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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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und wieder in den Schacht zu kriechen, aber er steckte fest. Der Tunnel schien noch enger zu werden und machte ihn zu einem Gefangenen in der Finsternis. Eisige Kälte wogte ihm entgegen, und mit ihr kam eine Angst, die wie ein Orkan in ihm toste, die Grundfeste seines Ichs erschütterte und ihm fast den Verstand raubte. Er öffnete den Mund, um Otto zuzurufen, er solle ihn zurückziehen. Der Frost umhüllte ihn, als seine Panik ein Ventil fand: Lutz stieß einen gellenden Schrei des Entsetzens aus.
    Grünstatt stand draußen im Korridor, hielt krampfhaft den Gürtel fest, der von einem Augenblick zum anderen hin und her zu zucken begann, als Lutz mit den Beinen austrat. Er hörte den Schrei: eine kaum mehr als menschlich zu bezeichnende Stimme, voller Grauen, so weit entfernt, daß sich Otto eine Sekunde lang fragte, ob die Laute wirklich von seinem Kameraden stammten. Die Schreie brachen mit einem dumpfen Krächzen ab.
    Dann herrschte Stille.
    »Hans?«
    Keine Antwort.
    Grünstatt hätte den Keller am liebsten auf der Stelle verlassen, aber er zwang sich zur Ruhe und zog an dem Gürtel, bis Lutz’ Füße in Reichweite gerieten. Er griff nach den Stiefeln und zerrte den Gefreiten auf sich zu.
    Als der Körper aus der Wandöffnung rutschte, taumelte Grünstatt zurück. Sein Heulen hallte durch den Flur und wurde immer lauter, bis die Mauern der Feste zu erzittern schienen.
    Nach einigen stolpernden Schritten fühlte der Soldat kalten Stein im Rücken. Er blieb wie erstarrt stehen, den Blick auf die Mauer gerichtet, in der ein Quader fehlte. Feine Risse gingen von der Öffnung aus; sie wuchsen durch die anderen granitenen Blöcke. Das Licht der wenigen Glühbirnen verblaßte, und als sich die Dunkelheit zu verdichten begann, platzte die Wand mit einem donnernden Krachen auseinander. Etwas, das nur aus Schwärze bestand, sprang Grünstatt entgegen und umhüllte ihn mit einer fließenden Bewegung.
    Der Schrecken begann.

3. Kapitel
     
    Tavira, Portugal
    Mittwoch, 23. April • 02.35 Uhr (Mittlere Zeit Greenwich)
     
    Der rothaarige Mann erwachte ganz plötzlich. Der Schlaf löste sich von ihm wie ein abgestreifter Mantel, und zunächst begriff er nicht, was als Ursache dafür in Frage kam. Ein harter, anstrengender Tag auf dem Meer lag hinter ihm: hoher Seegang und schwere Netze, die eingeholt werden mußten. Eigentlich hätte er noch immer erschöpft sein müssen, doch statt dessen fühlte er sich hellwach. Warum?
    Dann verstand er.
    Er schnitt eine Grimasse und hieb die Faust einige Male auf den kühlen Sand neben der hölzernen Liege. In seinen Bewegungen kam Ärger zum Ausdruck, auch eine gewisse Verbitterung. Er hatte gehofft, diesen Augenblick nie erleben zu müssen, und sich immer wieder einzureden versucht, daß alles in Ordnung war. Jetzt aber wußte er, daß es sich um eine letztendlich unausweichliche Konsequenz handelte.
    Nur in Unterwäsche gekleidet stand er auf und ging durchs Zimmer. Seine Züge waren glatt und gleichmäßig, doch der olivfarbene Ton seiner Haut bildete einen auffallenden Kontrast zu seinem roten Haar. Seine Schultern waren breit und narbig, die Taille schmal.
    Mit katzenhafter Geschmeidigkeit wanderte er durch die kleine Hütte, nahm Hose und Hemd von einem Wandhaken und griff nach persönlichen Gegenständen, die auf dem Tisch neben der Tür lagen, während er in Gedanken bereits die Reiseroute nach Rumänien plante. Als er alle notwendigen Dinge gefunden hatte, legte er sie aufs Bett, rollte die Decke zusammen und schnürte sie an beiden Enden zu.
    Dann zog er eine Jacke über, warf sich das Deckenbündel über die Schulter, griff nach einer kurzen Schaufel und trat in die kühle, mondlose Nacht. Jenseits der Dünen rollten die Wellen des Atlantik auf den Strand. Er trat an den nächsten Sandhügel heran und begann zu graben. Nach gut einem Meter traf der Spaten auf einen festen Gegenstand. Der rothaarige Mann ließ sich auf die Knie sinken, strich den Sand mit den Händen beiseite, legte einen langen, schmalen und in Ölzeug gehüllten Kasten frei und zog ihn aus dem Loch. Der Behälter mochte etwa anderthalb Meter lang und fünfundzwanzig Zentimeter breit, aber nur einen Zoll dick sein.
    Der Mann zögerte und ließ die Schultern hängen, als er den Gegenstand betrachtete. Wie sehr hatte er sich gewünscht, ihn nicht noch einmal öffnen zu müssen. Er verdrängte seine Trauer und stieß die Schaufel erneut in den weichen Boden. Einige Minuten später holte er einen ungewöhnlich

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