sakrament,
    Das alle Völker wissen.
    2
    Und weißt du, warum so trübe,
    So schwer mir das Herz muß sein?
    Du hast mich geküßt ohne Liebe,
    Das wolle dir Gott verzeihn!
    3
    Die Lieb ist wie ein Wiegenlied;
    Es lullt dich lieblich ein;
    Doch schläfst du kaum, so schweigt das Lied,
    Und du erwachst allein.
Das Harfenmädchen
    Das war noch im Vaterstädtchen;
    Da warst du gar zierlich und jung,
    Ein süß schwarzäugiges Dirnlein,
    Zur Liebe verständig genung.
     
    Und wenn dir die Mutter zu singen
    Und Harfe zu spielen gebot,
    So scheutest du dich vor den Leuten
    Und klagtest mir heimlich die Not.
     
    »Wann treff ich dich wieder und wo doch?« –
    »Am Schlosse, wenn’s dunkel ist.«
    Und abends bin ich gekommen
    Und habe dich fröhlich geküßt.
     
    Sind sieben Jahr vergangen,
    Daß ich dich nicht gesehn;
    Wie bleich doch sind deine Wangen,
    Und waren so blühend und schön!
     
    Wie greifst du so keck in die Saiten
    Und schaust und äugelst umher!
    Das sind die kindlich scheuen,
    Die leuchtenden Augen nicht mehr.
     
    Doch kann ich den Blick nicht wenden,
    Du einst so reizende Maid;
    Mir ist, als schaut ich hinüber
    Tief, tief in vergangene Zeit.
Weihnachtsabend
    An die hellen Fenster kommt er gegangen
    Und schaut in des Zimmers Raum;
    Die Kinder alle tanzten und sangen
    Um den brennenden Weihnachtsbaum.
     
    Da pocht ihm das Herz, daß es will zerspringen;
    »Oh«, ruft er, »laßt mich hinein!
    Was Frommes,

Weitere Kostenlose Bücher