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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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einfach, weil um uns herum das laute Partyleben tobte.
    » Nee, nur EINE Freundin. Ich hab keine«, schrie er zurück.
    » Ach so, dann is ja gut«, zeigte ich mich erleichtert und hielt mir– leider zu spät– den Mund zu. Cleverer Schachzug, dachte ich. Andere Typen hätten jetzt gesagt: » Hier ist dein Bier, schönen Abend noch, ich guck noch mal rum.«
    Erst mal abchecken, ob der ’ne Freundin hat, total peinlich… Jetzt kann ich ihn auch gleich fragen, was er für ein Sternzeichen ist, wie viel er verdient, wo er wohnt und ob er mal Kinder haben will.
    Das hob ich mir aber für später auf. Erst mal reichte es mir, mich mit ihm zu unterhalten, soweit mein Zustand das zuließ, Alster zu trinken, zu rauchen, und zwischendurch etwas tanzen zu gehen. Er war einunddreißig, also drei Jahre älter als ich, seit kurzem fertig studierter Diplomingenieur für Medientechnik und arbeitete als Bühnenkonstrukteur an einem angesagten Hamburger Theater. Zudem beeindruckte er mich damit, dass er die Simpsons genauso liebte wie ich und auch U 2 mochte. Bei » Sunday, Bloody Sunday« sprangen wir etwas bescheuert durch die Menge und grinsten uns an, und es machte total Spaß. Endlich mal einer, der auch was mitmacht und nicht nur doof am Rand steht, dachte ich.
    Als Mona mich kurz darauf suchen kam, gab ich ihr einen Kuss auf den Mund und lallte ihr zu, dass ich sie liebe. Sie ging dann schnell wieder weg. Gegen vier Uhr morgens– soweit ich erkennen konnte, befand sich der kleine Zeiger meiner Uhr zwischen vier und fünf– stellte Jonas mich seinen Freunden vor, die eigentlich gerade los wollten. Er meinte aber, es wäre gerade so lustig und dass er noch bliebe. Ich freute mich darüber. Warum ich seiner besten Freundin Claudia aber als Erstes erklärte, ich hätte eine Profilneurose und müsse immer im Mittelpunkt stehen, weiß ich selber nicht mehr so genau. Bevor sie sich geschockt aus dem Staub machte, drückte ich sie noch ganz fest an mich und sagte, was ich immer sage, wenn ich gut drauf und fuuuurchtbar angeschäkert bin: » Ich kenn diss swar nich, aba ich hab dich schon gaanz dolle lllieb!« Leider war sie anscheinend nicht so empfänglich für meine Liebesbotschaften, deshalb wand sie sich erst aus meiner innigen Umarmung und dann ganz schnell zur Tür hinaus– nicht ohne Jonas noch einen irritiert-kopfschüttelnden Blick zuzuwerfen. Endlich waren wir » alleine«- soweit man eben im übervollen Ex-Sparr alleine sein kann– und knutschten ungehemmt los. Himmel, konnte der küssen! Wow. Wäre mir nicht sowieso schon schwindelig gewesen, dann hätte der Boden bestimmt jetzt zu schwanken angefangen. Auf einmal fühlte ich mich wieder so sicher, so stark– und war doch nur betrunken. Bei der Erkenntnis wurde ich auf einmal ganz traurig. » Wollen wir mal raus?«, fragte ich meine neue Eroberung. Jonas nickte.
    Draußen war es, falls das denn möglich sein konnte, noch kälter geworden, und es hatte wieder angefangen zu schneien, mein Atem bildete Wölkchen vor meinem Mund, und, verschwitzt wie ich war, fror ich trotz meines gefütterten Wildledermantels. Meine Wangen hatten eine, sagen wir mal, gesunde Farbe, das erkannte ich noch so halb in der Fensterscheibe des Ex-Sparrs, aber gerade gehen konnte ich nicht mehr.
    Ich hielt mich an Jonas fest, und mit irgendeiner kleinwinzigen funktionstüchtigen Faser meines Gehirns fiel mir auf, dass ich ihn gar nicht kannte, obwohl ich das Gefühl hatte, ihn schon ewig zu kennen– und dass ich ihn vielleicht auch nie besser kennenlernen würde als heute Abend. Prompt fing ich an loszuheulen.
    Hierzu muss ich erklären, dass sich jeder Partyabend bei mir stets in dieselbe Betrunkenheitsskala einteilen lässt:
Trinken
Tanzen
Lustig sein
Anhänglich sein
Traurig sein, meist verbunden mit Heulen
Schlafen
    Wenn man das weiß, kann man damit umgehen. Ich war nur leider schon zu traurig, also bei Platz fünf auf der Skala angelangt, um dem verdutzten jungen Mann an meiner Seite erklären zu können, was eigentlich gerade los war. Spätestens JETZT hätte sich jeder andere ja schon verabschiedet.
    Wer will schon was von einer Heulsuse mit verschmierter Wimperntusche, die sich vorher noch seiner besten Freundin an den Hals schmeißt und schließlich schluchzend zusammenbricht?
    Er dagegen kümmerte sich rührend um mich, nahm mich in den Arm und fragte: » Hey, was ist denn los?« und gab mir kleine Küsschen. Gott, wie süß. Ich musste noch viel mehr weinen.
    Warum war er denn

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