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Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Whisper Island (01) - Sturmwarnung

Titel: Whisper Island (01) - Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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dass Laurel, die sich gerade nicht einmal an die restlichen Zeilen erinnerte, das Gedicht ständig wiederholte. Denn Becca konnte ihr genau ansehen, was los war. Jeder hätte es ihr ansehen können. Ihre Mutter hatte furchtbare Angst. Sie folgte allein ihrem Instinkt, so wie sie es immer tat. Aber da das beim letzten Mal dazu geführt hatte, Jeff Corrie zu heiraten, vertraute sie ihrem Bauchgefühl nicht mehr.
    Becca beruhigte sie. »Mom. Ich werde schon klarkommen.« Sie war überrascht, als sich Laurels Augen mit Tränen füllten. Ihre Mutter hatte kein einziges Mal geweint, seit sie San Diego verlassen hatten. Das letzte Mal hatte Becca sie in Tränen gesehen, nachdem sie erfahren hatte, wer Jeff Corrie wirklich war und was er getan hatte. »Wir können nicht zur Polizei gehen«, hatte ihre Mutter ihr schluchzend erklärt, »Gott im Himmel, Schatz, wer würde uns das glauben? Wir können nichts beweisen.«
    Deshalb hatte sie diesen Plan geschmiedet. Sie waren geflohen und jetzt waren sie hier am Rand der Welt. Und von hier gab es kein Zurück mehr.
    Becca nahm die Hand ihrer Mutter. »Hey, Mom. Hör mal zu, was ich weiß«, sagte sie.
    »Was weißt du?
    »Rebecca Dolores King, Mom. San Luis Obispo. Meine Tante Carol auf Whidbey Island. Carol Quinn. Olduvai-Schlucht.«
    Laurel blickte über Beccas Schulter. Der Verkehrslärm zeigte an, dass die Fähre angekommen war und Fahrzeuge ausfuhren.
    »Oh Gott«, flüsterte Laurel.
    »Mom«, sagte Becca. »Es ist alles in Ordnung. Wirklich.«
    Sie schob die Tür auf und ging zum Kofferraum. Ihre Mutter stieg aus und folgte ihr. Zusammen hoben sie ihr Fahrrad heraus und befestigten die beiden Satteltaschen. Becca setzte den schweren Rucksack auf, kramte vorher aber noch die Brille mit ihren völlig nutzlosen Fenstergläsern hervor und setzte sie auf.
    »Karte der Insel?«, fragte ihre Mutter.
    »Ist im Rucksack.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Und Carols Adresse? Nur für alle Fälle.«
    »Die habe ich auch.«
    »Wo ist das Handy? Denk dran, da ist nur eine begrenzte Anzahl Minuten drauf. Meine Nummer ist schon eingespeichert. Nur für Notfälle. Sonst nichts. Das ist wichtig. Das darfst du nicht vergessen.«
    »Ich werd’s nicht vergessen. Und es ist in meinem Rucksack, Mom. Und an alles andere habe ich auch gedacht. Die AUD-Box. Ersatzbatterien. Mehr Haartönung. Alles.«
    »Wo ist deine Fahrkarte?«
    »Hier. Mom, es ist alles da. Versprochen.«
    Oh Gott, oh Gott, oh Gott.
    »Ich geh jetzt besser«, sagte Becca, während sie den Strom der Fahrzeuge betrachtete, der sich jenseits des Fährhafens in Richtung Stadt ergoss.
    »Schau mich an, Schatz«, sagte Laurel.
    Becca wollte sie nicht ansehen. Sie hatte Angst und brauchte nicht noch mehr Angst zu hören. Aber da sie wusste, wie wichtig es war, ihre Mutter zu beruhigen, wandte sie ihr den Blick zu, als Laurel sie aufforderte: »Schau mir in die Augen. Sag mir, was du siehst. Sag mir, was du weißt.«
    Und da war kein nächtlicher Ritt des Paul Revere mehr. Da war nur eine einzige Botschaft.
    »Du kommst zurück«, erklärte Becca.
    »Das werde ich«, versprach Laurel. »So schnell ich kann.«

K APITEL 2
    Die Fußgänger und Radfahrer gingen als Erste an Bord. Sie waren eine recht große Gruppe, und Becca folgte ihnen. Die Passagiere mit Fahrrädern bewegten sich durch einen dreispurigen Tunnel auf einen Eingang an der Vorderseite der Fähre zu. Die Fußgänger steuerten auf eine Treppe zu. Einige kramten in ihren Taschen und Geldbörsen, woraus Becca schloss, dass es auf der oberen Etage etwas zu kaufen gab, vermutlich Essen oder heiße Getränke. Gegen beides hätte sie nichts einzuwenden gehabt, weil eine kühle Brise vom Wasser herüberwehte und sie vor Kälte zitterte und immer noch Hunger hatte.
    Im vorderen Bereich der Fähre stellten die Leute ihre Räder ab. Becca tat es ihnen gleich. Sie hatte vor, zurück zur Treppe zu gehen, um sich etwas zu essen zu besorgen, doch das plötzliche Dröhnen von Motorrädern ließ sie innehalten. Der Lärm verstärkte sich, weil die Motorräder durch den Fährtunnel kamen. Obwohl es nur vier waren, klang es, als wären es zwanzig, und ihnen folgte eine Reihe von Achtachsern. Dahinter kamen die Pkws, die sich in vier Spuren anordneten, jeweils zwei auf beiden Seiten des Haupttunnels.
    Der ohrenbetäubende Lärm wäre kein Problem gewesen, weil Becca ihre AUD-Box dabeihatte. Sie steckte sich den Kopfhörer ins Ohr, drehte die Lautstärke auf und konzentrierte sich auf das

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