Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
Vom Netzwerk:
gestern, morgen, heute,
    Doch nicht die Zeit, die mittendrin besteht;
    Ich aber hörte wohl das Waldgeläute,
    Ein Sonntagskind ist immer der Poet;
    So laßt euch denn in blanken Liederringen
    Von Reim zu Reim ins Land der Märchen schwingen.
In Bulemanns Haus
    Es klippt auf den Gassen im Mondenschein;
    Das ist die zierliche Kleine,
    Die geht auf ihren Pantöffelein
    Behend und mutterseelenallein
    Durch die Gassen im Mondenscheine.
     
    Sie geht in ein alt verfallenes Haus;
    Im Flur ist die Tafel gedecket,
    Da tanzt vor dem Monde die Maus mit der Maus,
    Da setzt sich das Kind mit den Mäusen zu Schmaus,
    Die Tellerlein werden gelecket.
     
    Und leer sind die Schüsseln; die Mäuslein im Nu
    Verrascheln in Mauer und Holze;
    Nun läßt es dem Mägdlein auch länger nicht Ruh,
    Sie schüttelt ihr Kleidchen, sie schnürt sich die Schuh,
    Dann tritt sie einher mit Stolze.
     
    Es leuchtet ein Spiegel aus goldnem Gestell,
    Da schaut sie hinein mit Lachen;
    Gleich schaut auch heraus ein Mägdelein hell,
    Das ist ihr einziger Spielgesell;
    Nun wolln sie sich lustig machen.
     
    Sie nickt voll Huld, ihr gehört ja das Reich;
    Da neigt sich das Spiegelkindlein,
    Da neigt sich das Kind vor dem Spiegel zugleich,
    Da neigen sich beide gar anmutreich,
    Da lächeln die rosigen Mündlein.
     
    Und wie sie lächeln, so hebt sich der Fuß,
    Es rauschen die seidenen Röcklein,
    Die Händchen werfen sich Kuß um Kuß,
    Das Kind mit dem Kinde nun tanzen muß,
    Es tanzen im Nacken die Löcklein.
     
    Der Mond scheint voller und voller herein,
    Auf dem Estrich gaukeln die Flimmer:
    Im Takte schweben die Mägdelein,
    Bald tauchen sie tief in die Schatten hinein,
    Bald stehn sie in bläulichem Schimmer.
     
    Nun sinken die Glieder, nun halten sie an
    Und atmen aus Herzensgrunde;
    Sie nahen sich schüchtern und beugen sich dann
    Und knien voreinander und rühren sich an
    Mit dem zarten unschuldigen Munde.
     
    Doch müde werden die beiden allein
    Von all der heimlichen Wonne;
    Sehnsüchtig flüstert das Mägdelein:
    »Ich mag nicht mehr tanzen im Mondenschein,
    Ach, käme doch endlich die Sonne!«
     
    Sie klettert hinunter ein Trepplein schief
    Und schleicht hinab in den Garten.
    Die Sonne schlief, und die Grille schlief.
    »Hier will ich sitzen im Grase tief,
    Und der Sonne will ich warten.«
     
    Doch als nun morgens um Busch und Gestein
    Verhuschet das Dämmergemunkel,
    Da werden dem Kinde die Äugelein klein;
    Sie tanzte zu lange bei Mondenschein,
    Nun schläft sie bei Sonnengefunkel.
     
    Nun liegt sie zwischen den Blumen dicht
    Auf grünem, blitzendem Rasen;
    Und es schauen ihr in das süße Gesicht
    Die Nachtigall und das Sonnenlicht
    Und die kleinen neugierigen Hasen.
Tannkönig
1.
    Am Felsenbruch im wilden Tann
    Liegt tot und öd ein niedrig Haus;
    Der Efeu steigt das Dach hinan,
    Waldvöglein fliegen ein und aus.
     
    Und drin am blanken Eichentisch
    Verzaubert schläft ein Mägdelein;
    Die Wangen blühen ihr rosenfrisch,
    Auf den Locken wallt ihr der Sonnenschein.
     
    Die Bäume rauschen im Waldesdicht,
    Eintönig fällt der Quelle Schaum;
    Es lullt sie ein, es läßt sie nicht,
    Sie sinket tief von Traum zu Traum.
     
    Nur wenn im Arm die Zither klingt,
    Da hell der Wind vorüberzieht,
    Wenn gar zu laut die Drossel singt,
    Zuckt manches Mal ihr Augenlid.
     
    Dann wirft sie das blonde Köpfchen herum,
    Daß am Hals das güldene Kettlein klingt;
    Auf fliegen die Vögel, der Wald ist stumm,
    Und zurück in den Schlummer das Mägdlein sinkt.
2.
    Hell reißt der Mond die Wolken auf,
    Daß durch die Tannen bricht der Strahl;
    Im Grunde wachen die Elfen auf,
    Die Silberhörnlein rufen durchs Tal.
     
    »Zu Tanz, zu Tanz am Felsenhang,
    Am hellen Bach, im schwarzen Tann!
    Schön Jungfräulein, was wird dir bang?
    Wach auf und schlag die Saiten an!«
     
    Schön Jungfräulein, die sitzt im Traum;
    Tannkönig tritt zu ihr herein,
    Und küßt ihr leis des Mundes Saum
    Und nimmt vom Hals das Güldkettlein.
     
    Da schlägt sie hell die Augen auf –
    Was hilft ihr Weinen all und Flehn!
    »Tannkönig, laß mich ziehn nach Haus,
    Laß mich zu meinen Schwestern gehn.«
     
    »In meinem Walde fing ich dich«,
    Tannkönig spricht, »so bist du mein!
    Was hattest du die Mess’ versäumt?
    Komm mit, komm mit zum Elfenreihn!« –
     
    »Elf! Elf! das klingt so wunderlich,
    Elf! Elf! mir graut vor dem Elfenreihn;
    Die haben gewiß kein Christentum,
    Oh, laß mich zu Vater und Mutter mein!«
     
    »Und denkst du an Vater und Mutter noch,
    Sitz

Weitere Kostenlose Bücher