Whitley Strieber
spürte bereits die kühle, hauchdünne Nadel, die normalerweise tief in ihrer Zunge saß und nun herauskam und sich – auf der Suche nach der vibrierenden Vene – behutsam in seine Haut drückte.
Als sie in die Vene eindrang, begann er vor Schmerzen zu würgen. Sein Penis war hart wie ein Stahlrohr, obwohl er spürte, dass ihm das Blut aus dem Hals lief und er nach Luft zu ringen begann und langsam ohnmächtig wurde.
Dies war der Vampir-Tod, den sein Vater ereilt hatte.
Plötzlich stand sie auf den Beinen. Ihr war eine Linse herausgefallen, und sie starrte ihn nun aus einem roten und einem aschgrauen Auge an. Ihr Gesicht wirkte seltsam unsymmetrisch; sie hatte eine der Mundprothesen verloren, die ihre sonst eingefallenen Wangen voller machten. Ihre Lippen waren verschmiert – mit seinem Blut.
Er war zu erschöpft, um auch nur einen Muskel zu bewegen. Er konnte nur hilflos zuschauen, wie sie seine Hose öffnete und sich auf ihn setzte. Er spürte, dass sie seinen Penis in ihre Vagina einführte. Er versuchte es zu verhindern, doch es gelang ihm nicht.
Die Kreatur vergewaltigte ihn. Anders ließ sich das, was geschah, nicht beschreiben. Am schlimmsten – und am demütigendsten und är- gerlichsten – daran war, dass er dabei nicht das leere, dumpfe Entset- zen empfand, das üblicherweise mit einer Vergewaltigung einherging. Er empfand etwas anderes, etwas, das er nicht empfinden wollte, aber nicht leugnen konnte.
Es war nicht nur ihre unglaubliche Schönheit, selbst ohne all die opti- schen Hilfsmittel. Es war schlichtweg der Umstand, dass sie sich so vollkommen anfühlte. Ob mit oder ohne Make-up, sie war einfach die schönste und begehrenswerteste Frau, mit der er jemals geschlafen hatte.
Ihm wurde klar, dass sie ihn absichtlich dazu gebracht hatte, sie an- zugreifen. Dies war kein Kampf auf Leben und Tod, dies war eine wohlkalkulierte Verführung!
Und wie gerissen sie es arrangiert hatte – sie schien Paul Ward in- und auswendig zu kennen, schien in ihm lesen zu können wie in einem Buch. Es tat ihm in der Seele weh zu sehen, mit welcher Hartnäckig- keit sie versuchte, ihn trotz seines unverhohlenen Hasses für sich zu gewinnen und ihn auf ihre und die Seite ihres Sohnes zu ziehen.
Sie hörte auf. Er merkte, dass er ejakuliert hatte, aber auch, dass er so viel Blut verloren hatte, dass es ihn wunderte, nicht ohnmächtig ge- worden zu sein. Doch sie kannte den menschlichen Organismus bis in die letzte Faser. Der Grenzbereich zwischen Leben und Tod war ihr Spezialgebiet.
»Also«, sagte sie, als sie aufstand, »welchen Namen sollen wir ihm geben? Ich finde, er sollte Paul heißen, Paul Ward, Jr.« Sie strahlte ihn an wie eine außerirdische Liebesgöttin. Es war das bezauberndste Lä- cheln in dem bezauberndsten Gesicht, das er je gesehen hatte. »Abgemacht?«
Sie half ihm auf die wackeligen Beine und führte ihn triumphierend durch das Haus. Als sie nach oben gingen, musste sie ihm helfen. Er wankte in ihr – gemeinsames – Schlafzimmer und fiel auf das Bett. »Das war doch höchstens ein Liter«, sagte sie. Er hatte köstlich ge- schmeckt. Es war ihr schwer gefallen, von ihm abzulassen. » So geschwächt bist du doch gar nicht.«
Seine Augen blitzten, und plötzlich schien er wieder bei Kräften zu sein. »Okay«, sagte er, »du hast Recht. Lass uns im Bett weiterma- chen.«
Sie war schwer, wie er, und sehnig und stark ... und gleichzeitig war sie auf wundervolle Weise samtweich. Sie passte genau zu ihm. Sie lag in seinen Armen und sah ihn dermaßen bewundernd an, dass er beinahe gejuchzt hätte vor Freude. All die Liebe und Zärtlichkeit, die er zu unterdrücken versucht hatte, obwohl sie Teil seines Wesens war, brach nun wie ein tosender Wasserfall aus ihm heraus.
»Ich werde dich niemals verlassen«, sagte er.
»Ich dich auch nicht.«
Dies war, wie er spürte, ihr Eheversprechen. »Du bist meine Frau«, sagte er.
»Und du mein Mann.«
Leo und Sarah, die von der offenen Tür aus alles mitangesehen hat- ten, zogen sich leise zurück. »Ich glaube, sie hat es geschafft«, sagte Leo. Sarah schüttelte bloß den Kopf.
Einige Zeit später empfand sie es als ihre Pflicht, nachzuschauen, ob es den beiden an nichts fehlte ... und ob alles in Ordnung war. Miriam strahlte sie freudetrunken an, ihr Gesicht zur Hälfte von Pauls breitem, halb aufgerichteten Oberkörper verdeckt.
Sarah klopfte Paul aufmunternd auf den Rücken. Dann ging sie leise
hinaus und schloss die Tür.
Trotz des
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