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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Felsgestein, das sie aufbrechen können.« Der Colonel wandte sich an Sánchez. »Wir schießen nur Muties, si? Keine guten Krauchies.«
    »Nicht doch, ich dachte nur …«
    »Denk was anderes!« brummte Colonel López, und das Gespräch war für eine Weile beendet.
    Sie fuhren weiter. Über die eingestürzten, einst gezackten Wälle des uralten Kraters. Durch ein runzliges Tal, in dem verstreut Felsbrocken in gelbbraunen Schneedriften lagen. Über eine wüste Ebene, immer noch von Kratern übersät, die von der dünnen, sich aufwärmenden Atmosphäre noch nicht ausgetilgt worden war. Und schließlich zum ersten Lager. Der Junge durchquerte die Wüsten, als könnten sie sich jeden Moment öffnen, um ihn aufzunehmen und sich hinter ihm zu schließen, die Welt zu versiegeln, so daß es in allen Richtungen nur das geleckte Eis gäbe, das Eis und Felsgestein in den Hügeln und den stetigen Hagel und Regen, die auf diesem Mond die erste Andeutung auf das gaben, was es bedeuten würde, Luft zu haben, wenn die Menschen ihr Werk beendeten. Nichts davon war für Manuel fremdartig, denn er hatte oft daran gedacht und gespürt, wie es sein mußte. Das Lager war eine behelfsmäßige Hütte mit groben Schweißnähten und Kompressoren, die stöhnend und quietschend zum Leben erwachten. Es dauerte Stunden, sie zu erwärmen, und er arbeitete mit den anderen daran, undichte Stellen zu flicken und Schaltkreise zu reparieren, die ganze Zeit mit dem merkwürdigen, nagenden Gefühl, jede Bewegung im voraus zu kennen, etwas bereits Bekanntes zu erleben. Er aß den Feldproviant, den die Männer verwünschten, aber er fand ihn schmackhaft, anders als die Siedlungsnahrung, reichhaltiger mit Gewürzen, die der Cong-Koch beigab. Er schlief in Rauhfaser-Schlafsäcken, die aus der Zeit stammten, als sie nachts die Wärmezufuhr abgestellt hatten, um Erdgas zu sparen, und er fand sie wärmer als sein Bett zu Hause. Die Hütte knackte und knarrte, als die Kälte erbarmungslos eindrang. Er spürte sie als ein Gewicht, das die dünnen Schichten, welche die Menschen mit sich trugen, zu durchbrechen versuchte. Ständig weckte sie ihn auf. Ein dünner Wind heulte an den Ecken. Er lauschte nach Geräuschen jenseits dieses Heulens und schlief darüber ein. Nach einem zeitlosen Intervall kam der Morgen. Die Männer begannen zu ächzen und zu husten und standen schließlich auf und stampften mit den Füßen, um den Blutkreislauf wieder in Gang zu setzen.

 
2.
     
     
    Zum Frühstück gab es Bitterwurzel, Kaffee und Laurer. Die dichten Gerüche vermischten sich und regten Manuels Magen an, bis er zu knurren begann. Das Laurerfleisch war gut – dicke Scheiben, geschnitten von dem alten Stück in Sidon, Fleisch, in dem noch Zellen aus dem ersten Puter steckten, der die Reise überlebt hatte. Jahrelang hatten die ursprünglichen Siedlerfamilien aus dem alten Mexiko von kaum etwas anderem gelebt. Die Männer aßen voller Konzentration, schmatzten und redeten so gut wie gar nicht, bis der Colonel begann, die bevorstehenden Aufgaben zu umreißen.
    Petrowitsch murmelte: »Ich werfe lieber Blicke auf Krauchies, Colonel.«
    Bevor Colonel López etwas erwidern konnte, sagte Major Sánchez gereizt: »Du hast doch gehört, was er gestern abend gesagt hat.«
    »Hmm, kann mich nicht erinnern.«
    »Du erinnerst dich daran, dir Kippsprit in den Hals geschüttet zu haben, was?«
    »Bestes schwedisches Zeug. Trivialer Alkoholgehalt.«
    Major Sánchez seufzte laut. »Hübsches Wort, ›trivial‹. Bedeutet, du mußt es – cojones –, du brauchst dich nicht darum zu kümmern. Wenn du nicht …«
    »Laß ihn in Ruhe«, sagte der Colonel milde.
    »Ich will nicht, daß er mit verkatertem Kopf in meiner Nähe auf Krauchies ballert.«
    »Ich sage es noch einmal, zum letzten Mal.« Die Stimme des Colonels klang jetzt schärfer. »Um Roller auszumerzen, werden wir bezahlt, und an Roller halten wir uns auch.«
    »Häßliche Dinger«, murmelte Petrowitsch. »Tausendfüßler mit Panzern, Farbe wie Haufen Scheiße.«
    »Hiruko macht sie für die Arbeit«, erinnerte Major Sánchez. »Nichts als Haustierchen.«
    »Schon mal einen gerochen? Kriegst was auf deinen Anzug, kommst wieder rein, mußt kotzen …«
    »Soll’s dir schlecht werden, wenn’s dir paßt«, sagte der Colonel. »Wir werden nicht bezahlt, um Kritik zu üben.«
    Major Sánchez lachte. »Si, oder wir kommen auf die Straßenreiniger zu sprechen, die du in Sidon einführen wolltest, Petrowitsch.« Leises Kichern breitete

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