Wetten, du küsst mich!
Berücksichtigung der Tatsache, dass es jetzt schon recht spät war. Ihr Büro wollte sie auf jeden Fall heute noch leer räumen. Am Morgen wollte sie dann mit Penny und ein paar anderen altgedienten Mitarbeitern sprechen und anschließend ihren Abschied öffentlich bekanntgeben.
„Wird es nicht schon sehr voll sein, wenn wir so spät hingehen?“, fragte Meredith.
„Halb sieben, früher kann ich wirklich nicht“, sagte Laura.
„Sechs“, sagte Chloe. „Um halb sieben kommen schon alle Leute, die früh zu Abend gegessen haben.“
„Na gut“, gab Laura nach. „Dann eben um sechs.“
„Und wir holen dich beim Hotel ab“, sagte Meredith. Als Laura sie fragend ansah, erklärte sie: „Wenn beim Park so viel los ist, sind bestimmt die Parkplätze knapp. Da ist es besser, wenn wir nur ein Auto abstellen müssen.“
„Das leuchtet mir ein. Dann sehen wir uns um sechs.“
Als der Zeiger sich der Sechs näherte, war Laura völlig erschöpft, körperlich ebenso wie seelisch. Nachdem sie die vollgepackten Kartons in ihr Auto geladen hatte, ging sie noch einmal für einen letzten Blick in ihr Büro. Sie hatte gewusst, es würde ihr nicht leichtfallen, ihr Büro leerzuräumen. Ebenso war ihr klar gewesen, dass viele Erinnerungen schmerzlich wieder hochkommen würden, wenn sie Erinnerungsstücke wie die Fotos ihres Großvaters und Urgroßvaters verpackte. Und dass es sie tief treffen würde, das Contessa zu verlieren, war ohnehin klar. Sie hatte noch so viele Pläne für das Hotel gehabt, wollte das traditionsreiche Erbe bewahren. Doch was sie jetzt überraschte: Am meisten tat weh, dass die Träume von einer gemeinsamen Zukunft mit Jack sich in Luft aufgelöst hatten.
Es hat eben nicht sollen sein, dachte sie und seufzte. Noch einmal sah sie sich im Büro um, fuhr ein letztes Mal mit den Fingerspitzen über den Schreibtisch aus Mahagoni, dann schloss sie die Tür und ging nach unten, um sich mit ihrer Schwester und Meredith zu treffen.
Als Laura das Hotel verließ, war sie nicht überrascht, eine Limousine vor dem Gebäude zu sehen. Von denen gibt’s fast schon mehr als Taxis, dachte sie. Aber dann sagte Portier Alphonse, dass die Limousine für sie sei. Skeptisch näherte sie sich dem eleganten schwarzen Fahrzeug, und als der Fahrer die hintere Tür für sie öffnete, kam die nächste Überraschung: Ihre Schwester und Meredith saßen schon auf dem Rücksitz. Chloe trug einen atemberaubenden roten Lederrock und Stiefel, Meredith hatte eine elegante mokkafarbene Wildlederhose und ein dazu passendes Jackett an. Aber was Laura am meisten verblüffte: Die beiden hatten sich rote Weihnachtsmannmützen aufgesetzt, hielten Champagnergläser in der Hand und grinsten von einem Ohr zum anderen. „Was ist denn hier los?“, fragte Laura fassungslos.
„Jetzt steig schon ein“, forderte Chloe sie auf. „Die ganze kalte Luft kommt schon rein.“
Laura setzte sich zu den beiden auf den Rücksitz. „Also, Mädels, was hat das mit der Limousine zu bedeuten? Habt ihr im Lotto gewonnen?“
„Wir feiern, wenn du’s genau wissen willst“, sagte Chloe und goss ihr ein Glas Champagner ein.
„Das ist nicht zu übersehen.“ Laura nahm das Glas entgegen, trank jedoch noch nicht. „Aber was genau gibt es denn zu feiern?“
„Ich habe gestern einen Vertrag mit Hawke Industries abgeschlossen“, sagte Meredith. „Meine Firma soll Kontakte für sie anbahnen.“
„Das freut mich sehr für dich, Meredith. Aber wenn das schon gestern war – warum hast du es mir nicht schon früher erzählt? Dann hätten wir gestern schon feiern können.“
„Nun, nach dem, was gestern zwischen dir und Jack … ich meine, Mr. Hawke vorgefallen ist, hielt ich das nicht für angemessen. Aber Chloe hat darauf bestanden, dass ich es dir erzähle. Sie meinte, du würdest dich auf jeden Fall für mich freuen und den Erfolg mit mir feiern wollen.“
„Da hatte sie auch recht“, sagte Laura. „Ich freue mich aufrichtig für dich. Nur weil das mit Jack und mir nicht funktioniert hat, brauchst du ja nicht auf einen guten Geschäftskontakt zu verzichten. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg.“ Sie stieß mit den beiden anderen an.
„Er war übrigens wirklich bemerkenswert“, erzählte Meredith. „Er hat aus dem Stegreif Ideen entwickelt, auf die ich in tausend Jahren nicht gekommen wäre.“
„Das wundert mich nicht“, erwiderte Laura. „Er ist ein wirklich brillanter Geschäftsmann.“
Während Meredith und Chloe plauderten, wurde
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