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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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wird.«
    »Als Jäger«, warf Paul ein.
    »Ich sehe nichts, das darauf schließen lässt«, entgegnete Sarah. »Dieses Kind hat den Mund und die Organe eines gewöhnlichen Men- schen.«
    »Wie können Sie das erkennen? Der Embryo ist so winzig.« »Ich erkenne es, weil ich dazu ausgebildet wurde.«
    »Sie sind Gynäkologe?«
    »Nein, ich bin Gerontologe. Aber wir reden hier von medizinischen Grundlagen.«
    Paul wurde aschfahl. Er zog die Wangen ein, bei Menschen ein untrügliches Zeichen großer Wut. Miriam betrachtete ihn unsicher, ihr Herz wild pochend. Sie wollte ihn so gerne lieben, doch wenn er ihr Baby bedrohte, nun, dann musste sie tun, was getan werden musste. Seine nächsten Worte waren wie Messerstiche. »Es ist sehr wichtig für mich, Sarah.«
    »Ich sehe einen menschlichen Embryo.«
    » Verdammtwichtig ,verstehen Sie?«
    Miriam versuchte, ihr Lächeln zu verbergen. Sie hatte soeben etwas neues über Paul Ward gelernt.
    Leo, beunruhigt von seinem Tonfall, zog ihre stets präsente Waffe unter dem Gürtel hervor. »Okay, das reicht«, sagte sie mit verkniffener Miene. Sie mochte Paul genauso wenig wie Sarah. Anders als diese hatte sie jedoch keine Angst um Miriam, sondern sah in Paul vielmehr einen Konkurrenten, mit dem sie um Miriams Aufmerksamkeit und Zu- neigung rang.
    Paul blickte auf die Waffe. »Vielen Dank«, sagte er.
    Sarah, die die ganze Zeit die Ultraschallaufnahme betrachtet hatte, bemerkte das faszinierende Phänomen als Erste. Sie starrte wie ge- bannt auf den Bildschirm und konnte kaum glauben, was sie dort sah. Sarah war Wissenschaftlerin. Sie glaubte nicht an das Übernatürli- che. Trotz ihrer Forschungsergebnisse glaubte sie nur halb an die menschliche Seele, von der Miriam immer sprach. »Ihr habt Seelen, wir nicht.« Schön. »Ihr Menschen seid die wahren Unsterblichen.« Na, umso besser.
    Aber dies hier schien etwas wirklich Außergewöhnliches zu sein. Es war ein wahrhaftiges Wunder, das sich vor ihren geübten Mediziner-Au- gen abspielte. »Seht euch das an«, sagte sie mit vor Fassungslosig- keit belegter Stimme.

Miriam sah sofort, dass die winzigen, noch nicht voll entwickelten Au- gen, die die Kunst des Sehens eigentlich noch nicht beherrschten, ir- gendwie direkt aus dem Bildschirm zu starren schienen. Es war, als würde der Fötus sie ansehen.
    »Kann er uns erkennen? Ist das möglich?«
    »Keine Ahnung, Miriam.«
    Dann blinzelte der Fötus und richtete den Blick auf Paul.
    »Das ist eine optische Täuschung«, sagte er.
    Doch die Augen schauten nicht weg. »Mein Gott«, sagte Paul. Dann verschlug der unheimliche Blick auch ihm die Sprache.
    Miriams Herz schien sich zu öffnen wie eine erblühende Blume. »Paul, unser Baby ist ein Wunder«, sagte sie.
    Er lächelte so, wie er immer lächelte, und dies machte sie traurig. Warum war er nicht der freudestrahlende Vater, der er hätte sein sol- len? Er hatte einen prachtvollen Sohn. Er hätte platzen sollen vor Stolz.
    Sarah beendete die Ultraschalluntersuchung. Dann reichte sie Mi- riam das erste Foto ihres Kindes. »Sein Gesichtsausdruck zeugt von Bewusstheit«, sagte Sarah lakonisch. »Es ist unmöglich, aber es wirkt so.«
    Sie versammelten sich um das Foto. Es war scharf und sehr detail- liert. Das weiche, halb ausgebildete Gesicht mit den dunklen Augen und dem leichten Lächeln erschien schon jetzt umwerfend schön. Miriam verschlang das Foto mit den Augen. Sie spürte die Gegen- wart des Babys in ihrem Bauch. Jede Faser ihres Körpers war durch- tränkt mit der bedingungslosen Liebe einer werdenden Mutter. Und er würde nicht wie sie sein, würde nicht unter dem Fluch leiden, Men- schenblut trinken zu müssen. Ihr Sohn würde ein Prachtexemplar wer- den – und er würde frei sein.
    Sie war keine Heulsuse, aber nun musste sie doch weinen. Sarah sah die Tränen in ihren Augen und legte ihr einen Arm um die Schul- tern. Miriam reagierte nicht. Sie wollte, dass Paul sie in den Arm nahm. Sie wollte, dass er sie hielt und mit ihr lachte und weinte, um eine Ko- pie des Fotos für seine Brieftasche bat und es ebenso anhimmelte wie sie es tun würde.
    Trotzdem, er hatte seine Bewunderung bekundet, und dies war im- merhin ein Anfang.
    »Lass uns nach oben gehen«, sagte Miriam. Sie nahm Pauls Hand. »Ich möche mit dir allein sein.«

»Ich auch«, stimmte Paul ihr zu.
    Sie führte Paul in das Musikzimmer und schloss die Tür. »Gefällt dir, wie ich spiele?«
    »Ich bin jedes Mal ganz hin und weg.«
    »Dann würde ich dir gerne etwas

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