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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Ihrem Nachtschrank. Und all ihre Kleider sind noch da.«
    »Kann ich mir das ansehen?«
    »Aber natürlich, kommen Sie und sehen Sie selbst.« Nellie erhob sich. Sie marschierten alle nach oben.
    Jack empfand das kleine, mit Rüschen überfrachtete Schlafzimmer erdrückend. Alles war entweder rosa oder plüschig oder beides.
    Die beiden Flügel der Balkontür am gegenüberliegenden Ende des Zimmers erregten sofort seine Aufmerksamkeit. Er öffnete sie und befand sich auf einem winzigen Balkon mit einer hüfthohen schmiedeeisernen Einfassung, der auf den Hinterhof hinausging. Vier bis fünf Meter unter ihm war ein Rosengarten und in einer schattigen Ecke stand das Spielzeughaus, das Vicky erwähnt hatte. Es schien viel zu schwer, um es unter das Fenster zu ziehen, und selbst wenn, dann hätte es die Rosenbüsche zerdrückt. Jeder, der hier hinaufklettern wollte, musste entweder eine Leiter mitbringen oder sehr gut springen können.
    »Hat die Polizei da unten irgendwelche Abdrücke gefunden?«
    Nellie schüttelte den Kopf. »Sie dachten, jemand könnte eine Leiter benutzt haben, aber dafür gab es keine Anzeichen. Der Boden ist hart und trocken, weil es schon so lange nicht mehr geregnet hat…«
    Eunice, das Hausmädchen kam herein. »Telefon, Ma’am.«
    Nellie entschuldigte sich und ließ Jack und Gia allein in dem Zimmer zurück.
    »Das Geheimnis des verschlossenen Zimmers«, sagte Jack. »Ich komme mir vor wie Sherlock Holmes.«
    Er ließ sich auf die Knie nieder und untersuchte den Teppich auf Spuren von Dreck, fand aber keine. Er sah unter das Bett: Dort stand nur ein Paar Hausschuhe.
    »Was tust du da?«
    »Ich suche nach Hinweisen. Ich bin angeblich ein Detektiv, weißt du noch?«
    »Ich glaube nicht, dass man über das Verschwinden einer alten Dame Witze machen sollte.« Jetzt, wo Nellie nicht mehr in Hörweite war, war Gias Tonfall wieder merklich frostiger.
    »Ich mache keine Witze, und ich nehme das auch nicht auf die leichte Schulter. Aber du musst schon zugeben, dass diese ganze Sache etwas von einem typisch britischen Krimi hat. Ich meine, entweder hat sich Tante Grace einen zusätzlichen Schlüssel für die Alarmanlage machen lassen und ist dann im Nachthemd – und ich wette, es ist rosa mit Plüschbesatz – in die Nacht hinausgelaufen, oder sie ist hier in ebendiesem Nachthemd vom Balkon gesprungen, oder aber jemand ist hier die Mauer hochgeklettert, hat sie k. o. geschlagen und sie ohne das geringste Geräusch verschleppt. Das klingt alles nicht besonders wahrscheinlich.«
    Gia schien ihm konzentriert zuzuhören. Das war wenigstens schon einmal etwas.
    Er ging zur Ankleide hinüber und sah sich die Parfümflaschen an. Es waren Dutzende. Einige der Namen hatte er schon einmal gehört, die meisten nicht. Er ging ins Badezimmer hinüber und stand dort noch mehr Fläschchen und Schachteln gegenüber: Glaubersalz, Bittersalz, Rizinusöl, indischer Flohsamen, Sorbitol, Macrogol, Aloe. Eine Flasche stand abgesondert von den anderen. Jack nahm sie in die Hand. Sie bestand aus klarem Glas mit einer zähen grünen Flüssigkeit im Innern und einen Standardschraubverschluss mit einem weißen Emailleüberzug. Mit einem Smirnoff-Etikett hätte man sie für eine Wodkaflasche halten können, wie sie in Flugzeugen ausgeschenkt wird.
    »Weißt du, was das hier ist?«
    »Frag Nellie.«
    Jack schraubte den Verschluss auf und roch daran. Eines war auf jeden Fall sicher – es war kein Parfüm. Es roch nach einer Kräutertinktur und nicht gerade angenehm.
    Als Nellie zurückkam, gelang es ihr nicht mehr so ganz, ihre Besorgnis zu verbergen. »Das war die Polizei. Ich habe vor einiger Zeit den zuständigen Beamten angerufen und er hat mir gerade erzählt, dass sie nichts Neues über Grace haben.«
    Jack reichte ihr das Fläschchen. »Was ist das?«
    Nellie sah sie einen Moment perplex an, dann ging ihr ein Licht auf.
    »Ach ja. Nellie hat das Montag mitgebracht. Ich weiß nicht, wo sie es herhat, aber offenbar ist das ein neues Produkt, das gerade getestet wird, und sie hat eine Gratisprobe erhalten.«
    »Aber wofür ist das gut?«
    »Es ist ein Laxantien.«
    »Ein was?«
    »Ein Laxantien. Ein Abführmittel. Grace war sehr darauf bedacht – man könnte auch sagen, sie war darauf fixiert –, eine geregelte Verdauung zu haben. Das war sie schon ihr ganzes Leben lang.«
    Jack nahm die Flasche zurück. Irgendetwas an einem ungekennzeichneten Fläschchen unter all den Markennamen kam ihm seltsam vor.
    »Kann ich das

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