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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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entlockte. Mit einem Griff schaltete er sein Gewehr ein, obschon er wußte, daß es zwecklos und eine reine Geste war. Aber es war wichtig, diese Geste zu machen, genauso wichtig wie atemlos zu warten und vor seinem geistigen Auge zu sehen, was die Schreie und Tierlaute verfolgte: das Ding, das sich wie Rauch durch die Eisfelder bewegte und mit blinder Triebkraft rannte, das sich wandelnde Alabastergebilde. Old Matt hatte ihn gelehrt, sein Gewehr mit der Mündung schräg nach oben zu halten und zu warten – reglos und aus den Augenwinkeln beobachtend, ohne den Kopf zu bewegen. Er stand da und versuchte, ein erwartendes Beben zu spüren, ein Rollen, ein Flackern des Lichts, das ihm etwas verriet, ihn warnte. Die Tierschreie waren jetzt lauter, aber nicht kräftiger – sie waren höher geworden und hatten einen Klang von Verwirrung und Unterwerfung unter das Unvermeidliche angenommen; nicht müde, aber auf eine Weise ermattend, die der Junge nicht benennen konnte, aber fühlte.
    Er legte seinen Helm gegen den des Mannes und flüsterte, ohne das Funkgerät zu benutzen: »Kommt es?«
    Die Schreie wuchsen zu schrillem Kreischen an, ohne sich auch nur einmal in einem klaren Laut aufzulösen. Dann war Stille. Old Matt antwortete nicht. Langsam drehte er den Kopf, so daß Manuel sein Gesicht sehen konnte, und schüttelte mit einem Blick stiller Achtsamkeit den Kopf. Von den Tieren war jetzt nur noch ein träges Dröhnen zu hören, ergeben und schwindend. Old Matt lächelte.
    »Es hat noch nie Notiz von ihnen genommen. Diesmal ist es nicht einmal schneller geworden.«
    »Aber es ist hier! Die erste Sichtung seit … wie lange … seit fast einem Jahr.«
    »Die erste, von der wir wissen. Oft sagt keiner was.«
    »Sucht es nach etwas?«
    »Könnte sein. Ein Mineral, das es braucht, um sich aufzufrischen, zu regenerieren, ich weiß nicht. Es scheint keine Energie zu benötigen. Es sei denn, es hat einen Kernbrenner innen drin und filterte Isotope aus dem Eis.«
    »Ja, und wenn es etwas von hier benötigt …«
    »So dringend benötigt es gar nichts.« Er warf einen Blick über das öde Tal vor ihnen und sah dann auf Manuel. In seinem verwitterten, ortho-behandelten Gesicht bewegten sich leuchtende Augen, fließend. Ersatzkiefer und -wangen glänzten selbst in dem trüben Sonnenlicht, und seine ursprüngliche Haut war faltig wie altes, zerknittertes Papier. Die Augen schienen das Lebendigste an ihm zu sein, am wenigsten verwittert von den langen Jahrzehnten, die über das Gesicht hinweggegangen waren, das die Jahrhundertgrenze fast beiläufig überschritten hatte bei all den Wunden und Strahlen, dem Schweiß und dem Schmerz, die es geprägt hatten.
    »Die Wahrheit ist, es braucht gar nichts. Es steckt hier in der Falle, soweit ich es begreife. Kein Antrieb, um es von der Oberfläche abzuheben. Kann nicht in den Orbit. Muß vor langer Zeit verletzt worden sein und muß sich jetzt durchs Wasser unter uns und übers Eis bewegen wie ein Mann, der in seiner Zelle auf und ab geht, den Stein des Fußbodens abwetzt, aber niemals stehenbleibt. Ich wette, es blickt zu den Sternen hinauf, denkt und will dorthin. Aber es kann nicht. Es ist nicht vollständig, sonst würde es hinaufziehen. Also wandert es. Nicht, weil es irgend etwas gibt, das es braucht, sondern weil es sich umschauen will. Sehen, wer neu ist, was für Menschen in diesem Jahr hier draußen sind und was sie können, und ob es dieses Jahr ein Servo-Tier oder eine Maschine gibt, die wir gegen es einsetzen können und die besser ist als all die anderen, die es in den Jahren vorher hinter sich gelassen, zerschmettert oder umgeworfen hat. Mag sein, es ist neugierig, oder es folgt einer Spur.« Er zuckte die Achseln. »Aber so über es zu reden, ergibt für uns einen Sinn, und in einem bin ich mir sicher: Es ergibt keinen Sinn. Und wird es nie.« Die Tiere waren fort, der Nahbereichsfunk schwieg. »Sie werden hinter ihm herrennen, bis es sieht, was sie wert sind. Dann wird es sich eingraben, siebzig Klicks oder mehr, ganz wie es will, geradewegs nach unten, direkt in den Schlamm und das Wasser, auf dem das Eis nur die Schaumkappe ist – und das war’s dann. Fort. Bis es wiederkommen will.«
    Als sie das Lager erreichten, waren die Tiere bereits dort, drängten sich an der Wand des Schuppens zusammen, als suchten sie die gegenseitige Wärme. Sie waren alle schon vor einer Stunde gekommen, alle bis auf Short Stuff. Ein grauer Regen fiel, und kleine Bovistwolken zogen über ihnen

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