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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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völlig be- rauscht. Anfangs hatte sie sich hundeelend gefühlt, aber seit heute Morgen ging es ihr immer besser und besser, und jetzt war es, als schwebte sie auf einer Wolke. Nichts tat ihr weh, alle Unpässlichkeiten waren verschwunden.
    Der Bentley stoppte. »Okay«, sagte Leo und warf den Wagenschlag auf.
    Doch Sarah packte Miriams Handgelenk. »Tu das nicht!«
    »Was soll schon passieren?«
    »Das kann man nie wissen.«
    Leo sah zu, wie sie miteinander haderten. Die beiden schienen neu- erdings große Angst zu haben. Ohne Zweifel. Leo war nicht dumm – sie sah es ihnen an. Dieser Mann beunruhigte sie.
    Miriam versuchte erneut auszusteigen.
    »Vor dem Club ist es zu gefährlich. Nimm lieber den Hintereingang.« Miriam strich Sarah über den Kopf. »Es wird zu einer Konfrontation kommen, Kind. Und diese Konfrontation wird im Veils stattfinden.« Leo sah zu, wie Miriam in den Club ging. Dann half sie Sarah beim Anziehen. »Das war unglaublich, Sarah. Ich habe das Gefühl, als würde ich dich erst jetzt richtig kennen.« Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange. Vielleicht würde Sarah sie verführen. Sie würde nur zu gern herausfinden, wie es mit ihr war. Oder mit Miriam – aber das wäre wohl noch zu viel des Guten.
    »Aber du kennst mich doch«, sagte Sarah. Sie ging Miriam nach, und Leo eilte ihr hinterher. Das Veils war, wie immer, völlig abgedun- kelt, von der Straße aus nicht zu erkennen. Nie wartete eine Men- schenmenge vor dem Club. Gewöhnliche Leute sahen ihn gar nicht. Das sollten sie auch nicht – nur diejenigen, die ihn kannten, wussten, wo das Veils zu finden war. Und nun stand Leo an der Spitze der Nah- rungskette. Sie kannte die Wahrheit hinter all den Gerüchten über Mi- riam und Sarah. Das Hauptgerücht war, dass Miriam Sarahs Lebens- gefährten umgebracht hatte. Ebenfalls ein Arzt. Darüber redeten sie

nie.
    Miriam beabsichtigte, das Monster, das hinter ihr her war, zu fangen und zu verspeisen oder es Leo zu überlassen; sie war sich noch nicht sicher. Es hing von Leo ab. Gewiss, sie konnte ein lästiges kleines Ding sein, aber es machte Spaß, sie um sich zu haben, und sie war eine eifrige Schülerin.
    Sarah dagegen gehörte zur gefährlichsten aller Sklavengattungen – sie war jemand, der die wahre Bedeutung des Sklaventums nicht be- griff. Ein boshafter alter römischer Kaiser, Septimius Severus, hatte Lamia einst gefragt: »Wie kommt es, dass die ganze Welt mein Sklave ist, ich aber der Einzige bin, der nicht frei ist?«
    Jene Worte enthielten die ironische Essenz der Beziehung zwischen Sklaven und ihren Herren. Sarah war ein schlechter Sklave, weil sie sich als Gefangene begriff. Leo würde ein guter Sklave sein, weil sie die Gabe des Hüterblutes nicht als Last verstand, sondern als Auszei- chung.
    Als Luis die Tür zum Club öffnete, sah Miriam die Wölbung in seiner Hose und schmunzelte. »Leonore«, sagte sie, »wird dir zu Diensten sein.«
    »Jawohl, Ma'am.«
    »Muss ich das wirklich tun?«, flüsterte Leo.
    »Leo, ich habe Luis selbst mindestens ein Dutzend Mal bedient. Es wird dir Spaß machen.«
    »Ich bin aber keine Hure, Miriam. Ich bin ... eine von euch.« »Und wir sind, was Sex betrifft, völlig unvoreingenommen. Es ist eine Ware wie Alkohol und Drogen. Sex ist Teil des Geschäfts. Lass deine Gefühle und dein Ego aus dem Spiel. Sex hat nichts mit den langweili- gen Gefühlsduseleien zu tun, von denen brave amerikanische Haus- mütterchen träumen, meine Liebe.«
    Sarah lachte. Miriam fragte sich, was so lustig an ihrer Äußerung war, beließ es aber dabei. Sie ging in die glitzernde Bar, den öffent- lichsten Raum im Club, und rief: »Ich möchte, dass der Eingang heute Abend offen ist, Bill.«
    »Sollen wir das Schild aufhängen, Ma'am?«
    »Ja.«
    Sarah eilte zu ihr. Es war erst zehn Uhr, daher waren nur wenige Gäste da. »Das ist ein schlechter Einfall«, sagte sie.
    Miriam wandte sich zu ihr und legte die Hände auf ihre Schultern.

Sarah hatte nicht begriffen, warum sie das Schild draußen haben wollte. »Er wird uns finden. Aber er ist auf sich allein gestellt, und je früher er hier auftaucht, desto besser.«
    Sie ging zu Bill, der hinter dem Tresen nach dem kleinen Messing- schild suchte, auf dem »Veils« stand. Das Schild würde an der Tür hängen. Dies war das Höchstmaß an Öffentlichkeit, das sie sich er- laubten. »Bill, wahrscheinlich wird sich heute Abend ein Mann nach El- len Wunderling erkundigen.«
    »Das schon wieder! Geben die denn nie

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