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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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zuschob, blickte sie auf und bemerkte, dass Carol sie mit entsetztem Gesicht ansah. Ihre Beine spannten sich, ihr Becken zuckte und stieß das Spekulum heraus. Es klapperte auf den Boden.
    »Sie kommt zu sich!«, rief Grace. Sie sah zu der Frau hoch, die neben Carols Kopf stand: »Geben Sie ihr mehr Chloroform. Schnell!«
    Aber die Frau achtete gar nicht auf sie. Auf ihrem Gesicht stand ebenfalls das Entsetzen. Grace bemerkte jedoch, dass der Blick der Frau auf etwas über und hinter ihr gerichtet war. Plötzlich kreischten die anderen Frauen auf und wichen mehrere Schritte zurück.
    »Was ist los? Ihr dürft sie nicht loslassen!«
    Dann spürte sie, wie sich eine kalte Hand mit eisernem Griff um ihren Nacken schloss.
     
    22.
     
    Das entsetzliche Geschehen drang gar nicht richtig zu ihr durch, denn Carol bemerkte in diesem Augenblick, dass niemand sie mehr festhielt. Es gelang ihr, sich wieder auf die Seite zu rollen, aber sie rollte zu weit. Plötzlich fiel sie. Sie schlug hart auf dem Linoleumboden auf und lag einen Augenblick wie betäubt da.
    Sie schüttelte den Schmerz, den Schwindel und die Übelkeit ab und benutzte das Tischbein als Stütze, um sich in eine kniende Haltung hochzuziehen, wobei sie instinktiv das Kleid wieder über die Knie herunterzog. Auch wenn sie darunter nackt war, befriedigte der dünne Stoff doch zumindest ihr Schamgefühl.
    Mitten im Raum kämpften Emma und Grace miteinander. Emma versuchte, Graces Hals zu fassen zu kriegen, aber diesmal setzte sich Grace zur Wehr, sodass Emma der tödliche Griff, den sie im Salon angewandt hatte, diesmal nicht gelang. Und die Axt – oh Gott, die Axt steckte immer noch in Emmas Kopf!
    Die anderen Frauen drängten sich mit dem Rücken dicht gedrängt an die Wände wie die Passagiere in diesen Karussells in den Freizeitparks, die durch die Fliehkräfte nach außen gedrückt werden.
    Zwei der Männer kamen aus der Eingangshalle herein, zögerlich, wie Mäuse, die zusehen, wie sich zwei Katzen bekämpfen. Sie flüsterten untereinander. Carol fragte sich, wo der Rest von ihnen wohl war, vor allem dieser Dünne – Martin.
    Plötzlich gab Grace mit einem erstickten Schrei ihren Widerstand auf und Carol sah, dass Emma allmählich wieder ihren Würgegriff zurückgewann. Schwach und angegriffen, wie sie war, versuchte Carol sich über ihre Achterbahn fahrenden Gefühle klar zu werden. Sie wollte, dass Grace aus dem Verkehr gezogen wurde, dass man sie irgendwo einsperrte, wo sie ihr oder ihrem Baby nie wieder Schaden zufügen könnte, aber sie wollte sie nicht tot sehen – vor allem nicht durch die Hände dieses wandelnden Schreckgespenstes, das einmal Emma Stevens gewesen war.
    Die beiden Männer schienen aus Graces Lebensgefahr Kraft zu schöpfen. Sie stürzten vor und versuchten Emma von ihr fortzuziehen. Zwei der Frauen kamen ihnen zu Hilfe. Diesmal gelang es ihnen, Grace zu befreien, indem sie Emmas Arme nach außen rissen, weg von Grace, jeden in eine andere Richtung. Grace taumelte aus dem Griff und keuchte nach Luft, aber Emma schüttelte die Auserwählten ab und langte hinter ihren Kopf. Ohne eine Miene zu verziehen, ohne das geringste Anzeichen, dass sie Schmerzen litt, ruckelte sie an dem Axtgriff, bis die Schneide sich mit einem feuchten Schmatzen aus ihrem Schädeldach löste.
    Carol wusste, was als Nächstes kommen würde, wie wohl jeder andere im Raum, trotzdem war sie außerstande, das zu verhindern. So wenig wie jemand von den Auserwählten. Oder Grace.
    Immer noch mit diesem schrecklichen Grinsen hob Emma die Axt, bis der blutbefleckte Axtkopf beinahe die Decke berührte. Grace schrie auf und hob die Arme über den Kopf, aber das nützte ihr nichts. Die Axt fuhr mit blitzschneller Bewegung und brutaler Kraft herunter.
    Carol schrie auf und wandte den Blick ab, bevor der Hieb auftraf, aber sie hörte den splitternden Aufprall, dann Schreie und davonrennende Schritte, danach hörte und fühlte sie ein schweres Plumpsen auf den Boden.
    Dann Stille.
    Langsam öffnete Carol die Augen. Sie hatte den Kopf gesenkt. In ihrem Blickfeld lag auf der anderen Seite des Tisches ein schlaffer ausgestreckter Arm und auf dem Boden war Blut. Sie kämpfte gegen die Übelkeit an und hob den Kopf. Emma stand noch immer mitten in der Küche, starr und schwankend. Sie sah Carol an und für einen Augenblick war da ein Funken Leben in ihren toten Augen – vielleicht ein Funken von Emma. Aber wenn dem so war, dann war es eine unglückliche, unendlich traurige

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