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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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brach. Eine Salve von Schüssen löste einen weiteren Schrei aus, diesmal einen des Schmerzes, dem wütendes Fluchen folgte. Ein Mann brüllte irgend etwas, als seine Stimme abrupt erstarb, wie abgewürgt von einer Riesenfaust.
    Sie nahm Mina bei der Hand, und zusammen tasteten sie sich über die Veranda, die Stufen hinunter, an der Reihe parkender Autos entlang. Ihre Füße stießen gegen etwas Weiches, sie stolperte und fiel über einen menschlichen Körper, der keinen Laut von sich gab, nicht einmal stöhnte. Sie hörte den nahen Einschlag einer Kugel und zog Mina neben sich zu Boden. Aneinandergedrängt kauerten sie im Schutz eines Autos nieder. Aus allen Richtungen krachten Schüsse durch den pechschwarzen Wald, bis schließlich Ludwigs zornige Stimme das Geknatter übertönte.
    »Stellen Sie das Feuer ein! Hören Sie endlich auf mit dem Schwachsinn! Sie bringen sich ja nur gegenseitig um.«
    Neuerlichen Schüssen folgten Schmerzgebrüll und wütendes Geschrei von Ludwig, in das nun auch andere Stimmen einfielen. Die Schießerei hatte plötzlich ein Ende, und Renee fuhr zusammen, als eine Stimme, die in ihrem Kopf zu sein schien, sagte: Hier, nimm die Schlüssel an dich.
    Sie drehte sich um und streckte ihre Hand in die Dunkelheit. Ihr Arm streifte über dichtes Fell, als die Schlüssel kühl in ihre geöffnete Hand fielen. Wieder schien die Stimme zu sprechen.
    Wenn du das Auto gefunden hast, zu dem sie passen, dann fahr los. Auf die Straße hinaus. Ich sorg’ schon dafür, daß die anderen Wagen nicht laufen. Ich will nicht, daß sie uns folgen.
    Mit den Schlüsseln in der Hand stand sie da und versuchte zu ertasten, welcher davon ein Zündschlüssel war. Dann zog sie eine Autotür auf, und die Innenbeleuchtung erstrahlte in blendender Helligkeit. Es war der La Salle. Sie stieß Mina hinein, um die Tür schließen zu können, und probierte den Schlüssel. Er paßte nicht, und sie mußte die anderen Schlüssel am Bund durchprobieren.
    »He, wer ist denn da in dem Auto?« rief eine Stimme aus der Dunkelheit.
    »Da will jemand die Autos klauen«, schrie eine andere Stimme.
    Renee war sicher, daß die Schlüssel nicht zu diesem Wagen gehörten. »Bleib unten«, sagte sie zu Mina und drückte die Tür auf. Als das Licht wieder aufflammte, krochen sie hinaus und schlugen die Tür zu, während neuerliche Rufe aus der Finsternis laut wurden. Ganz in der Nähe schlug eine Kugel ein, und dem Krachen des Gewehrs folgten wiederum erregte Rufe.
    »Nicht schießen! Da gehen nur die Autos drauf. Los, wir nehmen sie im Sturm.«
    Sie zog Mina mit sich zum nächsten Wagen und öffnete die Tür. Diesmal blieb es dunkel, doch die Schlüssel paßten auch hier nicht. Und jetzt konnte sie rundum in der Dunkelheit schleichende Schritte vernehmen. Ohne auf sie zu achten, huschte sie weiter zum vorletzten Auto in der Reihe. Als sie am Türgriff zog, wurde Minas Hand ruckartig der ihren entrissen, und das kleine Mädchen fing an, gellend zu schreien. Renee fuhr herum, und die Schlüssel entfielen ihr, als sie blind nach Mina tastete. Sie hörte ein Rascheln und ein Fauchen wie von einem Luftzug und gleich darauf einen dumpfen Schlag, doch als sie durch die Schwärze dem Geräusch entgegenlaufen wollte, schloß sich von hinten ein Arm um ihren Hals, so fest, daß sie nicht einmal schreien konnte.
    »So, jetzt hab’ ich wenigstens einen Glücksbringer«, hörte sie Lowdens Stimme, als dieser sie nach rückwärts schleppte. Doch fast im selben Moment hörte sie ihn einen wüsten Fluch ausstoßen, und dann ging er zu Boden, sie mit sich reißend. Das dumpfe Klatschen harter Schläge, die bloßes Fleisch trafen, vibrierte in ihren Ohren, und Lowden ließ sie plötzlich los. Jemand ließ das Auto an, das der Hütte am nächsten stand. Der Motor ächzte und sprang an. Grell flammten die Scheinwerfer auf, als der Wagen mit einem Ruck vorwärtsschoß. Der Fahrer mußte verletzt, betrunken oder vor Angst besinnungslos sein. Der Wagen nämlich raste direkt auf die Hütte zu, schleuderte, als der Fahrer das Steuer herumriß, rammte mit dem linken Kotflügel eine Ecke der Veranda und sauste dann holpernd den Hang hinunter, bis er gegen einen Baum prallte, wo er noch einmal scheppernd aufheulte, als wäre er im Sterben, und dann still wurde. Die Scheinwerfer erloschen bei dem Zusammenstoß und ließen den Wald in noch dichterer Finsternis zurück. In der kurzen Zeit der Helligkeit jedoch hatte sich Renee eine Szene wie aus einem Traum gezeigt. Zu

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