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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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ruhig. Jonah Stevens hatte bestimmt versucht, sich seiner Fesseln zu entledigen und die Männer hatten ihn überwältigen müssen. Glücklicherweise waren es so viele da draußen. Sie würden dafür sorgen, dass sie genügend Zeit hatte, ihre heilige Aufgabe durchzuführen.
    Alles war bereit, jeder an seinem Platz.
    Carols Beine wurden von zwei der Frauen in der richtigen Haltung fixiert. Ihre Vagina und der Damm waren mit Betadine desinfiziert. Eine dritte Frau stand an ihrem Kopf, bereit, ihr weiteres Chloroform zu verabreichen, falls das notwendig sein sollte. Die vierte Frau hockte mit einer Lampe neben Carol.
    Grace schmierte Gleitmittel auf das kalte Spekulum aus Stahl und schob es in Carols Vagina –
    Nein. Nicht Carols Vagina. Eine Vagina. Sie musste Abstand zu der Sache behalten. Nur so würde sie es schaffen, ihr Werk zu Ende zu führen. Das hier war nicht ihre Nichte, das war eine Schaufensterpuppe, eine lebensechte Nachbildung.
    Sie führte das Spekulum zuerst von der Seite ein, dann drehte sie es um 90 Grad und drückte die Griffe zusammen. Die Blätter gingen auseinander und der wellige Tunnel der Scheidenhöhle lag offen vor ihr. Eine kleine Korrektur des Winkels und der Muttermund kam in Sicht, eine rosane, münzegroße Erhebung mit einer tiefen Einbuchtung in der Mitte – der Zervikalkanal, der in Carols Gebärmutter führte –
    Nein! In die Gebärmutter. Irgendeine Gebärmutter. Von irgendwem, aber nicht Carol.
    Hinter dem Zervikalkanal, hinter dem inneren Muttermund, wuchs der Antichrist heran.
    Sie nahm die Gebärmuttersonde, eine dünne Stahlstange mit einer kleinen Kugel am Ende. Damit ließ sich die Tiefe von Carols – von irgendjemandes – Gebärmutter bestimmen. Mit dieser Information ließ sich eine der schlimmsten Komplikationen einer Abtreibung vermeiden – die Perforation der Gebärmutterwand.
    Nach der Vermessung würde sie den inneren Gebärmuttermund allmählich mit einer Anzahl gebogener Stahldilatoren erweitern, bis er offen genug war, um die Kürette durchzulassen.
    Dann würde sie mit der Ausschabung beginnen.
    Sie würde die inneren Wände der Gebärmutter säubern, bis sie das embryonale Teufelskind von seinem Nistplatz gerissen hatte. Und dann würde sie die blutigen Gewebe- und Schleimhautstückchen nehmen und im Kamin verbrennen. Daraufhin würde sie die Asche in alle Winde zerstreuen.
    Und danach war die Welt dann wieder sicher.
     
    20.
     
    Carol wurde sich allmählich bewusst, dass sie sehen konnte. Sie stellte fest, dass sie an ihrem Körper entlangsah. Es war, als würde man in eine tiefe Schlucht blicken. Ihre Scham bildete den Boden und ihre hochgereckten Beine die Wände. Und umrahmt von dieser Schlucht war Graces Gesicht. Sie versuchte, sich zu rühren, zu rufen, aber ihre Glieder versagten den Dienst.
    War es vorbei? Hatten sie ihr Baby getötet?
    Wenn ich mich doch bewegen könnte!
    Dann hörte sie die Stimme von Grace: »Wir können anfangen.«
    Es war noch nicht vorbei. Sie hatte immer noch eine Chance. Aber sie brauchte Hilfe – sie konnte das nicht allein.
    Sie dachte an ihre Eltern, die jetzt seit so vielen Jahren tot waren, und wünschte, sie könnten jetzt hereinstürmen und sie retten. Ihr Vater würde Grace wegzerren und seiner Schwester für das, was sie hier tun wollte, die Hölle heiß machen.
    Sie versuchte sich wieder zu bewegen und dieses Mal spürte sie, wie ihre Gliedmaßen ganz geringfügig reagierten. Aber nicht genug. Sie musste weg von hier, aber sie war so schwach. Zu schwach, um sich zu wehren.
    Wenn ihr Jim nur hier wäre – er würde Kleinholz aus diesen Leuten machen und sie befreien.
    Aber Jim war tot, genau wie ihre Eltern. Und wie Emma. Sie waren alle tot. Vielleicht waren Jonah und Bill jetzt auch schon tot. Von den Toten war keine Hilfe zu erwarten. Sie musste es allein schaffen.
    Allein. Von jetzt an würde sie alles allein schaffen müssen. Sie musste jetzt damit anfangen.
    Die Frauen, die ihre Beine festhielten, wirkten nervös und abgelenkt. Niemand hielt ihre Arme fest. Carol nahm all ihre Kraft zusammen und drehte ihren Körper teilweise auf die Seite. Sie versuchte, die Bewegung fortzusetzen, sich vom Tisch zu rollen. Sie hörte Grace rufen bei der abrupten Bewegung und spürte Hände, die sie wieder auf den Rücken zurückdrehten.
    In diesem Moment sah sie Emmas blickloses, grinsendes, blutüberströmtes Gesicht in der Schlucht über Graces Kopf auftauchen.
     
    21.
     
    Als sie die Gebärmuttersonde auf den Muttermund

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