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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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was Fröhliches will ich euch singen
    Zu dem hellen Kerzenschein.«
     
    Und die Kinder kommen, die Kinder ziehen
    Zur Schwelle den nächtlichen Gast;
    Still grüßen die Alten, die Jungen umknien
    Ihn scheu in geschäftiger Hast.
     
    Und er singt: »Weit glänzen da draußen die Lande
    Und locken den Knaben hinaus;
    Mit klopfender Brust, im Reisegewande
    Verläßt er das Vaterhaus.
     
    Da trägt ihn des Lebens breitere Welle –
    Wie war so weit die Welt!
    Und es findet sich mancher gute Geselle,
    Der’s treulich mit ihm hält.
     
    Tief bräunt ihm die Sonne die Blüte der Wangen,
    Und der Bart umsprosset das Kinn;
    Den Knaben, der blond in die Welt gegangen,
    Wohl nimmer erkennet ihr ihn.
     
    Aus goldenen und aus blauen Reben
    Es mundet ihm jeder Wein;
    Und dreister greift er in das Leben
    Und in die Saiten ein.
     
    Und für manche Dirne mit schwarzen Locken
    Im Herzen findet er Raum; –
    Da klingen durch das Land die Glocken,
    Ihm war’s wie ein alter Traum.
     
    Wohin er kam, die Kinder sangen,
    Die Kinder weit und breit;
    Die Kerzen brannten, die Stimmlein klangen,
    Das war die Weihnachtszeit.
     
    Da fühlte er, daß er ein Mann geworden;
    Hier gehörte er nicht dazu.
    Hinter den blauen Bergen im Norden
    Ließ ihm die Heimat nicht Ruh.
     
    An die hellen Fenster kam er gegangen
    Und schaut’ in des Zimmers Raum;
    Die Schwestern und Brüder tanzten und sangen
    Um den brennenden Weihnachtsbaum.« –
     
    Da war es, als würden lebendig die Lieder
    Und nahe, der eben noch fern;
    Sie blicken ihn an und blicken wieder;
    Schon haben ihn alle so gern.
     
    Nicht länger kann er das Herz bezwingen,
    Er breitet die Arme aus:
    »Oh, schließet mich ein in das Preisen und Singen,
    Ich bin ja der Sohn vom Haus!«
Junge Liebe
                                         Aus eignem Herzen geboren,
                                         Nie besessen, dennoch verloren.
    Ihr Aug ist blau, nachtbraun ihr lockicht Haar,
    Ein Schelmenmund, wie jemals einer war,
    Ein launisch Kind; doch all ihr Widerstreben
    Bezwingt ihr Herz, das mir so ganz ergeben.
     
    Schon lange sitzt sie vor mir, träumerisch
    Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tisch;
    Nun springt sie auf; an meines Stuhles Lehne
    Hängt sie sich, schmollend ob der stummen Szene.
     
    »Ich liebe dich!« – »Du bist sehr interessant.«
    »Ich liebe dich!« – »Ach, das ist längst bekannt!
    Ich lieb Geschichten, neu und nicht erfunden –
    Erzählst du nicht, ich bin im Nu verschwunden.«-
     
    »So hör! Jüngst träumte mir« – – »Das ist nicht wahr!« –
    »Wahr ist’s! Mir träumt’, ich sähe auf ein Haar
    Dich selbst straßauf und -ab in Prachtgewändern
    An eines Mannes Arm gemächlich schlendern;
     
    Und dieser Mann« – – »der war?« – »der war nicht ich!« –
    »Du lügst!« – »Mein Herz, ich sah dich sicherlich –
    Ihr senktet Aug in Auge voll Entzücken,
    Ich stand seitab, gleichgültig deinen Blicken.«
     
    »Der Mutter sag ich’s!« ruft das tolle Kind
    Und springt zur Tür. Da hasch ich sie geschwind,
    Und diese frevelhaften Lippen müssen,
    Was sie verbrochen, ohne Gnade büßen.
Dämmerstunde
    Im Nebenzimmer saßen ich und du;
    Die Abendsonne fiel durch die Gardinen;
    Die fleißigen Hände fügten sich der Ruh,
    Von rotem Licht war deine Stirn beschienen.
     
    Wir schwiegen beid’; ich wußte mir kein Wort,
    Das in der Stunde Zauber mochte taugen;
    Nur nebenan die Alten schwatzten fort –
    Du sahst mich an mit deinen Märchenaugen.
Frage
    Wenn einsam du im Kämmerlein gesessen,
    Wenn dich der Schlummer floh die lange Nacht,
    Dann hast du oft, so sprichst du, mein gedacht;
    Doch, wenn die Sonne kommen unterdessen,
    Wenn dir die Welt und jeglich Aug gelacht,
    Hast du auch dann wohl jemals mein gedacht?
Rechenstunde
    Du bist so ein kleines Mädchen
    Und hast schon so helle Augen;
    Du bist so ein kleines Mädchen
    Und hast schon so rote Lippen!
     
    Nun schau mich nur an, du Kleine,
    Auch ich hab helle Augen,
    Und laß dir alles deuten –
    Auch ich hab rote Lippen.
     
    Nun rechne mir doch zusammen:
    Vier Augen, die geben? – Blicke!
    Und – mach mir keinen Fehler! –
    Vier Lippen, die geben? – Küsse!
Letzte Einkehr
    Noch wandert er; doch hinter ihm
    Schon liegen längst die blauen Berge;
    Kurz ist der Weg, der noch zu gehn,
    Und tief am Ufer harrt der Ferge.
     
    Doch blinket schon das Abendrot
    Und glühet durch das Laub der Buchen;
    So muß er denn auch heute noch
    Wie sonst am Wege

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