Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
verwandelt?«
    »D as war nicht meine Entscheidung.« Er streckte den Arm aus, und einen Moment sah es so aus, als wolle er ihn mir um die Schulter legen und mich zum Haus zurückführen. Einen Herzschlag, bevor er mich berühren konnte, ließ er ihn jedoch wieder sinken und deutete in Richtung des Hauses. »W enn ich erschöpft, verletzt oder aufgeregt bin«, erklärte er, als wir langsam auf das Cottage zugingen, »f ällt es mir schwer, die Kontrolle über mein Äußeres zu behalten. Dann kann ich die Täuschung nicht mehr aufrechterhalten.«
    Ich blieb abrupt stehen. »B ist du verletzt?«
    »N ein. Es war meine Angst um dich, die mich die Kontrolle verlieren ließ. Was du getan hast, war mutig– und dumm.«
    »V ielleicht, aber–«
    »O hne deine Hilfe wäre ich womöglich nicht mit ihnen fertiggeworden.«
    Ich sah überrascht auf. »W irklich?«
    »I ch fürchte schon, auch wenn das nicht sonderlich schmeichelhaft für mich ist.«
    »W as ist mit deiner…« Ich brachte das Wort nicht über die Lippen.
    Cale verstand mich trotzdem. »M einer Dämonengestalt?« Er schüttelte den Kopf. »I ch sehe anders aus, aber ich verfüge nicht über irgendwelche Superkräfte. So wie es aussieht, bin ich nur ein Junge wie jeder andere.«
    »W ohl kaum. Selbst für einen normalen Jungen ohne diese ganze… Dämonensache und die Geistwandlerfähigkeiten, wärst du schon ziemlich besonders.« Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, wurde mir bewusst, was ich da gesagt hatte. Mein Gesicht wurde heiß und ich war froh um die Dunkelheit, die meine Röte zumindest dieses Mal verbergen würde.
    Mein Erröten mochte ihm entgangen sein, die Bedeutung meiner Worte nicht. »D u hältst mich also für etwas Besonderes.«
    »I ch… also…« Statt weiterzustammeln, machte ich einen Schritt nach vorne und küsste ihn. Beinahe im selben Atemzug schlang er die Arme um mich und zog mich an sich. Mein Rücken schmerzte dort, wo ich gegen die Wand geprallt war, doch um nichts in der Welt hätte ich auf diese Umarmung verzichten wollen. Er roch so gut, nach Regen und Meer und nach… Cale. Seine Lippen schmeckten süß und fühlten sich warm und lebendig auf meinen an. Menschlich. Vertraut. Anfangs war er vorsichtig, als fürchtete er, ich würde es mir anders überlegen. Doch statt einen Rückzieher zu machen, strich ich mit meiner Zunge über seine Lippen. Als er den Mund öffnete, erforschte ich seine Zähne, die sich jetzt vollkommen normal anfühlten, kein Stückchen spitz oder gefährlich. Sein Atem beschleunigte sich und einen Moment später gab er seine Zurückhaltung auf. Sein Mund eroberte den meinen, unsere Zungen trafen sich und ich ließ mich fallen. Ich genoss das Gefühl seiner Hände, die sich unter mein T-Shirt schoben und sanft meinen Rücken erkundeten, genoss die Hitze seines Körpers, der mir jetzt so nah war, dass ich seine Erregung spüren konnte, und ich genoss es, welche Wirkung ich auf ihn hatte.
    Und er auf mich.
    Meine Knie waren weich, zitternd drängte ich mich an ihn, in dem Wunsch, ihm noch näher zu sein.
    Der Kuss war endlos.
    Und viel zu kurz.
    Zärtlich. Und leidenschaftlich. Unglaublich schön. Und unglaublich erschreckend zugleich. Dieser Kuss war alles, was ich wollte. Cale war alles, was ich wollte. Nur, dass ich ihn nicht haben konnte. Nicht auf Dauer.
    Zögernd zog ich mich zurück. Ich legte meinen Finger auf die Lippen, als könne ich den Kuss damit ungeschehen machen. Aber wollte ich das überhaupt? Ich fühlte mich schuldig, weil ich Cale und mir Hoffnung gemacht hatte. Gleichzeitig war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr– vielleicht so glücklich wie noch nie. Ich hatte einen Dämon geküsst, ich sollte mich schlecht fühlen. Aber es fühlte sich nicht falsch an– nur wunderschön.
    »W as ist?« Cales Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. »H abe ich etwas falsch gemacht?«
    Ich schüttelte den Kopf und lehnte meine Stirn an seine. »D u und ich, das… du musst bald in deine Welt zurück und wir werden uns vielleicht nie wiedersehen.«
    »A ber noch bin ich hier«, sagte er und küsste mich erneut.

31
    »B ei Großmutters Mundgeruch! Wollt ihr vielleicht irgendwann mal wieder reinkommen!«
    Der Ruf des Kobolds übertönte das Rauschen des Regens und das Hämmern meines Herzens, das immer lauter geworden war, je länger unser Kuss andauerte. Mit einem Grinsen löste sich Cale von meinen Lippen. Er entließ mich aus seiner Umarmung und griff nach meiner Hand.
    »D anke,

Weitere Kostenlose Bücher