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Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld

Titel: Widersacher-Zyklus 05 - Nightworld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Osten, immer von Osten. Wo kam dieser Wind her? Und wohin blies er?
    In diesem Augenblick wusste Kolabati ohne jeden Zweifel, dass die Welt angefangen hatte, sich zu verändern. Aber wie? Und warum?
    Sie spürte das tiefe seismische Grollen mehr, als sie es hörte. Die Lanai unter ihren Füßen schien zu schwanken.
    Haleakala?
    Konnte es sein, dass der alte Vulkan wieder zum Leben erwachte?

Donnerstag
    RADIO WFPW
    FREDDY: Hey! Was geht da vor, Leute? Hier heißt es, die Sonne sei heute wieder verspätet aufgegangen. Komm schon, Sonne! Reiß dich zusammen! Du warst heute über fünfzehn Minuten überfällig. Schaff dir einen neuen Wecker an!
    Samtgemeinde Monroe
    Bill erkannte seine Heimatstadt kaum wieder.
    Er blickte sich ehrfürchtig um, als er hinter dem Lenkrad von Glaekens top gepflegtem alten Mercedes 240D an Monroes sonnenbeschienener Hafenmeile entlangzuckelte. Neue Wohnblocks waren im Osten entstanden, die Schienen der Straßenbahn waren eingeebnet und die Fassaden an der alten Hauptstraße waren mit Schindeln im Stil des neunzehnten Jahrhunderts restauriert worden.
    »Das ist ja furchtbar«, sagte er laut.
    Glaeken auf dem Beifahrersitz richtete sich auf und sah sich um.
    »Der Verkehr? Mir scheint der gar nicht so schlimm.«
    »Nicht der Verkehr – die Stadt. Was haben die damit nur gemacht?«
    »Ich habe gehört, heutzutage versuchen viele Städte, Touristen anzulocken.«
    »Aber ich bin hier groß geworden. Das ist meine Heimatstadt. Und jetzt sieht sie aus wie ein Freizeitpark … wie die Kommerz-Version eines Walfängerdorfes.«
    »Ich habe noch nie so ein Walfängerdorf gesehen.«
    Bill sah Glaeken an. »Ich schätze, Sie wissen, wie die ausgesehen haben, was?«
    Glaeken schwieg.
    Bill fuhr weiter und schüttelte missbilligend den Kopf über all die Veränderungen. Wenigstens hatten sie die Ziegelsteine des Rathauses in ihrer ursprünglichen Form belassen und auch am hohen weißen Turm der presbyterianischen Kirche nichts geändert. Erleichtert bemerkte er, dass es Crosbys Yachthafen noch gab und man bei Memisons immer noch speisen konnte. Etwas von der alten Stadt war noch da, also fühlte er sich nicht ganz verloren.
    Aber eigentlich hatte er heute Morgen auf ein freudiges Wiedererkennen gehofft, auf das Gefühl, hierher zu gehören, nach Hause zu kommen. Jetzt war ihm klar, in Monroe würde er das nicht finden.
    Trotzdem war es immer noch besser, als herumzusitzen und zu warten und die Unruhe in sich köcheln und brodeln zu lassen. Wahrscheinlich gab es nichts, was er tun konnte, um die wachsende Furcht auszublenden, vor allem nicht, seit er gehört hatte, dass der Sonnenaufgang am heutigen Tag sogar mit noch größerer Verspätung erfolgt war.
    »Ich weiß immer noch nicht, wozu Sie mich dabei haben wollen, abgesehen von meiner Funktion als Fahrer.«
    Er kam sich merkwürdig vor, weil er jetzt wieder Priesterkragen und Soutane trug. Die Kleider passten ihm, aber nur äußerlich. Er betrachtete sich selbst nicht mehr als Priester, weder in seinen Gedanken noch in seinem Herzen oder seiner Seele.
    »Schon Ihre Gegenwart wird mir helfen.«
    »Aber Sie werden das ganze Reden übernehmen und was soll ich dann tun? Herumstehen und fromm gucken?«
    »Sie können alles sagen, was Sie wollen.«
    »Da danke ich aber artig. Ich werde Angst haben, den Mund aufzumachen, weil ich keine Ahnung habe, was überhaupt los ist. Sie lassen sich zu wenig in die Karten sehen, Glaeken. Inzwischen müssten Sie wissen, dass Sie mir vertrauen können. Und wenn ich weiß, was vor sich geht, kann ich vielleicht tatsächlich von Nutzen sein.«
    Glaeken seufzte. »Sie haben natürlich recht. Ich hatte gar nicht vor, Sie außen vor zu lassen. Es ist reine Gewohnheit. Ich habe so lange Zeit so viele Geheimnisse für mich behalten …« Seine Stimme verebbte.
    »Und?«
    »Wir sind wegen dem Dat-Tay-Vao nach Monroe gekommen.«
Bill musste lachen. »Schön! Das erklärt alles!«
    »Der Name kommt aus dem Vietnamesischen. Eigentlich hat das Dat-Tay-Vao keinen Namen. Es ist eine elementare Kraft, aber sie ist so lange durch Südostasien gewandert, dass es bequem ist, sie bei dem Namen zu nennen, unter dem die Einheimischen sie seit Jahrhunderten kennen.«
    »Dat-Tay-Vao.« Bill ließ die fremdartigen Silben über seine Zunge gleiten. »Was bedeutet das?«
    »Ganz frei übersetzt: ›die Hand auflegen‹. Es gibt ein altes vietnamesisches Volkslied darüber:
    Es sucht, doch lässt sich nicht suchen.
    Es findet, doch lässt sich nicht

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