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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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gesagt!«
    »I ch war durch einen freilaufenden Dämon abgelenkt.«
    »U nd du nimmst mich mit?«
    »I ch werde dich ganz sicher nicht noch einmal mit dieser Kreatur allein lassen.«
    Oh mein Gott, vielleicht würde ich Dad und Trick bald wiedersehen! Bitte, bitte, lass diese Leute wissen, wo die beiden sind! Lass nicht zu, dass ihnen etwas zugestoßen ist!
    Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sofort zu diesen Leuten zu fahren, und dem Verlangen, Cale zur Rede zu stellen, stand ich einen Moment unschlüssig da. Cale saß in einer Zelle. Er würde mir nicht weglaufen. Dann wurde mir jedoch bewusst, dass ich keine Ruhe finden würde, solange ich das nicht geklärt hatte. Ich musste mich vergewissern, dass alles in Ordnung war. Dass Derek sich irrte.
    Entschlossen ging ich nach unten. Sobald Cale mich bemerkte, trat er an das Gitter heran und streckte die Hände zwischen den Stäben nach mir aus. Ich wollte danach greifen, wollte seine Wärme spüren, seine Nähe und seine Zärtlichkeit. Meine Hände reckten sich seinen entgegen. Dann blieb ich abrupt stehen– einen Meter von der Zelle entfernt– und ließ die Arme sinken.
    Mir schossen so viele Gedanken durch den Kopf, dass es mir schwerfiel, eine passende Frage zu formulieren. Immer wieder setzte ich an, nur um dann doch nichts zu sagen.
    Cale runzelte die Stirn. »W as ist los, Prinzessin?«
    Als hätte seine Stimme die Blockade in mir gelöst, platzte die Frage aus mir heraus, deren Antwort mir so wichtig war: »W arum bist du hier?«
    Er runzelte die Stirn. »D as habe ich dir doch gesagt.«
    »D erek sagt etwas anderes. Er ist der Meinung, dass du hier bist, um meine Familie auszuspionieren.«
    Ich wartete darauf, dass er in Gelächter ausbrach. Oder wütend wurde. Dass er mir sagte, was für ein Blödsinn das war und dass seine Geschichte der Wahrheit entsprach. Aber er sagte nichts. Kein einziges Wort. Sein Blick allerdings…
    »O h mein Gott«, flüsterte ich und wich einen Schritt zurück.
    »I ch hatte keine Wahl, Serena.«
    Ich schüttelte den Kopf. »E s gibt immer eine Wahl.«

33
    Blind vor Tränen kam ich in die Küche.
    Ein Zerren an meinem Hosenbein lenkte meinen Blick nach unten. Drizzle stand neben meinem Bein und rupfte wie verrückt am Saum meiner Jeans. »N icht jetzt!« Ich hatte zu viel damit zu tun, gegen die Tränen anzukämpfen, um mich mit dem Kobold zu befassen. Als er nicht aufhörte, am Stoff zu zerren, schüttelte ich ihn ab.
    »D ummes Ding!«, schimpfte er und wirkte dabei so empört, dass ich es bereute, ihn so abgewimmelt zu haben. Ich blinzelte die Tränen fort und beugte mich herab, um ihn zu fragen, was er wollte, als Derek hereinkam. Sofort richtete ich mich wieder auf.
    Er verstaute sein Handy in der Hosentasche und sah mich an. Dann seufzte er. »I ch hatte recht, oder?«
    Ich nickte, und jetzt konnte ich die Tränen, gegen die ich immerhin zwei Minuten lang angekämpft hatte, nicht länger zurückhalten. »I ch hätte es wissen müssen«, schniefte ich und wandte den Blick ab.
    Plötzlich spürte ich ein Paar muskulöse Arme, die mich umfingen. »M ach dir keine Vorwürfe.« Derek zog mich an sich und ich lehnte den Kopf an seine Brust.
    Ich fühlte mich so unglaublich benutzt. Ich hatte Cale vertraut. Er war für mich dagewesen, als ich ihn am dringendsten gebraucht hatte, aufmerksamer und freundlicher als jeder Junge, der mir je begegnet war. Kein Wunder, wenn man bedachte, wie viele Informationen er von mir bekommen hatte, weil ich nicht einmal auf den Gedanken gekommen war, er könne etwas anderes als ein guter Freund sein. Letzte Nacht wäre es ein Leichtes für ihn gewesen, zu fliehen. Aber er war geblieben. Um mich weiter für seine Zwecke zu benutzen.
    Ich war so blind gewesen. Verliebt. Und dumm. Das Schlimmste war, dass ich mich noch immer nach ihm sehnte. Dass mein erster Impuls war, zu ihm zu laufen und mit ihm über alles zu sprechen. Aber es gab nichts mehr zu besprechen. Nicht mit ihm.
    Mir war immer bewusst gewesen, dass wir nur für eine begrenzte Zeit zusammen sein konnten. Allerdings hatte ich dabei nicht geahnt, auf welche Weise diese Zeit enden würde. Ich hatte gedacht, ich würde ihn an das Jenseits verlieren, wenn er in seine Welt zurückkehren musste. Stattdessen hatte es ihn so gar nie gegeben. Nur Lüge und Verrat.
    »I ch war so dumm.«
    »N ein, das warst du nicht.« Derek zog mich enger an sich und strich mir über den Rücken. »D u warst freundlich und großherzig. Der Dämon hat dein

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