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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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durchzusuchen.
    Als nun der allmächtige Gott Wald und Felder und auch das wüste Moor mit Finsterniß gedecket, ist der Schmied Held Carstens, der seine Schwiegermutter, so ihrer Tochter in den Wochen beigestanden, nach Ostenfeld zurückgebracht, um Mitternacht am Rand des Waldes wieder heimgefahren. Der Mann hat sein alt treuherzig Gespann am Zügel gehabt und ist schier ein wenig eingenicket; da aber die sonst so frommen Gäule plötzlich unruhig worden und mit Schnauben nach der Waldseite zu gedränget, so hat er sich ermuntert und ist nun selber schier erschrocken; denn drüben auf dem Moore hat aus der Finsterniß ein Schein gleich einem Licht gezucket; das ist bald still gestanden, bald hat es hin und her gewanket. Er hat gemeinet, daß die Irrwisch ihren Tanz beginnen würden, hat aber als ein beherzter Mann während dem Fahren noch mehrmals hingesehen, und da es letztlich näher kommen, ist eine dunkle Gestalt ihm kenntlich worden, so neben dem Irrschein zwischen den schwarzen Gruben und Bülten umgegangen. Da hat er ein still Gebet gesprochen und auf seine Gäule losgepeitschet, damit er nur nach Hause komme. Am andern Morgen in der Frühe aber haben die Leute drunten an der Straße des Hofbauren Tochter ohne Kappe, mit zerzausetem Haar und eine zertrümmerte Laterne in der Hand, langsam nach ihres Vaters Hofe zuschreiten sehen.
    Als ich am Vormittage dann dahin ging, wie es meine Amtspflicht heischet, vernahm ich, daß sie abermalen mit ihren Knechten nach dem Moor hinaus sei; da ich aber spät am Nachmittage wiederkam, trat sie in schier zerrissenen und besudelten Kleidern mir entgegen und sahe mich fast finster aus ihren dunkeln Augen an. Ich wollte sie auf den verweisen, ohn dessen Hülf und Willen all unsre Kraft nur eitel Unmacht ist; allein sie sprach: ›Habet Dank, Herr Pastor, für die gute Meinung; aber es ist nicht Zeit zu dem; schaffet mir Leute, so Ihr helfen wollet!‹ Was ich entgegnete, hörte sie schon nicht mehr; denn sie war nach Leitern und Stricken mit ihren Knechten der Scheune zugegangen. Auf dem Heimweg, den ich also nothgedrungen antrat, glückte es mir, ihr ein paar junge Burschen nachzusenden; und auf Deiner guten Mutter Zureden, dem jungen Blut zum Troste, wie sie meinte, hat auch unsere Margreth sich denselben angeschlossen. Diese verständige und, wie auch Dir bekannt, in keine Wege schreckbare Person ist jedoch am späten Abend mit wankenden Knien und verstürzetem Antlitz wieder heimgekommen. Das Suchen nach dem verlorenen Mann – so berichtete sie, alsbald sie ihres Odems wieder Herr geworden – sei ganz umsonst gewesen. Aber da endlich alle jungen Knechte schier verdrossen fortgegangen und Margreth mit dem Mädchen, das nicht wegzubringen gewesen, nun dorten ganz allein verblieben, so ist mit Dunkelwerden ein Irrwisch nach dem andern aus dem Moore aufgeduket und ein Gemunkel und Geflimmer angegangen, daß sie das Blänkern des Wassertümpels habe sehen können, an welchem dieser gräueliche Tanz sich umgedrehet. – Lasse das dahingestellet. Es ist aber noch ein anderes geschehen, und will Dir zuvor ins Gedächtniß bringen, daß wir unsre Margreth auf einer Lügen niemals noch betreten haben.
    Als nämlich die Irrwisch so getanzet, hat des Bauren Tochter gleich einer stummen Säulen darauf hingeschaut; da aber Margreth sie bei der Hand gezogen, daß sie schleunig mit ihr heimgehe, hat sie plötzlich überlaut um ihren Vater gejammert und wie in das Leere hinein geschrien, ob ihr etwas von ihm Kunde geben möchte. Und hat es darauf eine kurze Weile nur gedauert, so ist aus der finsteren Luft gleich wie zur Antwort ein erschreckliches Geheul herabgekommen, und es ist gewesen, als ob hundert Stimmen durch einander riefen und eine mehr noch habe künden wollen als die andere.
    Da hat die Alte Gott und seine Heerscharen angerufen, hat aber das Mädchen, als ob es angeschmiedet gewesen, mit ihren starken Armen nicht vom Platze bringen können, als bis das Toben über ihnen, gleich wie es gekommen, so wieder in der Finsterniß verschollen war.
    Wenn Dich, mein Josias, schmerzet, was ich hier hab schreiben müssen, da des Mädchens irdische Schönheit, wie mir wohl bewußt, Dein unerfahren Herz bethöret hat, so gedenke dessen und baue auf ihn, welcher gesprochen: ›Wer sein Leben verlieret um meinetwillen, der findet es.‹ Und sinne diesem nach, daß Du das Rechte wählest!
    Will dann zum Schlusse noch Erwähnung thun, daß unser Gastfreund Petrus Goldschmidt, welchen in

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