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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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wie eine normale Person behandelte.
    »Liebst du Carl?«, fragte Vicky mit verkniffener Miene. Offensichtlich rechnete sie nicht mehr mit einer Antwort auf ihre letzte Frage und versuchte es jetzt in einer anderen Richtung.
    »Nein. So lange kennen wir uns noch nicht.«
    »Er ist doof.«
    »Er ist wirklich sehr nett. Du musst ihn nur kennen lernen.«
    »Doof, doofer, am doofsten!«
    Gia lachte und zog Vicky an den Zöpfen. Carl benahm sich wie jeder Mann, der es nicht gewohnt war, mit Kindern umzugehen. Er fühlte sich unsicher im Umgang mit Vicky und wirkte ihr gegenüber entweder steif oder herablassend. Es war ihm nicht gelungen, das Eis mit Vicky zu brechen, aber er gab sich Mühe.
    Carl war ein Unternehmensberater bei BBDO. Intelligent, witzig, gebildet. Vorzeigbar. Nicht wie Jack. Überhaupt nicht wie Jack. Sie hatten sich in seinem Büro kennen gelernt, als sie eine Auftragsarbeit für einen seiner Klienten abgeliefert hatte. Darauf folgten Telefonate, Blumen, Abendessen. Es entwickelte sich etwas. Noch keine Liebe, aber eine angenehme Beziehung. Carl war das, was man einen »guten Fang« nannte, aber Gia weigerte sich, so über einen Mann zu denken. Dann käme sie sich vor, als sei sie auf der Jagd. Aber das war sie nicht. Richard und Jack, die einzigen Männer, mit denen sie in den letzten zehn Jahren zusammen gewesen war, hatten sie beide tief enttäuscht. Daher hielt sie Carl zumindest zurzeit noch auf Abstand.
    Und doch … sie hatte gewisse Dinge zu berücksichtigen. Da Richard sich jetzt seit mehr als einem Jahr nicht mehr gemeldet hatte, war Geld zu einem dauerhaften Problem geworden. Gia wollte keine Unterhaltszahlungen, aber dann und wann eine Unterstützung für Vicky wäre eine große Hilfe. Richard hatte ihr einige Schecks geschickt, nachdem er sich nach England abgesetzt hatte. Natürlich in englischen Pfund ausgestellt, um ihr das Einlösen zu erschweren. Nicht dass er finanzielle Probleme hatte – ihm gehörte ein Drittel des Westphalen-Vermögens. Er war ganz bestimmt das, was diejenigen, die auf so etwas achteten, einen »guten Fang« nennen würden. Aber schon kurz nach ihrer Hochzeit hatte sie erkennen müssen, dass Richard oft sprunghaft und verantwortungslos war. Er war Ende letzten Jahres verschwunden. Man wusste nicht, wohin, aber niemand machte sich Sorgen darüber. Es war nicht das erste Mal, dass er aus einer Laune heraus irgendwohin gereist war, ohne jemanden darüber in Kenntnis zu setzen.
    Also kam Gia über die Runden, so gut sie konnte. Als Werbezeichnerin regelmäßig lukrative Honoraraufträge zu bekommen war schwer, aber sie schaffte es.
    Carl schanzte ihr Aufträge von seinen Klienten zu und sie wusste das zu schätzen, auch wenn es ihr Sorgen bereitete. Sie wollte nicht, dass die sich entwickelnde Beziehung von wirtschaftlichen Faktoren abhängig war.
    Aber sie brauchte diese Aufträge. Honoraraufträge waren ihre einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen und für Vicky nicht nur eine gute Mutter, sondern auch ein guter Vater zu sein. Sie wollte zu Hause sein, wenn Vicky aus der Schule nach Hause kam. Vicky sollte wissen, auch wenn ihr Vater sie im Stich gelassen hatte, ihre Mutter würde immer für sie da sein. Aber es war nicht einfach.
    Geld, Geld, Geld.
    Es lief immer auf das Geld hinaus. Es gab zwar nichts, was sie unbedingt kaufen wollte; nichts, was sie wirklich brauchte und mit mehr Geld hätte kaufen können. Sie wollte einfach nur Geld haben, damit sie sich nicht immer wegen des Geldes sorgen musste. Ihr Alltagsleben wäre erheblich einfacher, wenn sie in der Lotterie gewinnen oder ihr ein reicher Onkel ein Vermögen vermachen würde. Aber sie hatte keinen reichen Onkel in der Hinterhand und am Ende der Woche war auch nicht mehr genug Geld da, um es für Lotterielose auszugeben. Sie musste schon allein klarkommen.
    Natürlich wusste sie, dass nicht jedes Problem mit Geld zu lösen war. So naiv war sie nicht. Man brauchte sich nur ansehen, wie einsam und traurig Nellie zurzeit war. All ihr Reichtum konnte ihr ihre Schwester nicht zurückbringen. Aber mit einem kleinen Vermögen im Rücken könnte Gia nachts erheblich besser schlafen.
    Das erinnerte Gia daran, dass sie noch ihre Miete zahlen musste. Sie hatte die Rechnung gestern vorgefunden, als sie kurz in ihrer Wohnung nach dem Rechten gesehen hatte. Hier zu wohnen und Nellie Gesellschaft zu leisten war zwar eine angenehme Abwechslung – es war feudal, kühl und bequem.  Aber es hielt sie von der Arbeit ab. Bei

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