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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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taumelte der Kerl zurück, ohne jedoch zusammenzubrechen, wie ich es erwartet hatte.
    Stattdessen versuchte er, mich abzuschütteln.
    Ich krallte mich fest, schlang nicht nur meine Beine, sondern jetzt auch meine Arme um ihn, während ich gleichzeitig versuchte, den Elektroschocker erneut anzusetzen.
    Am Fuß der Treppe hatte sich Cale wieder auf die Beine gekämpft. Zumindest das hatte ich erreicht.
    Der Kerl, an den ich mich noch immer klammerte, bewegte sich rückwärts. Mit jedem Schritt wurde er schneller. Als ich begriff, was er vorhatte, war es zu spät. Ich knallte mit dem Rücken gegen die Wand. Um ein Haar hätte es mir den Elektroschocker aus der Hand gerissen. Ich schaffte es gerade noch, das Gerät fester zu packen, bevor rote und schwarze Punkte vor meinen Augen explodierten. Der Aufprall hatte mir die Luft aus den Lungen gerissen und den Sauerstoff durch puren Schmerz ersetzt. Ohne jede Kraft fiel ich vom Rücken des Mannes hart auf den Boden. Obwohl ich damit rechnete, dass er nachsetzen würde, gelang es mir nicht sofort, wieder auf die Beine zu kommen. Erst als ich sah, dass er sich von mir entfernte und sich wieder dem Kampf zuwenden wollte, schaffte ich es, mich zu bewegen.
    Ich rappelte mich auf und warf mich nach vorne.
    Und verfehlte ihn.
    Cale war es inzwischen gelungen, einen seiner Angreifer auszuschalten. Mit den beiden vor ihm wäre er vermutlich fertiggeworden, aber der Typ, der mir entkommen war, schnappte sich den Hammer von der Werkbank und näherte sich ihm von hinten.
    Ich sprang auf und rannte los. Meinen Schwung ausnutzend, warf ich mich gegen ihn, im selben Moment, in dem er zum Schlag ausholte. Ich prallte von hinten gegen seine Schulter. Mein Angriff brachte uns beide aus dem Gleichgewicht, im Gegensatz zu ihm fing ich mich allerdings sofort wieder, da machte sich das Training mit Gus bezahlt. Während mein Gegner noch taumelte, setzte ich den Elektroschocker an. Ich erwischte ihn an der Schulter. Ein Blitz zuckte. Es knisterte. Dieses Mal besaß er den Anstand, umzukippen.
    Keuchend sah ich mich nach Cale um.
    Mit einem Laut, der mehr dem zornigen Gebrüll eines Löwen glich als dem Schrei eines jungen Mannes, ging er langsam auf die anderen beiden zu.
    »W eg hier! Mach schon, Miles!«
    Die Stimme ließ mich herumfahren. Der Mann, den ich ausgeschaltet hatte, hatte sich wieder aufgerappelt. Er packte seinen anderen Kumpan, der noch immer nicht ganz zu sich gekommen war, beim Arm, zog ihn auf die Beine und zerrte ihn mit sich.
    Ich dachte daran, mich ihnen in den Weg zu stellen. Aber wozu? Um sie in die Zelle zu sperren? Ich konnte nicht einmal die Polizei rufen, denn dann würde Mom erfahren, wo ich war, und ich hätte den Beamten eine Menge zu erklären– nicht zuletzt, wo Dad und Trick sich aufhielten und wer Cale war. Es war besser, die Typen abhauen zu lassen. So wie sie aussahen, hatten sie ihre Lektion gelernt und würden sich so schnell nicht mehr blicken lassen. Wenn wir Glück hatten, nie wieder.
    Die beiden anderen warfen sich gegen Cale, drängten ihn zur Seite und stürmten an ihm vorbei die Treppe nach oben.
    Cale setzte ihnen nach, trieb sie vor sich her. Ich zögerte einen Moment, fürchtete aber, dass sie oben erneut über ihn herfallen könnten, also packte ich meinen Elektroschocker fester und folgte ihnen.
    Dabei spürte ich die Schmerzen in meinem Rücken immer deutlicher, trotzdem zwang ich mich, weiterzulaufen.
    Die Küche war verlassen.
    Scheinwerferlicht fiel durch das zerbrochene Fenster und blendete mich. Ein Motor heulte auf. Reifen quietschten. Der Wagen fuhr davon und ließ mich im Dunkeln zurück.
    » Cale?«
    Die Angst, dass sie ihn in ihren Wagen gezerrt haben und mit ihm davongefahren sein könnten, trieb mich voran. Die Haustür schwang im Wind, und nachdem der Motorlärm nicht mehr zu hören war, vernahm ich das Rauschen des Regens. Große Tropfen schlugen mir ins Gesicht, als ich hinauslief. Cale stand auf halbem Weg zur Straße in der Zufahrt und starrte dem Wagen hinterher. Er schien den Regen gar nicht wahrzunehmen, der auf ihn herabprasselte.
    »G eh zurück ins Haus«, sagte er, ohne sich zu mir umzudrehen. Seine Stimme klang gepresst.
    Ich war nur noch drei Meter von ihm entfernt und ich würde den Teufel tun, diesen Abstand, der mir ohnehin schon viel zu groß erschien, erneut zu vergrößern. Ich wollte bei ihm sein, ihn berühren und mich vergewissern, dass alles in Ordnung war. Dass wir in Sicherheit waren.
    »D enkst du, sie

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