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Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft

Titel: Widersacher-Zyklus 02 - Die Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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vor allem war da Kolabati, die so viel Interesse zeigte, die begierig darauf war, das zu hören, was er zu erzählen hatte, dass er immer weiterredete, dass er mehr sagte, als er eigentlich sagen wollte, nur damit die Faszination in diesen Augen nicht abebbte. Er redete mit ihr, wie er noch nie mit jemandem geredet hatte – außer vielleicht mit Abe. Aber der hatte die Dinge über ihm im Laufe vieler Jahre erfahren und in den meisten Fällen war er sogar involviert gewesen. Kolabati erfuhr das alles auf einmal.
    Während seiner Erzählung achtete Jack auf jede ihrer Reaktionen. Er fürchtete, sie könnte sich von ihm abwenden wie Gia. Aber Kolabati war offenbar nicht wie Gia. Ihre Augen hingen begeistert an ihm, fasziniert und … bewundernd.
    Trotzdem wurde es Zeit, aufzuhören. Er hatte genug erzählt. Einen Augenblick saßen sie still da und spielten mit ihren leeren Gläsern. Jack wollte sie gerade fragen, ob er dem Kellner einen Wink geben sollte, als sie sich ihm zuwandte.
    »Sie zahlen keine Steuern, oder?«
    Die Feststellung überraschte ihn. Unbehaglich fragte er sich, wie sie das wissen konnte.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich spüre, dass Sie sich dafür entschieden haben, aus dieser Gesellschaft auszusteigen. Habe ich recht?«
    »Entschieden, aus der Gesellschaft auszusteigen. Hört sich interessant an.«
    »Das ist nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage.«
    »Ich betrachte mich als eine Art unabhängiger Staat. Ich erkenne keine anderen Regierungen innerhalb meiner Grenzen an.«
    »Aber Sie haben sich nicht nur von der Regierung losgesagt. Sie leben und arbeiten vollkommen außerhalb und unbeobachtet von der Gesellschaft. Warum?«
    »Ich bin kein Intellektueller. Ich kann Ihnen kein sorgfältig ausformuliertes Manifest präsentieren. Es ist einfach die Art, wie ich leben will.«
    Ihre Augen bohrten sich in die seinen. »Das akzeptiere ich nicht. Irgendetwas hat für diese Entscheidung den endgültigen Ausschlag gegeben. Was war das?«
    Diese Frau war unheimlich. Es war beinahe so, als könne sie in ihn hineinsehen, und all seine Geheimnisse lägen offen vor ihr. Ja, es hatte ein Ereignis gegeben, das ihn vom Rest der Gesellschaft isoliert hatte. Aber das konnte er ihr nicht erzählen. Er fühlte sich wohl in ihrer Gesellschaft, aber er würde ihr keinen Mord gestehen.
    »Das möchte ich lieber nicht sagen.«
    Sie musterte ihn. »Leben Ihre Eltern noch?«
    Jack spürte, wie er sich innerlich anspannte. »Nur noch mein Vater.«
    »Ich verstehe. Ist Ihre Mutter eines natürlichen Todes gestorben?«
    Sie kann Gedanken lesen! Es gibt keine andere Erklärung!
    »Nein. Und ich will dazu wirklich nicht mehr sagen.«
    »Schon gut. Aber egal, wie Sie zu dem geworden sind, was Sie sind, ich bin sicher, es war nichts Ehrenrühriges dabei.«
    Ihr Vertrauen in ihn freute ihn, machte ihn aber gleichzeitig verlegen. Er wollte das Thema wechseln.
    »Möchten Sie etwas essen?«
    »Ich bin am Verhungern.«
    »Gibt es ein Restaurant, dass Sie bevorzugen? Es gibt einige indische Restaurants …«
    Sie runzelte die Stirn. »Wenn ich Chinesin wäre, würden Sie mir dann Frühlingsrollen vorschlagen? Trage ich einen Sari?«
    Nein. Dieses eng anliegende weiße Kleid kam wahrscheinlich direkt aus einer Pariser Boutique.
    »Dann französisch?«
    »Ich habe eine Zeit lang in Frankreich gelebt. Jetzt lebe ich in Amerika. Ich will amerikanisches Essen.«
    »Gut, ich esse auch lieber da, wo ich mich entspannen kann.«
    »Ich will in einen Southern-Ribs-Laden.«
    Jack lachte laut auf. »In der Nähe meiner Wohnung ist einer. Ich gehe da ziemlich häufig hin. Ich muss zugeben, wenn es ums Essen geht, dann lasse ich mich eher von Quantität als von Qualität beeindrucken.«
    »Gut. Sie wissen also, wo es hingeht?«
    Er war schon beinahe aufgestanden, setzte sich dann aber wieder. »Moment mal. Die Rippchen … Inder essen doch kein Schweinefleisch, oder?«
    »Nein, was Sie meinen, sind Pakistanis. Die sind Moslems und Moslems essen kein Schweinefleisch. Ich bin Hindi. Wir essen kein Rindfleisch.«
    »Oh.«
    »Ich habe gehört, es gibt dort eine gute Salatbar und Shrimps in Mengen. Und Bier und Wein, so viel man trinken kann.«
    »Dann los«, sagte Jack und bot ihr seinen Arm an.
    Sie schlüpfte in ihre Schuhe und erhob sich mit einer grazilen, fließenden Bewegung. In einem Sekundenbruchteil stand sie neben ihm. Jack warf ein paar Geldscheine auf den Tisch und wandte sich zum Gehen.
    »Keine Quittung?«, fragte Kolabati mit einem

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