Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
Vom Netzwerk:
ein guter Geist aus seinem göttlichen Füllhorn Glück und Wonne in sie hineinströmen, so daß ihr Körper vor Erleichterung erzitterte. Er lebte. Ja, sie wußte es jetzt. Und die Seligkeit überflutete sie.
    Der Feuerschein glühte jetzt weit hinter ihnen. Nichts als das gelbe Glimmen der Armaturenbeleuchtung erhellte das Wageninnere, während sie dem Licht der Scheinwerfer folgend aus dem Gebirge hinausfuhren, dem finsteren, brennenden Wald entrannen.

7

    Sie fühlte sich nicht wohl, während sie dem Kriminalbeamten gegenübersaß, der aussah wie eine alte Ratte, wenn er lächelte. Es wäre die reine Menschenfreundlichkeit gewesen, erklärte er, daß man sie nicht festgenommen hatte, als sie in ihrem von der Polizei überwachten Haus aufgetaucht war. Die Beamten, erklärte er, hätten durchaus das Recht dazu gehabt. Sie war so froh darüber, wieder in Albuquerque zu sein, obwohl Barry immer noch nicht da war, daß die Anspielungen des Beamten, sie hielte ihren zweiten Mann irgendwo versteckt, um ihn dem Zugriff der Polizei zu entziehen, sie gar nicht treffen konnten.
    Der Mann zog die Oberlippe über den gelben Zähnen hoch und lächelte.
    »Sie haben also Ihren Mann, Mr. Golden, dort oben auf dem Berg tatsächlich gesehen?«
    »Mr. Frake, wenn er nicht gewesen wäre, säße ich jetzt nicht hier.«
    »Sie wissen wohl, daß wir einen Haftbefehl gegen Mr. Golden haben?«
    »Ja, aber ich weiß eigentlich nicht, wieso.«
    »Mr. Golden, Ihr Ehemann, wird beschuldigt, Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet, zwei Polizeibeamte tätlich angegriffen, ein staatseigenes Fahrzeug beschädigt zu haben und geflohen zu sein, um der strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen.« Er blickte auf. »Reicht das?«
    »So etwas würde Barry nie tun«, sagte Renee. »Aber warum wollten ihn die Polizeibeamten denn überhaupt festnehmen?«
    »Wir hatten Anhaltspunkte dafür, oder glaubten es jedenfalls, daß Ihr Ehemann, das heißt Mr. Golden, Sie und Ihre Tochter beseitigt und sich die Geschichte von der Entführung ausgedacht hatte, um sich selbst zu decken.«
    »Guter Gott!« rief Renee und fuhr zurück, als hätte der Mann sie geschlagen.
    »Vielleicht darf ich das einmal erklären, Madam«, sagte der Kriminalbeamte und zog schon wieder die Oberlippe hoch. »Wir hatten nicht nur, wie wir meinten, gefälschtes Beweismaterial –«, damit hob er das Stück grauen Pappendeckel aus der Akte –, »sondern bei unserer zweiten Vernehmung eines Kindes aus der Nachbarschaft wurden wir zudem glauben gemacht, daß Mr. Golden den kleinen Jungen bestochen hatte, uns eine Geschichte von einem schwarzen Auto zu erzählen, das an dem fraglichen Tag angeblich vor Ihrem Haus gestanden hätte.«
    »Die Karte da habe ich geschrieben«, sagte Renee. »Ich hatte dazu ungefähr zehn Sekunden Zeit. Es war in der Toilette einer Tankstelle, und den Pappendeckel hab’ ich aus dem Mülleimer gefischt.« Sie konnte ihren Ohren kaum trauen. »Und wenn Sie aufgrund einer Geschichte, die Ihnen der kleine Ochoa erzählt hat, meinem Mann die Polizei auf den Hals gehetzt haben –«
    »Augenblick, Mrs. Golden«, unterbrach der Beamte und zog ein Formular aus seiner Akte. »Vielleicht hören Sie sich einmal an, was der kleine Ochoa unserem Beamten im Beisein seiner Mutter erzählte.«
    »Lieber Gott, der Junge ist doch erst acht Jahre alt!« rief sie. Doch dann lehnte sie sich zurück und hörte zu.

    Frage: Hat Mr. Golden dich gefragt, ob du mit der Polizei gesprochen hast?
    Antwort: Ja, Sir.
    Frage: Schön, Benny, hast du nun von Mr. Golden Geld dafür bekommen, daß du ihm Auskunft gegeben hast?
    Antwort: Ja, Sir, er hat mir einen Vierteldollar und noch ein bißchen Geld dazu gegeben und hat gesagt, ich soll der Polizei sagen, ich meine, ich hätte sagen sollen, daß ein großes schwarzes Auto vor dem Haus gestanden hat, als er weg war.
    Frage: Hat denn am Freitag wirklich ein Auto vor dem Haus von Mr. Golden gestanden?
    Antwort: Ja, Sir, genau so, wie er’s mir gesagt hat, ich mein, wie er mir gesagt hat, daß ich sagen soll.
    Frage: Ich meine, wirklich, Benny. Hat wirklich ein Auto dagestanden?
    Antwort: Zuerst hat der Mann mir gesagt, daß ich nichts sagen soll. Aber dann hat Mr. Golden mir mehr Geld gegeben, und da hab’ ich’s gesagt.

    Der Beamte steckte das Protokoll wieder in den Hefter und lehnte sich zurück.
    »Sie sehen wohl, wie das auf uns gewirkt hat?«
    »Leider gar nicht, Mr. Frake. Für Geld tut der kleine Ochoa nämlich so ziemlich alles.

Weitere Kostenlose Bücher