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West-östlicher Divan (German Edition)

West-östlicher Divan (German Edition)

Titel: West-östlicher Divan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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dich zu der andern Schmause,
Den sich jede äußerst ausersinnt;
Viele Frauen hast und Ruh im Hause,
Wert, daß man darob das Paradies gewinnt,
    Und so schicke dich in diesen Frieden:
Denn du kannst ihn weiter nicht vertauschen;
Solche Mädchen werden nicht ermüden,
Solche Weine werden nicht berauschen.
    Und so war das Wenige zu melden,
Wie der selge Musulman sich brüstet:
Paradies der Männer Glaubenshelden
Ist hiemit vollkommen ausgerüstet.
    Auserwählte Frauen
    Frauen sollen nichts verlieren,
Reiner Treue ziemt zu hoffen;
Doch wir wissen nur von vieren,
Die alldort schon eingetroffen.
    Erst Suleika, Erdensonne,
Gegen Jussuf ganz Begierde;
Nun, des Paradieses Wonne,
Glänzt sie, der Entsagung Zierde.
    Dann die Allgebenedeite,
Die den Heiden Heil geboren
Und getäuscht, in bittrem Leide
Sah den Sohn am Kreuz verloren.
    Mahoms Gattin auch, sie baute
Wohlfahrt ihm und Herrlichkeiten,
Und empfahl bei Lebenszeiten
Einen Gott und eine Traute.
    Kommt Fatima dann, die Holde,
Tochter, Gattin sonder Fehle,
Englisch allerreinste Seele
In dem Leib von Honiggolde.
    Diese finden wir alldorten;
Und wer Frauenlob gepriesen,
Der verdient an ewgen Orten
Lustzuwandeln wohl mit diesen.
    Einlaß
    Huri
    Heute steh ich meine Wache
Vor des Paradieses Thor;
Weiß nicht grade, wie ich's mache;
Kommst mir so verdächtig vor!
    Ob du unsern Mosleminen
Auch recht eigentlich verwandt?
Ob dein Kämpfen, dein Verdienen
Dich ans Paradies gesandt?
    Zählst du dich zu jenen Helden?
Zeige deine Wunden an,
Die mir Rühmliches vermelden,
Und ich führe dich heran.
    Dichter
    Nicht so vieles Federlesen!
Laß mich immer nur herein:
Denn ich bin ein Mensch gewesen
Und das heißt ein Kämpfer sein.
    Schärfe deine kräftgen Blicke!
Hier durchschaue diese Brust,
Sieh der Lebenswunden Tücke,
Sieh der Liebeswunden Lust!
    Und doch sang ich gläubger Weise,
Daß mir die Geliebte treu,
Daß die Welt, wie sie auch kreise,
Liebevoll und dankbar sei.
    Mit den Trefflichsten zusammen
Wirkt ich, bis ich mir erlangt,
Daß mein Nam in Liebesflammen
Von den schönsten Herzen prangt.
    Nein! du wählst nicht den Geringern!
Gib die Hand, daß Tag für Tag
Ich an deinen zarten Fingern
Ewigkeiten zählen mag.
    Anklang
    Huri
    Draußen am Orte,
Wo ich dich zuerst sprach,
Wacht ich oft an der Pforte,
Dem Gebote nach.
Da hört ich ein wunderlich Gesäusel,
Ein Ton- und Silbengekräusel;
Das wollte herein,
Niemand aber ließ sich sehen,
Da verklang es klein zu klein;
Es klang aber fast wie deine Lieder,
Das erinnr ich mich wieder.
    Dichter
    Ewig Geliebte! wie zart
Erinnerst du dich deines Trauten!
Was auch in irdischer Luft und Art
Für Töne lauten,
Die wollen alle herauf;
Viele verklingen da unten zu Hauf;
Andere mit Geistes Flug und Lauf,
Wie das Flügel-Pferd des Propheten,
Steigen empor und flöten
Draußen an dem Tor.
Kommt deinen Gespielen so etwas vor,
So sollen sie's freundlich vermerken,
Das Echo lieblich verstärken,
Daß es wieder hinunter halle,
Und sollen Acht haben,
Daß in jedem Falle,
Wenn er kommt, seine Gaben
Jedem zugute kommen:
Das wird beiden Welten frommen.
    Sie mögen's ihm freundlich lohnen,
Auf liebliche Weise fügsam;
Sie lassen ihn mit sich wohnen:
Alle Guten sind genügsam.
    Du aber bist mir beschieden,
Dich laß ich nicht aus dem ewigen Frieden;
Auf die Wache sollst du nicht ziehn.
Schick eine ledige Schwester dahin!
    Dichter
    Deine Liebe, dein Kuß mich entzückt!
Geheimnisse mag ich nicht erfragen;
Doch sag mir, ob du an irdischen Tagen
Jemals teilgenommen!
Mir ist oft so vorgekommen.
Ich wollt es beschwören, ich wollt es beweisen:
Du hast einmal Suleika geheißen.
    Huri
    Wir sind aus den Elementen geschaffen,
Aus Wasser, Feuer, Erd und Luft,
Unmittelbar, und irdischer Duft
Ist unserm Wesen ganz zuwider.
Wir steigen nie zu euch hernieder;
Doch wenn ihr kommt, bei uns zu ruhn,
Da haben wir genug zu tun.
    Denn, siehst du, wie die Gläubigen kamen,
Von dem Propheten so wohl empfohlen,
Besitz vom Paradiese nahmen,
Da waren wir, wie er befohlen,
So liebenswürdig, so charmant,
Wie uns die Engel selbst nicht gekannt.
    Allein der erste, zweite, dritte,
Die hatten vorher eine Favorite;
Gegen uns waren's garstige Dinger,
Sie aber hielten uns doch geringer.
Wir waren reizend, geistig, munter,
Die Moslems wollten wieder hinunter.
    Nun war uns himmlisch Hochgebornen
Ein solch Betragen ganz zuwider;
Wir aufgewiegelten Verschwornen
Besannen uns schon hin und wieder,
Als der Prophet durch alle Himmel fuhr,
Da paßten wir auf seine Spur.
Rückkehrend hatt' er

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