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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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über Politik unterhalten. Wiesel interessierte Politik einen Scheiß, aus verständlichen Gründen hasste er Behörden und alles was damit zusammenhing. Doch Faizul hatte etwas gesagt, das ihn aufhorchen ließ.
    »– finde, dass die Bundeskanzlerin seit einiger Zeit wie ein CGI rüberkommt.«
    Ali hatte gelacht und gemeint: »Weißt du denn nicht, dass alle Politiker heutzutage im Rechner gebaut werden?«
    Bei Wiesel hatte diese Bemerkung einen merkwürdigen Prozess in Gang gesetzt. Was wäre – ja, was wäre, wenn diese VID-Tante Recht hatte und die gesamte Menschheit von Avataren regiert wurde?
    Er machte sich gleich an die Arbeit und ließ einen dieser Promo-Auftritte auf dem Cyber 3 laufen und zerlegte ihn in einzelne Sequenzen. Doch so sehr er sich auch bemühte, er fand keinen einzigen Beweis für Faizuls Behauptung. Er analysierte unzählige Clips, und je unwahrscheinlicher die ganze Sache wurde, desto fester war Wiesel davon überzeugt, dass irgendetwas gewaltig stank. Es sah einfach zu gut aus, zu perfekt.
    Endlich, nachdem er sein Material zu einer Endlosschleife geschnitten, in einzelne Pixels zerlegt und mit der Bilderkennungssoftware des Cyber 3 wieder zusammengesetzt hatte, sah er es: die unverwechselbare Signatur einer Satellitenübertragung. Daran war eigentlich nichts weiter ungewöhnlich, wenn man davon absah, dass die Signatur mit keinem der bekannten Com-Links übereinstimmte.
    »Na und, dann hat die Regierung eben ihren eigenen Satelliten, was findest du daran merkwürdig?«, hatte ihn Sunshine gefragt.
    »Erinnerst du dich, wie ich mich in dieses Serviceprogramm gehackt habe? Damals dachte ich, ich wäre in irgendeiner Software der Vierfinger gelandet, weil ich es nicht lokalisieren konnte.«
    Sunshine nickte. Wie könnte sie das jemals vergessen. Das war der Tag gewesen, an dem sie beschlossen hatten, die Basis der Aliens auf dem Flughafen Tempelhof anzugreifen.
    »Ich war da wohl ’n bisschen voreilig.« Wiesel fiel das Eingeständnis sichtlich schwer. »Aber ich hatte so was noch nie zuvor gesehen.«
    »Ich kapier immer noch nicht, worauf du eigentlich hinauswillst.«
    »Weiß ich doch selber nicht.« Wiesel runzelte die Stirn. »Ich hab nur dieses dumme Gefühl –«
    Sunshine war gegangen. Sie hatte ganz andere Sorgen, als sich über Wiesels diffuse, böse Ahnungen den Kopf zu zerbrechen. Käppi, Jamila und die anderen Tunnel-Soldaten erwarteten, dass ihre Anführerin ihnen sagte, wie es weitergehen sollte. Dabei hatte Sunshine nicht die geringste Idee.

    »Ich will wissen, wo sie alle abgeblieben sind – die Politiker und all die reichen Ärsche.« Das war die richtige Antwort.
    »Ja, aber – sind sie denn verschwunden?« Verdutzt starrte ihn Garfield an.
    »Als Arbeitshypothese«, Wiesel war sich nicht so ganz sicher, ob er gerade das richtige Wort benutzt hatte, doch der Junge sah ihn nur neugierig an, »also, als Arbeitshypothese ist eine Vermutung ausreichend.«
    »Wo, meinst du, sind sie denn hin?«
    »Keine Ahnung. Antarctica vielleicht.«
    Wiesel, der merkte, dass er sehr hungrig war, nahm den Teller und haute rein. Die Verpflegung in diesem komischen Künstlerdorf war wirklich erstklassig.
    »Glaubst du, dass meine Eltern auch da sind?«, fragte Garfield schüchtern.
    »Deine Alten sind abgehauen?« Neugierig sah Wiesel den Jungen an. »Vermisst du sie?«
    »Manchmal«, gestand dieser. »Aber Skadi vermisse ich mehr.«
    Ab und zu dachte er mit leichter Besorgnis daran, wie es weitergehen sollte. Skadi hatte wie eine große Schwester auf ihn aufgepasst. Zwar hatte sie versprochen zurückzukommen, aber so vieles konnte passieren.
    »Die ’skimo-Tussi ist cool«, sagte Wiesel, der ahnte, was in Garfield vorging. »So eine lässt einen Freund nicht hängen.«
    »Skadi ist in Ordnung.« Plötzlich hatte er eine Idee. Er kramte in seiner Tasche und zog ein Computerspiel hervor. »Kennst du das? Heißt Schach.«
    »Wo hast du das denn her?« Skeptisch beäugte Wiesel das Spiel. »Sieht aus, als wär das was für Babys.«
    »Nö. Ist ziemlich kniffelig. Willst du mal?«
    Vier Stunden später spielten sie immer noch. Wiesel lernte schnell und hatte schon zweimal Remis erspielt. So entstehen wohl Freundschaften, dachte Garfield und fühlte sich zum ersten Mal, seit Skadi fort war, richtig gut.

    Sie saßen auf Klappstühlen vor den Wagen der Schausteller. Doc wusste nicht recht, wie er das Gespräch beginnen sollte. Er sah zu Kahia, doch die zuckte mit den Schultern. »Ich bin nur

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