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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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ausgesprochen unmännlichen Jaulen ging er in die Knie.
    Schnell und wendig, hatte Gus über mich gesagt. Wo er recht hatte, hatte er recht. Trotzdem hätte ich einiges darum gegeben, jetzt meinen Elektroschocker zu haben.
    Etwas Silbernes landete klappernd neben mir auf dem Stein. Jägerhandschellen. Als ich mich umwandte, grinste Drizzle mich triumphierend an. Der Kobold musste ganz schön geschleppt haben. Ich griff sie mir und fesselte dem noch immer benommenen und sich vor Schmerzen windenden Supermarkt die Hände auf den Rücken.
    Dann rannte ich los.
    Mick war fast am Tor angekommen, doch es war Marissa, die mir im Augenblick die größeren Sorgen bereitete. Während Cale und der Grauhaarige sich umkreisten, näherte sie sich langsam Cales Rücken. Sie hatte sich eine Fackel geschnappt und schwang sie wie einen Knüppel. Derek beobachtete das Geschehen aus ein paar Metern Entfernung, wie jemand, der Zeuge eines Verkehrsunfalls wurde und nicht aufhören konnte, zu starren. Dann richtete sich sein Blick auf mich. Es war nicht mehr als ein Sekundenbruchteil, für den sich unsere Blicke kreuzten, doch dieser kurze Moment reichte aus, um sein ganzes Dilemma zu offenbaren. Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Dad und mich zu beschützen, und dem womöglich noch stärkeren Verlangen, das Tor zu zerstören, ballte er die Hände zu Fäusten.
    Dieser elende Mistkerl! Dass er Cale nicht zu Hilfe kam, hätte mich nicht gewundert. Aber er wusste nicht, dass es sich bei dem Jungen um den Dämon handelte. In seinen Augen war es Trick, und trotzdem machte er keine Anstalten, ihm zu helfen. Derek Hathaway würde seinen besten Freund bereitwillig sterben lassen, nur um dieses verfluchte Tor zu vernichten.
    Plötzlich machte er abrupt kehrt und rannte los. Mit zwei Schritten erreichte er das Tor, packte Marissa am Kragen und riss sie von Trick/Cale zurück, ehe sie zum Schlag ausholen konnte. Sie stolperte über ihre eigenen Beine, taumelte rückwärts und ruderte mit den Armen, in dem vergeblichen Bemühen, ihr Gleichgewicht zurückzuerlangen. Als sie in das Tor stürzte, sah es aus, als würde der Wirbel sich nach ihr recken, sie mit zähen Nebelarmen umschlingen und wie eine Geliebte in seine Umarmung ziehen. Einen Herzschlag später war sie fort, als hätte sie nie existiert.
    Derek fuhr herum. Ein Fausthieb traf den herannahenden Mick und schickte ihn zu Boden. Derek packte ihn, hob ihn hoch und stieß ihn hinter Marissa her durch das Tor.
    Der grauhaarige Hüter stand mit erhobenem Messer vor Cale. Noch immer umkreisten sie einander, ein jeder auf der Suche nach einer Lücke in der Deckung des anderen. Für einen Moment zuckte Cales Blick zu mir.
    Die anderen sind außer Gefecht gesetzt.
    Schließ das Tor! Er entging einem Vorstoß des Hüters nur durch einen hastigen Sprung zurück. Das brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Mit einem schnellen Schritt zur Seite fing er sich wieder.
    »D ad«, brüllte ich über das Donnern des Wasserfalls hinweg. »W ie schließe ich das Tor?«
    »D u… Wort… einmal sagen.« Das Tosen machte es mir unmöglich, seine Worte vollends zu verstehen. Ich glaubte allerdings zu wissen, was er meinte. Stoß ihn rüber, Cale! Dann schließe ich es.
    Sofort! Sonst kommen die anderen zurück.
    Ich zögerte. Aber Cale hatte recht. Messer hin oder her, mit diesem einen würden wir fertigwerden. Wenn die anderen jedoch zurückkehrten…
    Augen zu, Cale!
    » R abandin«, rief ich und schloss ebenfalls die Augen.
    Der Lichtblitz war so grell, dass ich ihn selbst durch meine geschlossenen Lider mehr als deutlich wahrnahm. Sobald das Licht erloschen war, öffnete ich die Augen wieder. Plötzlich wirkte der Fackelschein, der die Höhle vorhin mehr als ausreichend erhellt hatte, wie ein erbärmlicher Abklatsch von Licht.
    Im Gegensatz zu Cale war der Grauhaarige nicht vorgewarnt gewesen. Er blinzelte wie wild und stieß immer wieder mit dem Messer blind vorwärts. Ich hob die Fackel auf, die Marissa hatte fallen lassen, und näherte mich Grauhaar von hinten. Bevor ich zuschlagen konnte, setzte Cale zu einem Tritt an. Sein Fuß traf den Gegner in die Magengrube. Der Hüter taumelte einige Schritte zurück, in meine Richtung. Ich versuchte auszuweichen, doch ich war so auf meinen eigenen Angriff konzentriert gewesen, dass ich nicht schnell genug reagierte.
    Er prallte gegen mich.
    Die Fackel wurde mir aus der Hand gerissen. Ich geriet aus dem Gleichgewicht, stolperte über meine eigenen Füße und fiel auf

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