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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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Drogen fern und brachten ihn selber um.
    Zuerst hatte er versucht, dieses Etwas in seinem Körper auszuhungern, doch die Schmerzen waren nicht zu ertragen gewesen. So beschränkte er sich auf das Ausbrennen der Wunde und hatte es zu einem Ritual der Selbstbestrafung stilisiert.
    Pierce sah nach seinen Vorräten. In spätestens drei Tagen würde er den nächsten Hafen ansteuern und Lebensmittel eintauschen müssen. Er griff sich blind eine Konservendose und löffelte den Inhalt, ohne zuzuschmecken. Sein Parasit war nicht besonders wählerisch.
    Kauend ging er an Deck und suchte mit dem Fernglas die Küstenlinie ab. Das Meer war glatt und leer wie ein Spiegel. Wo waren die ganzen Boote? Was hatte diese verfluchte Frau noch gesagt – sie sind rausgefahren wie immer und nicht wiedergekommen, und die anderen hatten ihre Boote an die Vierfinger verkauft. Der Heiler hatte ja auch erst gemeint, etwas aus dem Meer wäre die Ursache. Doch was, wenn dieser außerirdische Parasit aus dem Meer kam? Was bedeutete dieser seltsame Kegel auf dem Meeresgrund – konnte es da einen Zusammenhang geben?
    Pierce gab sich nicht der falschen Hoffnung hin, dass er auf wundersame Weise von seiner Krankheit geheilt werden könnte. Es war eine beschissene Welt und beschissene Dinge passierten eben. Gäbe es jedoch nur den Hauch einer Chance, den Vierfingern heimzuzahlen, was sie ihm, was sie den Menschen angetan hatten, er wäre sofort dabei.
    Er holte sein Tagebuch aus dem Versteck und studierte die Koordinaten, die er unter dem Stichwort »Abyss« eingetragen hatte. Es war sicher zu gefährlich, den Tauchgang allein zu machen. Was, wenn ihm etwas zustieß? Er konnte nicht darauf bauen, dass sein Glück ihn auch beim zweiten Mal nicht im Stich ließ – dann wäre seine Entdeckung für immer verloren. Er brauchte einen Verbündeten. Blue, jemanden wie Blue. Warum nur konnten sie keine Brüder mehr sein?

Cyberjockeys

    Wiesel brannten die Augen. Seit fast drei Tagen und Nächten hatte er ununterbrochen auf den Monitor des Cyber 3 gestarrt. Vor acht Stunden hatten die Halluzinationen eingesetzt. Und jetzt surfte er im Cyberspace wie Case, der Konsolenjockey aus Neuromancer .
    Garfield rüttelte ihn sacht an der Schulter.
    »Sie sagt, ich soll dir was zu essen bringen.«
    Er stellte einen gefüllten Teller vor Wiesel. Dieser nickte ihm ein abwesendes Okay zu und starrte weiter auf den Monitor.
    »Sie sagt auch, ich soll dabeibleiben, bis du alles gegessen hast«, beharrte Garfield.
    Unwillig sah Wiesel auf. Seine Wahrnehmung bestand aus fragmentierten Teilen eines Ganzen – einem sechsfachen Garfield, der ihn mit eindringlicher Neugierde musterte. Zwölf ernsthafte, wache Augen – interessant.
    »Sie ist verdammt stur, was?«
    Garfield grinste unsicher. Er wusste nicht so recht, wie er sich Wiesel gegenüber verhalten sollte. Skadi hatte mal gesagt: »Es gibt Menschen, die geboren werden, um Helden zu sein«. Für ihn war Wiesel so ein Held. Warum das so war, konnte er allerdings nicht genau sagen. Sicher lag es nicht nur daran, wie er sie damals alle mit seinem Cyber 3 durch die Tunnel gelotst hatte.
    Luciu und Carlotta waren sehr nett zu ihm gewesen, nachdem Skadi fortgegangen war, und hatten ihn aufgenommen, obwohl er damals in Hamburg einfach so, ohne Erklärung und ohne auf Wiedersehen zu sagen, verschwunden war. Doch sie hatten ihr eigenes Leben und ein fremder Junge gehörte sicher nicht dazu. Zwar neigte Garfield nicht zu ausgiebigen Reflektionen über seinen Gemütszustand – er lebte im Hier und Jetzt, darin war er wie alle Jungen –, aber er vermisste Skadi, mit ihr war immer was los gewesen. Mit Wiesel zusammen zu sein stellte er sich ähnlich aufregend vor.
    »Was machst du da eigentlich?« Das war sicher nicht die beste Art, eine Unterhaltung zu beginnen, aber etwas anderes fiel ihm so schnell nicht ein.
    Wiesel seufzte. Erst hatten ihn Brad und Ali genervt und jetzt dieser Junge. Vielleicht fühlte der sich auch nur einsam, nachdem diese ’skimo-Tussi die Biege gemacht hatte.
    »Ich will wissen …«
    »Was?«
    Ja, was wollte er eigentlich wissen? Ob die Tunnel-Soldaten hier auf Freezone in Sicherheit waren? Das wäre eine mögliche Antwort, aber es wäre nicht die richtige. Wiesels Neugierde ging tiefer. Er wollte alles ergründen. Und der Rabe hatte ihm einen Schlüssel gegeben, mit dem er so gut wie jede Tür aufschließen konnte. Er brauchte nur noch das Schloss zu finden.
    Vor ein paar Tagen hatten sich Faizul und Ali

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