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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brauchte. Seine alten Verbindungen waren nicht abgerissen.
    »Wann fahren wir?« fragte Weberowsky.
    »Wohin, Vater?«
    »Nach Moskau! Zur deutschen Botschaft. Ich werde in das Zimmer des Botschafters rollen und zu ihm sagen: Sehen Sie mich an! Das hat Rußland aus mir gemacht. Lassen Sie mich nach Deutschland. Er wird nicht zögern, er kann nicht zögern. Oder alles, was aus Bonn kommt, ist Lüge!«
    »Auch das stecken sie weg«, sagte Hermann bitter. »Es geht nicht um einen alten Mann im Rollstuhl, sondern um Milliarden, die man nicht hat.«
    Frantzenow ging mit langen Schritten auf und ab. »Natürlich berufen sie sich auf Gesetze. Aber auch Gesetze können Unsinn sein. Gesetze sollen einen Staat schützen, sie können ihn aber auch lächerlich machen und zugrunde richten. Wir haben ein Recht auf Heimat … nicht in der Ukraine und in Kasachstan, sondern in Deutschland!«
    »Das sagst ausgerechnet du, ein Russe?« Weberowsky schüttelte den Kopf.
    »Vergiß, was war.« Frantzenow legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich komme mit euch.«
    »Und wann fliegen wir?« wiederholte Weberowsky.
    »So schnell wie möglich«, antwortete Pfarrer Heinrichinsky.
    »Es ist möglich!« Weberowsky hob den Arm. Er hatte jetzt keine Mühe mehr damit. »Ich fühle mich stark genug, nach Moskau zu fliegen.«
    Die deutsche Botschaft in Moskau glich einem Taubenschlag. Wo früher Wachen standen und der KGB heimlich jeden fotografierte, der das Gebäude betrat, stand jetzt nur ein Milizionär herum und interessierte sich wenig für die Menschen, die dichtgedrängt auf den Fluren standen und ihre Anträge abgeben wollten. Botschaftsrat Gregor von Baltenheim und seine Mitarbeiter taten ihr Bestes, aber wenn hundert auf den Treppen drängelten und klagten, daß es so lange dauerte, bis sie in das Zimmer kommen konnten, war es verzeihlich, wenn er die Nerven verlor.
    »Ich kann nicht zaubern!« rief er in die Menge. »Mehr als zwei Augen und zwei Hände habe ich nicht.«
    »Dann stellt mehr Leute ein!« rief einer von hinten.
    Von Baltenheim resignierte und ging in sein Zimmer zurück. Es hatte keinen Sinn, zu antworten, er hatte keine Argumente. Er sagte nur zu einem seiner Referenten: »Wenn sich alle zwei Millionen Rußlanddeutschen in Marsch setzen, dann gnade uns Gott. Seien wir glücklich, daß sie noch tröpfchenweise kommen.«
    Die Delegation aus Nowo Grodnow war in Scheremetjewo gelandet. Auch hier hatte Kiwrin alles organisiert. Ein Kleinbus stand bereit, Weberowsky und seinen Anhang in die Stadt zu bringen.
    Sie fuhren direkt zur deutschen Botschaft, luden dort den Rollstuhl aus und trugen Weberowsky aus dem Bus. Der Portier empfing sie in der Eingangshalle, blickte auf den Gelähmten und fragte:
    »Wohin?«
    »Zur Aussiedlungsbehörde.«
    »Sie wollen aussiedeln?«
    »Ist das ein Verbrechen?« Weberowsky hob die Stimme. »Haben Krüppel kein Recht auf Heimat?«
    »So war das nicht gemeint.« Der Portier, er hieß Ludwig Hämmerle und stammte aus Bietigheim, warf einen Blick auf Frantzenow und Heinrichinsky. »Sie auch?«
    »Wir stehen hier im Namen von 673 Bewohnern des Dorfes Nowo Grodnow in Kasachstan. Wir möchten den maßgebenden Herrn sprechen.«
    »Das möchten alle. Sehen Sie mal die Treppe rauf. Die stehen seit heute morgen sieben Uhr. Auch wenn Sie …« Er blickte wieder auf den Rollstuhl und verkniff sich weitere Worte. »Wir können keine Ausnahme machen.«
    »Wir wollen auch keine Ausnahme sein.« Frantzenow legte begütigend seine Hand auf Weberowskys Arm. »Trotzdem wäre es angebracht, den leitenden Herrn zu informieren, daß Professor Frantzenow ihn unbedingt sprechen möchte.«
    »Sie wollen Herrn von Baltenheim sprechen?«
    »Ich kenne seinen Namen nicht. Aber wenn Sie meinen Namen nennen, werde ich sofort vorgelassen.«
    »Ich will's versuchen.« Hämmerle verschwand in seiner Portiersloge, bediente das Telefon und streckte dann den Kopf aus dem Fenster.
    »Wie war Ihr Name?«
    »Frantzenow.«
    Es dauerte keine Minute, da überzog grenzenloses Staunen sein Gesicht. Er legte auf und kam aus der Loge herausgelaufen.
    »Zimmer 201, zweiter Stock!« sagte er. »Der Herr Botschaftsrat bittet Sie in sein Privatbüro.«
    Mit dem Lift fuhren sie hinauf, sahen beim Vorbeigleiten die Menschen auf der Treppe stehen, eine Schlange der Hoffnung, die jetzt in die Mühlen der Behörden geriet.
    Von Baltenheim erwartete sie bereits vor seinem Zimmer. Nach einem kurzen Blick entschloß er sich, den weißhaarigen Herrn als

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