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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Vertrauen und deine Unwissenheit ausgenutzt. Er hat dich eingewickelt und manipuliert, bis du gar nicht mehr anders konntest, als seinen Lügen Glauben zu schenken.«
    Aber er hatte gesagt, dass er schon lange nicht mehr über diese Fähigkeiten verfügte. Er hatte sie vor zehn Jahren aufgegeben.
    Meinetwegen.
    Um seinen Geist an mich zu binden.
    Wenn er sich wirklich an mich gebunden hatte, wenn das nicht ebenfalls eine Lüge war, dann hatte er es nicht getan, weil er etwas Besonderes in mir sah, sondern weil er sich dadurch erhoffte, mich noch leichter ausspionieren zu können.
    »E s ist nicht deine Schuld«, sagte Derek. »I ch bin nur froh, dass du mir endlich glaubst.«
    Das hätte ich von Anfang an tun sollen– stattdessen hatte ich auf mein Herz gehört.
    Wie hatte ich nur so dumm sein können. Ich war unendlich traurig. Am liebsten hätte ich mich mit einer Tafel Schokolade und einem Topf Eiscreme auf mein Zimmer verzogen, Pepper angerufen und sie vollgeheult. Aber jetzt musste ich erst einmal der Spur von Dad und Trick folgen, der wir nachgehen konnten. Danach war noch genügend Zeit, traurig zu sein.
    Später.
    Jetzt hatten wir zu tun.
    Dereks Shirt war nass von meinen Tränen. Peinlich berührt sah ich auf. »D anke. Für alles.«
    »D u mochtest ihn wirklich, oder?«
    Ich nickte, mehr brachte ich nicht zustande, denn seine Frage ließ sofort wieder einen Kloß in meiner Kehle anwachsen, der mir die Luft abschnürte und den Wasserpegel in meinen Augen steigen ließ.
    Zu meinem Erstaunen wirkte Derek verletzt. Als hätte ihm mein Eingeständnis einen Schlag versetzt. Er zwang ein schiefes Lächeln auf seine Lippen. »I rgendwie hatte ich gedacht, dass du und ich vielleicht…« Er schüttelte den Kopf, dann küsste er mich auf die Stirn. »K ommst du zurecht?«
    Wieder nickte ich, von seinem Eingeständnis überrascht. »D enkst du wirklich, dass er etwas mit Dads und Tricks Verschwinden zu tun hat?«, fragte ich, als ich endlich meine Sprache wiederfand.
    »W ir werden es herausfinden.« Er strich mir über die Wange, wischte die letzten Tränen mit seinem Daumen fort, dann gab er mich frei. »B ist du so weit?«
    »L ass mich nur noch schnell eine Jacke holen.« Solange Cale und ich gefrühstückt hatten, war mir nicht aufgefallen, wie kühl der Morgen war. Je weiter sich diese Erinnerung jedoch entfernte, desto mehr wurde ich mir der Kälte bewusst.
    »I ch warte draußen auf dich.«
    Ich lief nach oben und griff mir die Strickjacke, die ich zusammen mit meinen anderen Sachen im Schrank verstaut hatte. Als ich sie mir überstreifte, fiel mein Blick auf den Elektroschocker auf dem Fensterbrett. Ich steckte ihn in die Hosentasche und verließ das Zimmer. Auf dem Gang drang eine vertraute Stimme in meinen Geist.
    Prinzessin?
    Wie konnte ein einziges Wort so wehtun? »L ass mich in Ruhe!«
    Serena, bitte. Rede mit mir.
    »B ist du hier, um uns auszuspionieren?«
    Ich weiß nicht, was schlimmer war; das Schweigen, das auf meine Frage folgte, oder Cales Ja, das das Schweigen schließlich durchbrach. So oder so, es war alles, was ich wissen musste. Alles, was ich nach meinem Besuch im Keller bereits gewusst und was er mir nur noch einmal bestätigt hatte.
    »D ann gibt es nichts mehr zu reden.«
    Bitte. Ich –
    Ich blieb abrupt mitten auf der Treppe stehen. »H ör auf!«, fuhr ich ihn an. Es tat gut, wütend zu sein. Ihn meine Wut spüren zu lassen, war allemal besser, als ihn merken zu lassen, wie sehr er mir wehgetan hatte. Mit aller Kälte, die ich in meine Stimme zu legen vermochte, sagte ich: »H alt den Mund!«
    Aber Cale war noch nicht bereit, aufzugeben. Glaubst du, es macht mir Spaß, Menschen auszuspionieren, die ich mag? Seine Stimme war ein Brüllen in meinem Kopf. Es war das erste Mal, seit ich ihn kannte, dass er die Fassung verlor. Er bekam sich jedoch sofort wieder unter Kontrolle. Ruhiger fügte er hinzu: Glaubst du, ich will das?
    »D ann lass es doch einfach«, sagte ich eisig. »V erschwinde aus meinem Kopf. Ich will nichts mehr von dir hören!«
    Entweder versuchte er es tatsächlich nicht mehr, oder ich war so wütend, dass es mir gelang, seine Versuche abzublocken. Ich verließ das Haus, zog die Tür hinter mir zu und sperrte ab. Derek saß bereits im Wagen. Sobald er mich sah, ließ er den Motor an, und kaum war ich neben ihn auf den Beifahrersitz geglitten, fuhr er los.
    Ein paar Minuten saßen wir schweigend nebeneinander. Mein Blick war auf den Himmel gerichtet und folgte den

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