Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Lahmen, eleganter Gang – gefällt dir das Pferd?“
„Ja. Kostenpunkt?“
„Darüber reden wir später. Nächstes!“ rief er dem Mädchen zu.
„Das ist ein wunderschöner Morgan. Mit dem kannst du zur Not auch deine Whiskyfässer abtransportieren.“ McLeish bestaunte das große, kraftvolle, stolze Pferd, das bis auf einen weißen Huf vollkommen schwarz war.
„Ich bin überwältigt. Für Whisky viel zu schade“ grinste er Uisdean an.
„Die anderen Pferde sind allesamt Holsteiner. Wunderbar für deinen Zweck.“
„Ja, sie gefallen mir. Die Ställe werden in den nächsten Tagen fertig. Ich brauche noch einen Stallburschen und eben – Pferde. Wie heißt der Morgan?“
„Vaguely Pleasant.“
Inzwischen war das Mädchen mit den nächsten drei Pferden herumgeritten. Alle sahen kerngesund aus, hatten glänzendes Fell, klare Augen und wirkten temperamentvoll ohne Rachsucht.
„Die anderen heißen Truculent, Rainbow Quest und Trempolino. Soll’s das sein?!“
„Ja, ich denke schon.“
„Dann lass’ uns reingehen und das Wichtigste besprechen: Geld.“
MacCoinnich führte seinen Besucher in sein Büro. Es war klein, verräuchert und im Gegensatz zu seinen Pferden und den Stallungen unordentlich und fast verwahrlost.
„Whisky?“
„Ich trinke nur meinen eigenen.“
„Na, wer sag’s denn?“ sagte MacCoinnich und holte eine halbvolle Flasche aus dem Regal, stellte zwei Stielgläser auf den Tisch und McLeish sah auf der Flasche sein vertrautes Label: Kerkerfenster mit Gitterstäben und darunter die Schrift
Allt A’Bhainne
, was Milchquelle bedeutete.
„Na, wenigstens hast du Geschmack.“
„Kaufst du meine Pferde, trinke ich deinen Whisky.“ Er schenkte ein, nicht zu knapp, die beiden prosteten sich zu und tranken, natürlich ohne Eis und ohne Wasser, ihren Whisky.
„Hättest du einen Pferdepfleger, den du entbehren kannst? Oder kannst du mir jemanden empfehlen?“
„Ich werde einen für dich suchen. Solange kannst du Isabelle haben. Sie macht für deine Zwecke am meisten her.“
Zufrieden nickte McLeish. Sein Freund ging zur Tür, öffnete sie und brüllte: „Isabelle soll mal kommen!“
Kurz danach stand das Mädchen mit roten Wangen im Büro.
„Hast du Lust, im Hotel zu arbeiten?“
Sie errötete noch mehr und fing an, herumzudrucksen. McLeish, dem die Verlegenheit des Mädchens nicht entgangen war, sagte: „Nur für kurze Zeit, Isabelle. Ich eröffne in Fraserburgh ein Hotel mit Reitstall, und bis ich geeignetes Personal gefunden habe, das du dann vielleicht noch einarbeiten kannst, wäre ich froh, mit deiner Unterstützung rechnen zu können.“ Sichtlich erleichtert stammelte Isabelle zustimmende Worte und verschwand fluchtartig.
„Na, prima, das wäre erledigt.“
Man unterhielt sich noch über die Preise, setzte vorübergehende Verträge auf und dann, nach zwei Stunden, war alles erledigt. In Hochstimmung fuhr McLeish davon. Er freute sich auf die Pferde, endlich konnte er wieder reiten. Jetzt erst fiel ihm auf, wie er das Hobby seiner Jugendjahre vermisst hatte.
Als er zu Hause ankam, wurde es schon dunkel. Am Rand der Auffahrt standen zwei Lieferwagen. Also musste er sich doch noch Technik antun. Seufzend trat er ein.
Camilla und die beiden Techniker waren schon so gut wie fertig mit den Planungen; am nächsten Tag sollten die Arbeiten ausgeführt werden.
McLeish trat an Camillas Seite. “Ich habe eine Überraschung für Sie. Sind die bald fertig?“ flüsterte er.
Er hat die Pferde, dachte Camilla. Phantastisch. Während die Techniker ihre Werkzeuge zusammenpackten, musterte sie ihren Arbeitgeber. Er hatte eine leichte Fahne und sein Gesicht glühte – aber sicherlich nicht vom Alkohol, den war er gewohnt. Er sah wie ein waschechter Schotte aus einer anderen Epoche aus: Rotblond, spärliches Haar, groß und kräftig, siebenundvierzig Jahre alt. Er trug einen gepflegten Vollbart, der einen schmalen, aber schön geschwungenen Mund umrahmte, seine dichten Augenbrauen lagen nahe über den wasserhellen Augen, dazwischen verliefen zwei scharfe Falten in Richtung Stirn, die sehr hoch war. Insgesamt trug er immer einen grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau; auch wenn er lachte, hätte man ihn nie als einen „ruhigen Vertreter“ eingestuft. Er hatte eine edle, schmale Nase, auch die Hände waren schmal und langgliedrig. In einem Schottenrock hätte man ihn für einen Angehörigen des alten Adels gehalten. Vielleicht war er das auch? Er hatte noch nie persönliche
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