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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Gothic-Einflüsse vermuten. »Entschuldigen Sie, ich suche einen Club namens Shadowcat. Gibt es hier in der Nähe einen solchen Laden?«
    Das Pärchen blieb stehen. Das Mädchen war ein echter Hingucker, rundes Gesicht, sanfte braune Augen und ein Lächeln, das sagte: Ich weiß, was du möchtest . Dazu hatte sie einen ansehnlichen Vorbau, zwei schöne, wohlgeformte Möpse. Sie sagte: »Die Dinger, auf die Sie starren, heißen Brüste.« Dann gingen die beiden lachend weiter. Verlor er den Kontakt zur Gegenwart, oder was? Dann sah er einen Buchladen. Vielleicht gab es dort einen Soho-Führer, der aktueller war als seine New York bei Nacht-Ausgabe.
    Obwohl er wahnsinnig gerne las, war er seit Jahren in keinem eng- lischsprachigen Buchladen gewesen. Es gab hunderte verschiedener Titel über jedes erdenkliche Thema, alle in bunten, ansprechenden Umschlägen. Er entdeckte ein Dutzend brandneuer Soho-Führer. Er zog einen – Grenzenloses Soho– aus dem Regal und schlug ihn auf. Unter der Rubrik ‘Verborgen – Dunkel – Tödlich’ war eine Reihe von Clubs mit entsprechend seltsamen Namen aufgelistet – The Marrow Room, Bottomley Topps, Dragged to Death.
    Er fühlte sich, als hätte man ihn zu Tode geschleift, doch er be- schloss, es als Erstes mit dem Marrow Room, dem Knochenzimmer, zu versuchen, weil der Name noch am ehesten nach Gothic-Szene und Vampiren klang. Besonders viel versprechend war es trotzdem nicht, aber man durfte ja hoffen.
    Das Marrow Room erwies sich als protzig ausgestatteter Nachtclub, dessen Publikum für ihn wie eine Horde versnobter Jugendlicher aus- sah. Die Musik war ohrenbetäubend, von überall blitzten Stroboskope und Laser. Hübsche, Kaugummi kauende Mädchen tanzten ihm entge- gen, ihre Jungfernlocken durch die Gegend schleudernd. Er lächelte

und nickte beifällig, zwang sich aber, sofort den Blick abzuwenden. Es wäre ohnehin zwecklos – er wollte nicht auch noch wegen Verführung einer Minderjährigen angezeigt werden.
    Er ging an die Bar. »Einen Stoly auf Eis«, sagte er.
    Der Barkeeper musterte ihn verächtlich. »Der Aufenthaltsraum für El- tern ist dort hinten. Aber man muss seine alkoholischen Getränke selbst mitbringen.«
    Er hatte keine Ahnung, in was für eine Art Laden er hier geraten war, aber letztlich war es auch völlig egal, so viel stand fest. In einem Kin- derclub würde er nicht finden, wonach er suchte.
    Er ging. Unter einer nahen Haustreppe hing eine Horde rauchender Achtjähriger herum. Und hier sollte es besser sein als in Asien? Inwie- fern?
    Dann sah er eine Ladenfront mit einer diskret aufgemalten schwar- zen Katze in einer Ecke, der einzige Hinweis, dass das Etablissement nicht gänzlich verlassen war. Eine schwarze Katze war viel verspre- chend. Er drückte die Tür auf.
    Überall standen Totenschädel. Ihm drehte sich der Magen um. Er hatte nie wieder ein Beinhaus betreten wollen. Aber die Schädel waren Kerzenständer. Die Musik war schlechter Rock einer unbestimmbaren Gattung, und hier und dort saßen einige Leute in Gothic-Ko- stümierungen an den Tischen. Auf der purpurn angestrahlten kleinen Tanzfläche hampelte ein Pärchen herum. Der Laden roch nach Ziga- retten und schalem Bier. Hinter der Bar lagen Kartoffelchips-Tüten im Regal.
    »Einen Stoly auf Eis«, sagte Paul.
    Die Bedienung, eine teilnahmslose, etwa sechzigjährige Frau in ei- nem schwarzen Kleid, goss aus einer unbeschrifteten Flasche eine klare Flüssigkeit in ein halb mit Eis gefülltes Glas. Sie brachte es zu ihm hinüber. Ihr Gesicht war weiß angemalt, ihre Lippen rot, dunkelrot. Sie trug ein Plastik-Gebiss.
    »Ich suche Ellen Wunderling«, sagte er.
    »Sind Sie ein Bulle?«
    »Nein.«
    »Wollen Sie sich einen blasen lassen? Kostet fünfzehn Mäuse.« Paul fielen jede Menge gute Gründe ein, augenblicklich auf den Tre- sen zu kotzen. Er hatte Heimweh. Er wollte zu einem dieser Friseure in Bangkok, wo man für lausige fünfzehn Dollar von einer Schar bildschö- ner junger Dinger massiert wurde, die Haare geschnitten und die Fin-

gernägel manikürt bekam und einem zusätzlich einer geblasen wurde. »Ich stelle Nachforschungen über Ellen Wunderling an.«
    »Hat's hier nie gegeben.« Sie wandte sich um, holte geschäftig ein Bier aus dem Kühlfach – für wen, war nicht klar.
    »Wissen Sie einen anderen Laden, wo ich suchen kann? Ich bin neu hier und kenne mich in der Szene nicht aus.«
    »Nun, als Erstes sollten Sie sich nicht wie ein Busfahrer kleiden, der versucht, nicht wie

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